Innovation und Aktualität

Lyrik reagiert heute besonders sensibel auf Begrenzung von Freiheit, sei es durch den Druck von Ökonomisierung, Überreglementierung oder totalitärer Politik. Dabei setzt sie sich selbst und die Grenzen von Gattungen, Sprachen, Gesellschaften und Kulturen in Transition. Innovation des Projekts ist die Untersuchung der neuen transitorischen Qualitäten von Lyrik in der Gegenwart.Alleinstellungsmerkmal ist die Kombination der Fächer und Länder, deren Diskurse aus politischen, wissenschaftsgeschichtlichen und sprachlichen Gründen teilweise deutlich voneinander abweichen. Nicht zuletzt bringt die Anknüpfung an die lebendige Lyrikszene Theorie und Praxis zusammen. Angesichts krisenhafter kulturtransitorischer Prozesse der Gegenwart besitzt das Kolleg gesellschaftliche Relevanz.

Lyrik ist aktuell, da sie aufgrund ihrer Kürze fokussiert, zeitnah sowie dank ihrer Formschärfe wirkungseffektiv agieren kann. Der performativ-dynamische Umgang mit Grenzen macht transitorische Lyrik zu einer Form radikaler Individuation, die weniger Ausdruck von Ich ist, als vielmehr poesis bzw. Schaffen des Ich im doppelten Sinn des Genitivs (russisch ist Ich = „ja/я“), sie ist, um mit einem russischen Einwortgedicht zu schließen: поэзи-я (poezi-ja).