Buchstabe, Buchblock, Buchdeckel - Wie entstand ein Buch im Mittelalter?

Liebe Kinder,

ich bin es, eure Klara Schlaufuchs. Habt ihr euch schon mal gefragt, wie eigentlich ein Buch entsteht? Schon komisch: Wir halten in der Schule oder zu Hause ganz selbstverständlich jeden Tag Bücher in der Hand. Dabei wissen wir gar nicht so viel über die spannende Geschichte ihrer Herkunft und ihrer Entstehung…
Gut, dass es die Kinderuni gibt! Dort habe ich mich gleich für die Veranstaltung „Buchstabe, Buchblock, Buchdeckel – Wie entstand ein Buch im Mittelalter“ angemeldet, um zu erfahren, wieso Bücher heutzutage eigentlich so aussehen, wie sie nun einmal aussehen.
Die Veranstaltung fand ganz passend in der Stadtbibliothek Trier statt. Dort erwarteten uns vier Dozentinnen, die in unterschiedlichen Bereichen Bücherexpertinnen waren. Sie konnten zum Beispiel Bücher herstellen (binden) oder kaputte Bücher wieder ganz machen (restaurieren).

Zuerst haben wir gelernt, dass die ersten Bücher nicht so wie heute aus dem Drucker kamen, sondern mit der Hand auf kleinen Tafeln geschrieben wurden. Weil diese Tafeln aber viel zu klein waren, entschied man sich schon im alten Ägypten andere Materialien zu verwenden. Auf diesen schrieb man mit einer Vogelfeder.
Wusstet ihr eigentlich, dass das erste Papier Papyrus war und aus einer besonderen Grassorte hergestellt wurde? Oder wusstet ihr, dass Pergament (das aus Tierhaut besteht), besser zum Schreiben war als Papyrus, weil es länger haltbar war und gefaltet werden konnte? Man hatte Papier im Mittelalter aber auch aus Kleidungsstücken hergestellt, damit es sich mehr Leute leisten konnten, weil Pergament sehr teuer war. Man brauchte nämlich damals die Haut von 150 Schafen für ein Buch mit 300 Seiten und so viel Aufwand für ein Buch war natürlich total teuer!

Nachdem wir viele interessante Dinge über Bücher gelernt hatten, wollten wir die ganz alten Bücher natürlich auch sehen. Dafür gingen wir in die dunkle Schatzkammer der Bibliothek. Die alten Bücher gehen viel schneller kaputt, wenn sie Tageslicht abkriegen. Ein spezielles Licht sorgte aber dafür, dass man die Bücher trotzdem gut anschauen konnte, ohne sie zu schädigen.

Es war sehr spannend das erste Buch von Trier zu sehen, das aus dem Jahr 719 nach Christus stammt. Außerdem haben wir riesige Bücher aus Pergament mit echtem Gold auf den Seiten und die ersten gedruckten Bücher gesehen.

In kleinen Gruppen betrachteten wir die Bücherschätze und entdeckten sogar einen Einband aus echtem Gold mit vielen Edelsteinen und Figuren. Ein Mädchen fragte: „Kann man das goldene Buch eigentlich kaufen?“. Doch leider geht das nicht. Der Einband ist unbezahlbar, denn es gibt ihn nur einmal auf der ganzen Welt!

Nachdem wir die Schatzkammer erkundet haben, durften wir selbst aktiv werden. Habt ihr schon mal euer eigenes Buch hergestellt? Also ich nicht und hier konnte ich es mal ausprobieren!  Dafür habe ich eine besondere Technik aus dem Mittelalter gelernt, mit der man ein Buch mit Nadel und Faden bindet. So haben wir alle unser erstes eigenes Buch gefertigt, das man zum Beispiel für Notizen oder als Tagebuch nehmen kann.

Es hat auch total viel Spaß gemacht, unseren Namen in alter Schrift mit Stempeln aufzudrucken oder das Buch mit unserem Anfangsbuchstaben (man nennt den Initiale) in der typischen Alt-Trierer Handschrift zu verschönern. Also Kinder, wenn ihr das nächste Mal ein Buch in den Händen haltet, denkt an die spannende Geschichte und wieviel Spaß es machen kann, selbst eins zu basteln!

Eure Klara Schlaufuchs
[Nina Mendes Pereira; Fotos von Lena Heib]
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