Farbstoffe

Liebe Kinder,

heute erzähle ich euch von meinem Ausflug in die wunderbare Welt der Farben, den ich mit einigen von euch bei der Kinder-Uni machen durfte. Unser Veranstalter Dr. Axel Meyer nahm uns mit in die spannenden Räume eines Chemielabors der Universität. Was die da extra für uns Kinder von der Kinder-Uni Veranstaltung vorbereitet hatten, Wahnsinn! Der ganze Raum stand voll mit Reagenzgläsern, bunten Flüssigkeiten und unzähligen Gegenständen, die zum Alltag einer Chemielaborantin gehören.

Sobald wir vollzählig waren, startete das erste Experiment – Stoffe färben. Habt ihr das schon einmal gemacht? Dazu legten wir viereckige Stofffetzen in eine rote und eine gelbe Flüssigkeit. Dann haben wir gewartet – eine Stunde! Die ging jedoch schneller rum als gedacht. Dr. Meyer nahm uns zu sich an die Tafel und erklärte uns wie das Färben funktioniert und erzählte und die Geschichte der Farbstoffe. Farbstoffe sind zum Färben da und gefärbt haben die Menschen schon ziemlich lange.

Was denkt ihr, war der erste Farbstoff, den Menschen benutzen?
Es ist ganz einfach – es war Asche! Die macht nämlich alles ganz, ganz schwarz.

Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Stoffe in der Natur gefunden, die sich zum Färben eigneten. Manche davon sind sehr selten oder schwierig herzustellen, weswegen die Farben Rot (gewonnen aus dem Sekret der Purpurschnecke) und Blau (aus Lapislazuli, ein blauer Stein, oder aus der Indigopflanze) sehr teuer waren. Das können wir uns heute kaum vorstellen, unsere Farbkästen enthalten so viele verschiedene Farben und sind doch relativ günstig. Das liegt daran, dass erst ab dem 18. Jahrhundert Techniken entwickelt wurden um Farben künstlich herzustellen. Man spricht in dem Fall von sogenannten „synthetischen Farben“, die im Labor erzeugt werden. Farben die man aus Stoffen der Natur herstellt werden „natürliche Farben“ genannt.

Mit dem ersten Experiment machten wir eine Zeitreise, denn die farbigen Flüssigkeiten stellte Dr. Meyer aus Stoffen der Natur her. Während sich unsere Stofffetzen weiter färbten ging es im Labor weiter. Wir machten so viele kleine Experimente, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Zum Beispiel betrachteten wir eine Flamme durch farbiges Glas und sprühten Flüssigkeiten in sie, sodass sie ihre Farbe ändert. Oder auch richtig spannend fand ich das Experiment, in dem wir Textmarker zum Leuchten brachten und lernten, dass verschiedenfarbige Flüssigkeiten aufgrund ihres pH-Wertes (sauer – alkalisch) unterscheiden, beziehungsweise, dass man Farben dadurch verändern kann, indem man ihren pH-Wert verändert, also andere Flüssigkeiten hinzu mischt.

Im nächsten Versuch machten wir es jedoch anders, jetzt wollten wir Farben durch trennen verändern. Wir machten eine sogenannte „Chromatographie“. Hier war unsere Muskelkraft gefragt, denn zunächst mussten wir frisch gepflückte Blätter zusammen mit Brennspiritus, Meersand und Petrolether fein mörsern – das dauerte ein wenig. Aber nach kurzer Zeit hatten wir dann eine Schale voll mit einer dickflüssigen, grünen Flüssigkeit. Diese haben wir dann durch einen Filter, ungefähr so einen wie der in der Kaffeemaschine eurer Eltern, fließen lassen und die ausfließende Flüssigkeit in einer Petrischale gesammelt. Da rein stellten wir dann ein Stück Kreide, das sich mit der Flüssigkeit vollsog und wir sehen konnten, das der grüne Farbstoff der Blätter nicht nur Grün, sondern auch Gelb ist.

Kennt ihr den Spruch „blau machen“? Das bedeutet, sich einen Tag frei zu nehmen, ohne dass man wirklich krank ist. Dr. Meyer erzählte uns zum Schluss woher diese Bezeichnung kommt: Der Ausdruck kommt daher, dass Stoffe, die mit Indigo blau gefärbt werden sollen zunächst Gelb sind. Erst durch die Berührung mit Luft färben sie sich Blau. Die Arbeiter, die früher in den Färbereien arbeiteten, mussten die blau gefärbten Stoffe erst einmal auf einer Wiese ausbreiten und warten: Somit hatten sie den Rest des Tages frei.

Das war es von mir, ich mache nämlich jetzt auch den Rest des Tages „Blau“ und lege mich in die herrliche Sonne.  

Ich freue mich schon auf die nächste Veranstaltung mit euch!

Mit liebsten Grüßen,

euer Kunibert Schlaufuchs