Wie binde ich ein Buch?

Hallo liebe Kinder!

Diesen Samstag bin ich in der Uni herumspaziert und traf plötzlich auf eine Gruppe Kinder. Sie begrüßten mich ganz stürmisch und erzählten mir, dass wieder einmal eine Kinder-Uni Veranstaltung stattfindet – und zwar eine, die so noch nie stattgefunden hat. Die Veranstaltung hieß nämlich „Wie binde ich mir ein Buch?“ und wurde geleitet von Mitarbeitern der Uni Bibliothek. Da ich nichts anderes vorhatte, schloss ich mich den Kindern an und zusammen erlebten wir drei interessante und abwechslungsreiche Stunden. Zuallererst gingen wir in die Buchbinderei der Bibliothek und bekamen eine Führung - und somit einen groben Überblick, was auf uns zukommen würde. Denn stellt euch vor, jeder von uns durfte sich ein eigenes Buch binden und dieses mit nach Hause nehmen.

Auf die Anfangsfrage, wie man Blätter denn zusammen ‚binden‘ könnte, wussten die Kinder schon einiges: man könne Fäden durch die Blätter ziehen oder durch den Falz binden. Außerdem könnte man sie kleben oder leimen. Damit waren sie schon gar nicht so falsch. Die Technik, die wir ausprobieren würden, war das lumbecken. So nennt man das Zusammenkleben von einzelnen Blättern mit Leim zu einem Buchblock. Der Name kommt von dem Erfinder dieses Verfahrens. Er hieß Emil Lumbeck.

Nach der Einführung wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt und machten uns in diesen in unterschiedlichen Reihenfolgen an das Buchbinden.

Eine Gruppe begann mit den verdrehten Zettelblöcken, die einzige Aufgabe, die nichts mit dem Buchbinden zu tun hatte. Trotzdem waren alle mit großem Eifer bei der Sache, einige Kinder nahmen 3 oder 4 dieser verdrehten Blöckchen mit nach Hause. Dieser Zettelblock ist ein ganz normaler Abreißblock, der mit einer speziellen Technik im Uhrzeigersinn verformt wurde. An einer Seite wird er dünn mit Leim bestrichen, so dass sich die Blätter mühelos abreißen lassen. Ein tolles Geschenk, auch nachträglich zum Vatertag, meinte ein Kind.

Die zweite Gruppe begann damit, ihre Namen mit Goldlettern auf den Buchumschlag zu prägen. Prägen, so wurde uns erklärt, ist etwas Ähnliches wie drucken. Der Unterschied besteht darin, dass man Buchstaben aus Metall, der Buchbinder sagt dazu Lettern, mit hohem Druck in ein weiches Material prägt. Woran viele von uns nicht gedacht haben war, dass man die Letter verkehrt herum in die Presse legen musste. So wurde einmal aus dem Namen ‚Jenna‘ - ‚anneJ‘. Aber danach wussten wir Bescheid.

Die letzte Gruppe fing mit dem lumbecken an – was das ist, habe ich euch ja schon erklärt. Was war das nochmal? Richtig, das Zusammenkleben einzelner Blätter. Anschließend wurde eine Gaze, das ist ein Stoff mit vielen Löchern (ähnlich wie eine Mullbinde), auf den geleimten Rücken unseres Buches geklebt. So halten die Blätter besser zusammen und unser Buch geht nicht so schnell kaputt.

Ihr merkt schon, dass waren vielleicht spannende Aufgaben. Immer wenn eine Gruppe mit ihrer Aufgabe fertig war, haben wir durchgewechselt. So hatte am Ende jeder mindestens einen Zettelblock, ein geprägtes Buchcover und einmal einen geleimten Blätterblock mit einer Gaze. Die nächste Aufgabe war, den Blätterblock in das Buchcover zu kleben und diese mit einer riesigen Schneidemaschine zurechtzuschneiden, sodass nirgendswo Blätter überstanden. Besonders gefallen hat mir auch, dass jeder noch eine Buchdruck-Urkunde hinten in sein Buch geklebt bekommen hat. Außerdem, dass auf dem Buchrücken noch einmal die wichtigsten Begriffe erklärt waren. So konnte jedes Kind in richtiger Buchdruck-Sprache seinen Eltern ganz genau erzählen was wir gemacht haben.

Die Zeit verging wie im Fluge und plötzlich war es auch schon Zeit zu gehen. Voll bepackt mit Büchern und Zettelblöcken verließen wir die Bibliothek. Ich kann euch sagen, das nächste Jahr bin ich auch wieder dabei. Mal schauen, ob ich bis dahin alle Fachbegriffe behalten kann….

Alles Liebe und bis bald,

eure Klara Schlaufuchs