Dienstag, 10. Februar 2015, 18 Uhr – VHS Trier, Raum 5, Palais Walderdorff, Domfreihof

Jörn Leonhard (Universität Freiburg) 

1917 und die Revolution steigender Erwartungen: Zur Globalität von Krieg und Frieden

1917 wurde ein Jahr globaler Übergänge, einer Formverwandlung der Geschichte. Es markierte nicht allein die Phase, in der sich der Krieg nochmals in seinen Formen veränderte, technologisch und taktisch, sondern vor allem durch die Verknüpfung von Weltkrieg, Revolution und Bürgerkrieg in Russland. Während der Krieg im Osten Europas zu Ende zu gehen schien und sich im Schatten dieses Kriegsendes neue Gewaltzonen ausbildeten, expandierte er in viele andere Weltregionen - weit über Westeuropa hinaus. Durch den Kriegseinritt der Vereinigten Staaten kam es zu einer weltweiten Welle neuer Erwartungen, die sich mit dem Programm des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson verbanden und zu einem starken kolonialkritischen Impuls für Gesellschaften in Afrika und Asien führten. Hinzu trat das langfristig einflussreiche neue Ordnungsmodell der Bolschewiki in Russland. Was genau machte 1917 zur Binnenschwelle des Krieges, zum Moment des Umbruchs zwischen den Erbschaften des 19. Jahrhunderts und neuen Utopien, zwischen alten und neuen Akteuren im Zeichen eines globalen Umbruchs?


Jörn Leonhard

geb. 1967, 1987-1994 Studium der Geschichte, Politischen Wissenschaft und Deutschen Philologie in Heidelberg und Oxford; 1992 Master of Studies in Modern History, Universität Oxford; 1994 Magisterabschluss an der Universität Heidelberg; 1998 Promotion an der Universität Heidelberg; 1998-2003 Fellow and Tutor in Modern History, Universität Oxford; 2001 Visiting Research Fellow der Alexander-von-Humboldt-Stiftung am German-American Center for Visting Scholars in Washington/DC; 2003/04: Stipendiat am Historischen Kolleg, München; 2004 Habilitation an der Universität Heidelberg; 2004 bis 2006 Hochschuldozent für Westeuropäische Geschichte an der Universität Jena; seit 2006 Inhaber des Lehrstuhls für Westeuropäische Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg; 2007 bis 2012 Direktor der School of History am Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS); 2012/13 Visiting Fellow am Minda de Gunzburg Center for European Studies, Harvard University.

Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: Liberalismus – Zur historischen Semantik eines europäischen Deutungsmusters, München 2001 (Dissertation 1998); Bellizismus und Nation. Kriegsdeutung und Nationsbestimmung in Europa und den Vereinigten Staaten 1750-1914, München 2008 (Habilitationsschrift 2004); Imperiale Vergangenheiten – (post)imperiale Gegenwart. Prozesse und Repräsentationen, hg. zusammen mit Rolf Renner, Berlin 2009; Empires und Nationalstaaten im 19. Jahrhundert (zusammen mit Ulrike von Hirschhausen), 2. Aufl. Göttingen 2010; Comparing Empires. Encounters and Transfers in the Nineteenth and Early Twentieth Century, hg. mit Ulrike von Hirschhausen, 2. Aufl. Göttingen 2012; Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs, 4. Aufl., München 2014.