Der Einfluss verschiedener Haplotypen des Glukokortikoid-Rezeptor-Gens auf selektive Top-down und Bottom-up-Aufmerksamkeit

Verantwortlich: Dipl.-Psych. Katja Kerstin Schneider

Cortisol ist das wichtigste Glucocorticoid im menschlichen Organismus. Dieses in der Nebennierenrinde gebildete Hormon beeinflusst breite Bereiche des Stoffwechsels, z.B. den Kohlehydrate- und Fettstoffwechsel. Pharmakologisch wird Cortisol zumeist aufgrund der immunsuppressiven und entzündungshemmenden Wirkung verwendet.  Bedeutsam ist auch die Wirkung von Cortisol als „Stresshormon“. Bei einer akuten Stressepisode wird Cortisol ausgeschüttet, um den Körper in einen besonders aktivierten und leistungsbreiten Zustand zu versetzen. Chronischer Stress hat allerdings negative gesundheitliche Konsequenzen und äußert sich zum Beispiel in einem erhöhten Risiko für koronare Erkrankungen. Die Effekte von Cortisol werden über den Glucocorticoid-Rezeptor vermittelt, an den das Hormon bindet.  Im zentralen Nervensystem kommt dieser Rezeptor unter anderem im Cortex, dem Hippocampus, der Amygdala und dem Thalamus reichhaltig vor (Morimoto et al., 1996). Unterschiedliche genetische Varianten des Glucocorticoidrezeptors können zu einer veränderten Sensitivität gegenüber Stressepisoden führen (Ridder et al., 2005).

In diesem Projekt sollen die Auswirkungen von verschiedenen genetischen Variationen des Glucocorticoid-Rezeptor-Gens auf kognitive Prozesse untersucht werden. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die mögliche Modulation von selektiver visueller Aufmerksamkeit. Top-down-Aufmerksamkeit und Bottom-up-Aufmerksamkeit sind zwei komplementäre Formen der selektiven Aufmerksamkeit, unterschieden dadurch, ob die Aufmerksamkeitsfokussierung durch Verhaltensziele, -strategien und aktuelle Aufgabenstellungen erfolgt (Top-down-Aufmerksamkeit) oder durch besonders auffällige Stimuli gelenkt wird (Bottom-up-Aufmerksamkeit). In dem Projekt soll untersucht werden, ob genetische Variationen des Glucocorticoid-Rezeptor-Gens sich auf diese Arten der selektiven Aufmerksamkeit unterschiedlich auswirken.