Flip und seine Freunde

Liebe Kinder,

kennt ihr eigentlich Flip und seine Freunde? Flip ist eine Heuschrecke und davon gibt es in Deutschland 86 verschiedene Arten. Auf der ganzen Welt gibt es sogar über 26.000 verschiedene Arten! Leider sind viele von Flips Freunden (also andere Heuschrecken-Arten und Grashüpfer) gefährdet. Damit wir besser verstehen, wie und wo Heuschrecken leben, forschen Linda Bröder und Katja Rohde von der Uni Trier an ihnen und über sie. Ich habe Linda und Katja am Freitag bei einer Kinder-Uni Veranstaltung kennen gelernt. Sie waren nämlich unsere Dozentinnen.

Erst haben sie uns die Strategien von Heuschrecken erklärt, also wie die Tiere selbst dafür sorgen, dass ihre Art überleben kann. Da gibt es zum Beispiel Steinschrecken in Südfrankreich, die sich als Steine tarnen, damit Vögel und andere Fressfeinde sie nicht erkennen. Ebenso tun Stabschrecken so, als ob sie Stöcke seien und wieder andere haben an ihren Beinen zwei große schwarze Flecken. Da denken die Feinde dann, es seien die Augen von einem viel größeren Tier und kommen der Heuschrecken gar nicht erst nahe. Eine andere Strategie, um die eigene Art zu erhalten, kann sein, dass man einfach in großen Schwärmen auftritt, wie es rote Flug-Heuschrecken tun. Wenn von so vielen einmal ein paar gefressen werden, ist das für die Art nicht schlimm. Gottseidank leben die aber nicht in Deutschland, denn sie können eine echte Plage für Bauern sein, weil sie ganze Felder kahlfressen. Eine dritte Strategie ist, einfach selbst Räuber zu sein. Die Sägeheuschrecke zum Beispiel frisst Raupen. Sie sieht mit ihren Fangarmen so monsterhaft aus, dass wir alle froh waren, sie nur als Bild auf der Präsentation sehen zu müssen und nicht in echt.

Nach dieser theoretischen Einführung gingen wir gemeinsam auf die Wiese, um selbst Heuschrecken und Grashüpfer zu fangen. Wir bekamen jeder ein grünes Fangnetz und ein Gläschen mit Schaumstoffdeckel (damit die Tiere Luft bekamen) und dann ging es los. Obwohl es so heiß war, hatten wir alle schon bald ein oder zwei Hüpfer in unseren Gläschen. Es war gar nicht leicht, einen zweiten hinein zu bekommen, ohne dass der erste rausgehüpft kam. Im Schatten sitzend haben wir die gefundenen Tiere dann beobachtet. Katja erklärte uns, wie die Heuschrecke hieß und woran man sie erkennen kann. Ganz wichtig: Nicht an der Farbe, denn die gleiche Art kann grün, braun oder sogar pink sein. Man muss eher auf die Fühlerlänge oder die Flügel schauen. Es ist auch ganz wichtig, dass man Heuschrecken nie an ihren Beinen festhält. Denn wie Eidechsen ihren Schwanz für Feinde abfallen lassen können, um selbst zu überleben, reißen sich auch Heuschrecken lieber ein Bein aus, als zu sterben. Das Leben danach ist dann aber ein einsames, denn die Beine brauchen sie nicht nur zum Springen, sondern auch zum Singen. Und mit ihrem Gezirpe locken die Männchen die Weibchen zu sich. Manche reiben dazu ihre Beine aneinander, andere die Beine an den Flügeln entlang und wieder andere klopfen mit den Beinchen auf Blätter.

Die meisten unserer Heuschrecken aus der ersten Wiese hatten kurze Fühler. Für die zweite Runde gingen wir in eine Kleewiese, dort fingen wir eher Langfühlerschrecken. Lange Fühler benutzen die Heuschrecken um die Umgebung abzutasten. Dann hat ein Kind eine tote Heuschrecke gefunden. Linda hat uns erklärt, dass man diese jetzt präpariert (auf eine Nadel aufspießt) und sammelt. Damit ist sie ein Dokument. Und weil Forscher alle Arten schon vor 100 Jahren auf Nadeln aufgespießt haben, kann man daran gut vergleichen, ob sich die Art verändert hat. Wir haben aber noch viel mehr gelernt: Womit die Heuschrecken hören können? Mit einem Organ, das in den Beinen steckt. Wofür der Stachel hinten gut ist? Nur Weibchen haben ihn und stecken damit ihre Eier in die Erde. Später durften wir sogar noch im kühlen Büro selbst mikroskopieren. Wir haben also die Augen (es sind zum Teil fünf Augen!), Haare, Beine und vieles mehr von ganz Nahem angeschaut. Das waren dann auf Radiergummis aufgespießte, schon lange gestorbene Exemplare. Ich verstehe jetzt, warum man von so kleinen Tieren wie Heuschrecken so fasziniert sein kann: sie sind wirklich wunderschön! Und wenn ich ab heute über eine Wiese gehe, werde ich auf jeden Fall besser auf Flip und seine Freunde Acht geben.

Also dann, Leute! Bis zum nächsten Kinder-Uni Semester! Ich freue mich schon auf euch und hoffe viele von euch dann wieder zu sehen.

Viel Spaß zurück in der Schule!

Eure Klara Schlauchs