Bundesverdienstkreuz für Israel J. Yuval

Bundesverdienstkreuz für Israel J. Yuval

Der Jerusalemer Historiker Israel Yuval hat am 7. März das Bundesverdienstkreuz erhalten. Er wird für seine Verdienste um das wechselseitige Verständnis zwischen Christen und Juden ausgezeichnet. Professor Yuval ist Leiter des Mandel Institute for Advanced Studies an der Hebräischen Universität Jerusalem.

Israel Jacob Yuval wurde 1949 in einem von deutsch-jüdischen Flüchtlingen gegründeten Kibbuz im Norden Israels geboren. Seine aus Wien stammenden Großeltern und andere nahe Verwandte waren von den deutschen Nationalsozialisten ermordet worden, die Mutter floh als 16-Jährige nach Palästina. Yuval wurde 1985 an der Hebräischen Universität Jerusalem promoviert, wo er seit 1994 jüdische Geschichte lehrt. Von 2002 bis 2012 war er der erste Leiter des interdisziplinären Forschungszentrums „Scholion“, seit 2012 steht er dem Mandel Institute vor.

Yuval gilt als der erste Wissenschaftler von Rang, der das überkommene Modell vom Judentum als „Mutter‑“ und dem Christentum als „Tochterreligion“ überwunden und damit dem neuen Verständnis einer wechselvollen, stets aufeinander bezogenen Entwicklung den Weg gebahnt hat. Yuvals zentrale These lautet, dass die Geschichte des nachbiblischen Judentums nicht ohne das Christentum denkbar ist. Ungeachtet der nicht zu leugnenden Konfliktgeschichte sei demnach von „Schwesterreligionen“ zu sprechen. Am weitesten führt er diesen Gedanken in seinem Buch „Zwei Völker in deinem Leib“, das 2000 erstmals auf Hebräisch erschien und seitdem in mehrere Sprachen übersetzt wurde (deutsch 2007). Yuvals couragierte Thesen haben auch in der israelischen Öffentlichkeit gelegentlich für Diskussionen gesorgt. 2002 erhielt er den Bialik-Preis des Präsidenten des Staates Israel.

Enge Verbundenheit mit der Universität Trier

Unter Yuvals zahlreichen Gastprofessuren im Ausland sind auch Aufenthalte an der Freien Universität Berlin und an der Universität Trier zu nennen. In Trier war er 1992 als Gastprofessor tätig; dem Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden ist er als langjähriger Kooperationspartner eng verbunden.

Mit Deutschland ist der Historiker trotz des Schicksals seiner Familie besonders eng verbunden seit der Arbeit an seiner Dissertation über die rabbinischen Gelehrten im spätmittelalterlichen Reich. Als einer der wenigen Historiker der israelischen Nachkriegsgeneration lernte er spät Deutsch. Jahrelang arbeitete er mit an dem Standardwerk „Germania Judaica“ unter der Leitung des gebürtigen Breslauer Historikers Dr. Herbert Fischer alias Arye Maimon (1903–1988), der seinerseits 1987 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhalten hatte.

Die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch den Bundespräsidenten erfolgte bereits am 15. Dezember. Die feierliche Überreichung wurde am 7. März vom Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Israel, Dr. Clemens von Goetze, in Herzliya vorgenommen.

Öffentlicher Vortrag in Trier im Juli

Voraussichtlich am 13. Juli 2016 wird Yuval in Trier einen öffentlichen Vortrag zum Thema »Schabbat versus Sonntag: Über die zeitliche und endzeitliche Bedeutung der Ruhe« halten.