Römische Liege mit modernsten Mitteln rekonstruiert

(LWL-Archäologie für Westfalen/Stefan Brentführer)

Sammlung der Universität Trier stellte die Kline in der Sparkasse aus

Die dank modernster Mittel und mit aufwendigsten Verfahren gelungene Rekonstruktion einer römischen Kline - eines Speisesofas oder Bettes - wurde vom 1. April bis 12. Mai 2017 in der Sparkasse Trier gezeigt. Die Ausstellung hatte die Original- und Abgußsammlung der Universität Trier in Zusammenarbeit mit der LWL-Archäologie für Westfalen und der Sparkasse Trier konzipiert. Die Eröffnung mit einer Einführung durch Kustos Dr. Stephan Berke fand am 7. April 2017, 18 Uhr, statt.

In den Jahren 1982 bis 2009 ist es im nordrhein-westfälischen Haltern am See gelungen, eine römische Begräbnisstätte aus der Zeit des Kaisers Augustus aufzudecken, die in ihrer Zeitstellung und Geschlossenheit ohne Beispiel ist. Befunde und Funde aus dieser Nekropole werden zurzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes der LWL-Archäologie (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) gemeinsam mit dem Fach Klassische Archäologie der Universität Trier aufgearbeitet. Das Projekt wird unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Aus 14 von rund 100 Gräbern liegen in unterschiedlichen Mengen Fragmente geschnitzter Knochen vor, die alle Verbrennungsspuren aufweisen. Sie sind zersprungen, deformiert oder verkohlt. Es handelt sich bei diesen Beinschnitzereien um die Verzierungselemente von Klinen, römischen Speisesofas bzw. Betten, auf denen die Toten verbrannt worden waren. In der Literatur werden Klinen häufig als „Totenbett“ bezeichnet. Es deutet aber alles darauf hin, dass diese Liegen Gegenstände des täglichen Bedarfs waren.

Derartige Möbelstücke waren aufwendig in der Herstellung und bildeten einen wichtigen Bestandteil bei der Repräsentation ihres Besitzers. Aufgrund der Bedeutung dieser Möbel entschlossen sich das Fach Klassische Archäologie an der Universität Trier und die LWL-Archäologie für Westfalen in Münster, es in einer Kooperation zu wagen, eine der Klinen aus dem Gräberfeld mit modernsten Mitteln zu rekonstruieren.

Grundlage der ausgestellten Rekonstruktion sind die Fragmente einer Kline, deren Schnitzereien sich zu über 60 Prozent erhalten haben. Insgesamt sind es über 2000 größere Einzelteile und unzählige kleine Stücke, die seit Herbst 2009 in den Restaurierungswerkstätten der LWL-Archäologie Stück für Stück zusammengesetzt wurden. Aus der Vielzahl kleinteiliger Bruchstücke in unterschiedlichem Erhaltungszustand – im ausgelegten Zustand verteilten sie sich auf sechs Quadratmeter – größere Stücke zusammenzusetzen, war extrem zeitraubend und eine große Herausforderung.

Die Fragmente wurden zunächst geordnet, zusammengesetzt und verklebt. Originalteile, Fotos, Zeichnungen, Rekonstruktionen und Papierschablonen bildeten die Vorlagen für die Konstruktion der einzelnen Bauteile im Computer mit Hilfe einer CAD-Software. Die anspruchsvollste Aufgabe war dabei die Gestaltung der dreidimensionalen Verzierungen auf den Bauteilen. Nach Abnahme der einzelnen Teile wurden diese in einem 3D-Verfahren gedruckt und zum Abschluss koloriert.

Den Bettkasten und die „fulcra“ (Kopf- und Fußstützen) aus Holz bauten Schreiner anhand der Papierschablonen. Die Verzierungen sind so fixiert, dass sie sich einfach ablösen lassen. So lässt sich die rekonstruierte Kline jederzeit neuen Forschungserkenntnissen anpassen. Denn eine Rekonstruktion ist immer ein Kompromiss aus vorhandenem Material, Vergleichsfunden, Forschungsstand und intensiven Diskussionen innerhalb des Teams.


Gandhãra - Buddhas griechisches Erbe?

Eine Ausstellung der Archäologischen Original- und Abgußsammlung der Universität Trier  in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Trier (28. Juli bis 27. August 2014 in der Sparkasse Trier, Theodor-Heuss-Allee 1, 54292 Trier)

Was haben Buddha und Griechenland gemeinsam? Warum befasst sich die Klassische Archäologie an der Universität Trier, deren Thema eigentlich die materiellen Hinterlassenschaften der Mittelmeerkulturen sind, mit Gandhãra, einer Region im heutigen afghanisch-pakistanischen Raum?

Im Spätsommer des Jahres 326 v. Chr. erreichte das Heer Alexanders des Großen den Fluß Hyphasis (heute Beiah), dem östlichsten Zufluss des Indus. Hier, am Rande des Himalayas, weigerten sich die Truppen erfolgreich weiter zu ziehen und zwangen den makedonischen König seinen Vormarsch nach Osten aufzugeben. Mit der Eroberung des Perserreiches und der Konsolidierung der griechischen Herrschaft nach dem Tode Alexanders im Raum zwischen Kaspischem Meer und dem Indus, hatte der Mittelmeerraum das erste Mal eine direkte Verbindung zu den Gebieten östlich des Hindukusch und dem fernen Asien.

Damit geriet Gandhãra, eine Region um das heutige Peschawar in Pakistan und bis dahin eine Provinz des Achämenidenreiches, in den Fokus der griechischen Welt. Obwohl nur kurz direkt durch das Seleukidenreich beherrscht und schon 301 v. Chr. in einem Friedensabkommen vom Begründer des späteren indischen Mauryareichs, Chandragupta Maurya, erworben, war der griechische und später römische Einfluss auf die Kultur dieses Raumes lange Zeit nachhaltig. Selbst dann, als nach Herausbildung des Partherreiches auf dem Gebiet des heutigen Iran die direkten Verbindungen zwischen dem Mittelmeerraum und Indien verloren gegangen waren.

Spätestens unter Ashoka dem Großen (268 – 232 v. Chr.) verbreitete sich um 250 v. Chr. der Buddhismus in Gandhãra, welcher sich in ganz wesentlicher Weise auf die Kultur und damit auch auf die Kunst der Region auswirkte. Im Laufe der Zeit entstand in Gandhãra eine Kunstregion, in der Indien die stilistische und inhaltliche Dominanz besaß und die griechisch-römische Antike Komposition und Motivik beisteuerte.

So beantworten sich die eingangs gestellten Fragen. Der dynamische griechisch-römische Kulturkreis mit seiner wirkmächtigen Entwicklung des Menschenbildes in der Kunst beeinflusste weit über seine Grenzen hinaus die Entstehung eigenständiger Kunstentfaltungen. Ohne diesen Einfluss gäbe es heute ein anderes Bildnis Buddhas in Asien.

Die Ausstellung war vom 28. Juli bis 27. August 2014 in der Sparkasse Trier, Theodor-Heuss-Allee, zu sehen. Zu der Ausstellung erschien ein Katalog mit dem Titel: Gandhãra - Buddhas griechisches Erbe? ISBN 978-3-7357-5645-9. Der Preis des Kataloges beträgt 24,99 Euro. Der Katalog ist über den Buchhandel erhältlich.


Ausstellung VIA AUSONIA 213-2013

Herr Schwinden bei der Ausstellungseröffnung

Der Einladung zur Ausstellungseröffnung „VIA AUSONIA 213 – 2013. Eine Ausstellung zur Hunsrück-Römerstraße von Trier nach Mainz“ im Foyer der Universitätsbibliothek waren sehr viele Gäste gefolgt. Die Leitende Bibliotheksdirektorin Dr. Hildegard Müller begrüßte die Anwesenden. In ihren Grußworten verliehen der Dekan des Fachbereichs  III, Professor Uwe Jun und der Geschäftsführer des Zentrums der Altertumswissenschaften, Professor Torsten Mattern, ihrer Freude Ausdruck, dass solche Ausstellungen in der Universitätsbibliothek Trier möglich sind und Studierende die theoretisch erworbenen Kenntnisse in die Praxis umsetzen können. Diese Möglichkeiten sollen in Zukunft stärker ausgebaut werden, auch in der Zusammenarbeit mit  verschiedenen Nachbardisziplinen. Obermuseumsrat Lothar Schwinden vom Rheinischen Landesmuseum Trier, Ideengeber der Ausstellung, vermittelte den Zuhörer die historischen Hintergründe, v. a. zur Straßenbaupolitik Kaiser Caracallas zu Beginn des dritten Jahrhunderts. Dr. Rosemarie Cordie, wissenschaftliche Mitarbeiterin und  Leiterin des Archäologieparks Belginum stellte das Ausstellungsprojekt vor. Im Rahmen des Studiums der  Klassischen Archäologie wurde in einer an der Praxis ausgerichteten museums- und fachdidaktischen Übung die Ausstellung realisiert. Für die Präsentation in der UB wählten die Studierenden zusätzlich zum archäologischen Thema zwei  weitere Schwerpunkte: Überlieferung und Rezeption der Mosella von der Antike bis zur Gegenwart und mit verschiedenen Blättern aus dem Tranchot-Kartenwerk eine kartographische Komponente.

Weitere Eindrücke von der Ausstellungseröffnung.

Ein Beitrag auf der Pinnwand Fernsehen Trier eV. zur Ausstellung.

Ausstellungsdauer: bis 28. März 2014, zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek

Führungen:
Do 20. Februar 2014, 15.00 Uhr für Senioren. Anmeldung im Servicebüro Seniorenstudium

Mi 12. März 2014, 15.00 Uhr von Studierenden für Studierende. Anmeldung im Sekretariat, Tel.: 201-2429.

Fr 28. März 2014, 14.00 Uhr offene Führung. Anmeldung im Sekretariat, Tel.: 201-2429.