Lebensraum Tümpel – Keschern, Experimentieren, Mikroskopieren

Hallo Kinder,

wenn es draußen im Sommer warm ist, erfrischen sich sicher viele von euch gerne nach der Schule beim Schwimmen in den Seen und Teichen der Umgebung. Der kleine Teich hinter dem Campus-2-Gebäude der Universität erschien auch mir an diesem warmen Sommertag als idealer Ausflugsort. Allerdings war ich nicht zum Baden da, sondern um mit Herrn Dr. Michael Jeschke und den anderen fleißigen Kinderstudenten den „Lebensraum Tümpel” und seine vielen Bewohner kennen zu lernen.

Neben den dort badenden Hunden (Studenten haben wir leider keine ins Wasser hüpfen sehen), interessierten uns vor allem die natürlich am und im Wasser lebenden Tiere und Pflanzen. Schon als wir ankamen, begegneten uns zahlreiche Insekten, zu denen Herr Jeschke uns interessante Dinge erzählte: Wusstet ihr zum Beispiel, dass Königslibellen kilometerweite Strecken am Stück fliegen können? Am liebsten halten sie sich dann aber doch an stehenden Gewässern wie Seen und Tümpeln auf. Und der Plattbauch, ebenfalls eine Libellenart, fängt andere Insekten mitten im Flug und frisst seine Beute sogar ohne zu dafür landen zu müssen.

Damit wir an die im Wasser lebenden Wesen herankamen, hatten Herr Jeschke und seine Helfer einen Kescher dabei, ein sehr feines Netz mit einem Gefäß voller winziger Löcher am unteren Ende, das an einer Stange befestigt war. Wenn man dieses mehrmals durch den Tümpel zog – was alle Kinder mal ausprobieren durften – konnte man dazwischen das Wasser abtropfen lassen, während sich immer mehr Tiere und Pflanzen darin ansammelten.

Ein paar Kinder hätten mit dem Kescher auch gerne Fische gefangen, die aber immer wieder entkamen. Herr Jeschke erklärte uns, dass sie durch druckempfindliche Zellen an ihrer Körperoberfläche Bewegungen wahrnehmen können, sodass sie den sich nähernden Kescher auch im trüben Wasser bemerkten und sich nicht fangen ließen.

Bevor wir mit unserer Beute nach drinnen gingen, warf Herr Jeschke den Kescher noch ein paar mal kräftig aus, um in der Mitte des Tümpels an Lebewesen aus tieferen Bereichen heran zu kommen, wo sie sich vor den nahe der Wasseroberfläche jagenden Raubtieren verstecken.

Im Gebäude bekamen wir alle einen Arbeitsplatz mit einem eigenen Mikroskop. Zuerst erklärte Herr Jeschke uns, wie man diese benutzen muss, was aber zum Glück nicht schwer war, sodass wir bald mit der spannenden Suche nach den Lebewesen beginnen konnten, die unser bloßes Auge nicht wahrnehmen konnte.

Ich hätte gar nicht gedacht, wie viel Lebendiges sich in so einem Tümpel versteckt! In dem kleinen Tropfen Wasser, den jeder von uns auf seinen Objektträger bekam, wimmelte es von winzigen Tieren und Pflanzen, die teilweise so schnell herum wuselten, dass es schwierig war, sie im Auge zu behalten. Wir sahen Pantoffeltierchen, Sack-, Zangen- und Wappen-Rädertierchen, verschiedenste Arten von Algen, Stachel- und Dornensterne und vieles mehr.

Oft waren die gesuchten Wesen so klein, dass wir selbst unter dem Mikroskop eine Weile suchen mussten, bis wir alle gefunden hatten.

Bei vielen der Tiere waren bei ausreichender Vergrößerung unter dem Mikroskop die inneren Organe zu entdecken und bei manchen konnten wir im Magen sogar noch das Mittagessen erkennen, das meist aus Algen bestand, die trotz ihrer zahlreichen Verteidigungsstrategien gefressen wurden:

So lassen sich manche Algen von Schleimkolonien umgeben, um größer zu werden und nicht mehr so leicht im Maul eines Tieres landen zu können. Andere können es riechen, wenn ein Tier sich nähert und fahren dann spitze Stacheln aus.

Nachdem wir ein bisschen die von den Kindern selbst genommenen Proben von der Wasseroberfläche untersucht hatten, wurde es noch einmal richtig spannend, als wir Wasser aus den tieferen Tümpelregionen und sogar etwas Schlamm vom Grund unter unsere Mikroskope bekamen. Hier lebten noch mehr Tiere und manche davon waren sogar so groß, dass man sie mit bloßem Auge gerade so erkennen konnte. Herr Jeschke bemühte sich, die in diesen Proben lebenden Krebse und Würmer auf unsere Objektträger zu bekommen, was aber nicht leicht war, da sie meist flink vor der Pipette davon schwammen.

Am Ende war die Veranstaltung viel zu schnell vorbei. Das Leben unter Wasser ist so vielfältig, dass wir noch Stunden damit hätten verbringen können, es zu erforschen.

Vielleicht werde ich ja selbst demnächst noch einmal mit einem Kescher losziehen und die verschiedenen Gewässer hier in der Umgebung erkunden.

Es würde mich freuen, wenn ich dabei ein dem ein oder anderen wissbegierigen Kinderstudenten begegne!

Euer Kunibert Schlaufuchs