„Gastarbeiter“ und „Immigranten“ der Antike?

Deutsch-rumänische Forschungskooperation im Sonderforschungsbereich 600 „Fremdheit und Armut“ (SFB 600) Seit Juni 2007 beteiligt sich Dr. Victor Cojocaru, rumänischer Althistoriker, Archäologe und Sprachwissenschaftler, an den Forschungen des Teilprojekts A 2 „Roms auswärtige‚ Freunde’“ im SFB 600. Seine Analysen von „Fremdheit“ in staatlichen Gemeinschaften der griechisch-römischen Antike tragen zu einer historischen Fundierung der gegenwärtigen Debatte um Migration und Integration von „Fremden“ bei. Mit der Einladung von Dr. Cojocaru zu einem einjährigen Forschungsaufenthalt als Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung an der Universität Trier setzt der Trierer Althistoriker Prof. em. Dr. Heinz Heinen eine langjährige Tradition der Zusammenarbeit mit osteuropäischen Gelehrten erfolgreich fort.

Victor Cojocaru, Jahrgang 1969, ist Hochschuldozent am Institut für Archäologie der Rumänischen Akademie der Wissenschaften in Iasi und hat Trier bereits im Jahre 2003 für einen Forschungsaufenthalt besucht. Zur Zeit habilitiert er zur Sprache der epigraphischen Zeugnisse im Raum der nördlichen Schwarzmeerküste. Der Aufenthalt von Dr. Cojocaru setzt eine langjährige Kooperation der Altertumswissenschaften in Trier und Rumänien fort. Die intensiven Kontakte und wechselseitigen Forschungsaufenthalte deutscher und rumänischer Wissenschaftler sind Beleg einer erfolgreichen Vernetzung und Kooperation Trierer Wissenschaftler im europäischen Raum.

Beste Forschungsbedingungen in Trier
Für seine Untersuchungen, so Victor Cojocaru, bietet die Universität Trier einzigartige Bedingungen, vor allem durch ihre exzellenten Bestände der Fachliteratur. Im Bereich der osteuropäischen Fachliteratur können diese in ihren Nutzungsmöglichkeiten auf Augenhöhe mit den Beständen der Bibliotheken in Moskau oder St. Petersburg konkurrieren. Hervorragend sind auch die Sammlungen der epigraphischen Zeugnisse im Trierer Zentrum für Altertumskunde und dem Rheinischen Landesmuseum geeignet. Mit dem Leiter des SFB-Teilprojekts „Roms auswärtige ‚Freunde’“, Prof. Heinz Heinen, ist zudem einer der führenden Experten für die Geschichte des nordpontischen Raumes in Trier ansässig.

Dr. Cojocaru untersucht anhand der Niederlassung von „Fremden“ die ökonomischen, gesellschaftlichen, politischen und religiösen Beziehungen der Siedlungen an der nördlichen und nordwestlichen Schwarzmeerküste zu zahlreichen Städten und Regionen der Südschwarzmeerküste, der Ägäis und des Mittelmeerraumes. Seine Betrachtung umfasst einen breiten Zeitraum von der klassischen griechischen Antike bis in die römische Zeit hinein (bis zum 3. Jh. n.Chr.). Grundlage seiner Arbeit ist die Sammlung und Kommentierung aller epigraphischen Quellen aus der griechischen und römischen Welt, in welchen Skythien, Kleinskythien und deren Bewohner erwähnt sind. Die antiken Regionen Skythien und Kleinskythien umfassten das Gebiet der nordwestlichen Schwarzmeerküste zwischen den Flüssen Don und Donau in der heutigen Ukraine und dem heutigen Rumänien. Das von Cojocaru zusammengestellte Corpus soll zugleich den Blick auf den rechtlichen, wirtschaftlichen und religiösen Status der skythischen ‚Ausländer’ in ihrer Wahlheimat öffnen.

Während seines Aufenthalts in Trier wird Victor Cojocaru eng in die Arbeit des Teilprojekts eingebunden sein, dessen Forschungen er vor allem durch seine disziplinenübergreifende Kompetenz in der Sprachwissenschaft, Alten Geschichte und Archäologie bereichert. Vorgesehen sind unter anderem ein Beitrag zur abschließenden Tagung des Projekts A 2 im Oktober diesen Jahres, sowie mehrere Beiträge zur Datenbank APRRE (Amici populi Romani rei publicae exeuntis) zu moesischen, thrakischen und pontischen Bundesgenossen und Freunden Roms.

Kontakt:
SFB 600 – Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Martin Krieger
Universität Trier
54286 Trier

0651 / 201-3324
sfb600@uni-trier.de
www.sfb600@uni-trier.de