In der antiken Schule

Mihi nomen est Kunibert. So sagte man früher im antiken Rom – zumindest wenn man Kunibert hieß, natürlich! In der Antike war eben einiges anders. Die Leute sprachen Griechisch oder Latein, und auch der Schulalltag sah natürlich für die Kinder damals ganz anders aus. Wie genau, das können uns bestimmt Experten der Antike sagen. Glücklicherweise gibt es bei der Kinder-Uni Trier genug Experten für nahezu jedes Thema – wie in diesem Falle die Wissenschaftler der Ägyptologie und Papyrologie. Schon die Namen der Fächer klingen cool? Na dann wartet mal ab, was ich euch über die Veranstaltung erzählen kann.

Wie genau es in antiken Schulklassen aussah, haben wir mit einem Bild der antiken Schule auf einem bemalten Teller herausgefunden. Ja, auf einem Teller. Ist ja aber auch logisch, Smartphones, die hübsche Bilder machen, gab es damals ja noch nicht. Welche Fächer konnten wir auf dem Teller entdecken? Es war ein Schüler mit Doppelflöte zu sehen, ganz klar im Musikunterricht. Und einer mit so etwas wie einem Laptop. Ein Laptop? Das konnte aber ja nicht sein, nein, es war eine Schreibtafel. Außerdem sah man Schüler von Papyrusrollen ablesen. „Da ist noch jemand, der sieht aus wie ein Hirte“, meinte ein Kind. Stimmt, ein Mann mit Stab, nur Schafe waren nicht zu sehen. „Das ist der Pädagoge, der auf den Schüler aufpasst und ihn sicher zum Unterricht bringt“, erklärte uns der Experte. Im Rheinischen Landesmuseum in Trier gibt es außerdem ein super erhaltenes Bild einer Schulklasse – ein Relief aus Stein. „Da ist ein Schüler, der zu spät kommt, er hat so eine Tasche in der Hand“, erkannte ein Kind. Auch da wusste der Professor natürlich mehr: „Das ist eine dieser Schreibtäfelchen. Der Junge ist also noch ein Anfänger. Erst lernten die Schüler schreiben. Lesen ist dann für die Fortgeschrittenen.“ Ihr, die ihr diesen Text hier lest, gehört also schon zu den Fortgeschrittenen!

Wie genau der Unterricht damals aussah, schreiben, lesen, rechnen und Sport, das sollten wir dann in echten antiken Schulklassen herausfinden. In vier Klassen aufgeteilt, Prima, Secunda, Tertia und Quarta, erste bis vierte Klasse, durchliefen wir die verschiedenen Unterrichtsfächer: scribere potest (kann schreiben), legere potest (kann lesen), numeros scit (beherrscht die Zahlen) und ludos Romanos scit (beherrscht die römischem Spiele). In der Papyrologie lernte die erste Klasse also nun schreiben – auf echten Papyrusrollen. Außerdem befanden sich in diesem besonderen Raum der Uni Trier echte tote Skorpione und eine nicht ganz so echte Mumie. „Gemacht werden Papyrusrollen aus dem Mark der Papyrusstaude“, wusste Vinzent. Ich bin immer wieder überrascht, welche Experten unter den Kinder-Uni-Kindern sind. Richtig, die Papyrusstaude ist eine Sumpfpflanze und beschriftet werden Papyrusrollen mit einem Kalamos, einer Art antiker Füller aus Schilfrohr.

Gehört, getan. Natürlich mussten wir das sofort ausprobieren. Mit griechischen Buchstaben schrieb jeder seinen Namen. Mit schwarzer Tinte. Auf echte Papryrusrollen. Julie konnte ihren Namen fast von Jule abschreiben, Leo war besonders schnell fertig mit seinem kurzen Namen. Nur ich mühte mich mal wieder ab. Einen Füller in der Pfote zu halten ist aber auch nicht einfach: κ ο υ ν ι β η ρ θ . Cool sieht das aus. Ich denke, das schreibe ich mir aufs Klingelschild. Am Ende war die Tinte natürlich nicht nur auf dem Papyrus gelandet, sondern auch auf Fingern, Tischen, Haaren und Fuchspfoten, aber das hat besonders viel Spaß gemacht. „Auf Griechisch schreiben, das kann ich mit links!“, meinte Niklas stolz. Er hatte sich nämlich den rechten Arm gebrochen. Mit links klappte es aber trotzdem ganz gut. Was der ersten Klasse bisher am besten gefallen hatte, fragte ich sie. „Das Schreiben auf Papyrus!“, „Die Skorpione!“, „Alles!“, waren die Antworten. Aber da hatten wir gerade erst angefangen.

Nach dem Schreiben musste jeder seinen Namen lesen. Kein Problem für die Nachwuchs-Griechen. Im anschließenden Matheunterricht lernten wir dann die römischen Zahlen kennen. Die werden durch Buchstaben dargestellt, das wussten die Kinder aber fast alle schon. „Seit XIX Wochen bin ich jetzt XCI Meilen von zuhause entfernt.“, begann zum Beispiel ein Brief. 19 Wochen, 91 Meilen – für die Kids keine Herausforderung. „M Grüße sendet dein Bruder Lucius“, endete der Brief. 1000 Grüße also. Ganz einfach!

In der letzten Stunde war dann Sport angesagt. Wagenrennen oder Gladiatorenkämpfe gab es allerdings keine, sondern verschiedene Spiele. Beim „Türmchen Spiel“ galt es Türme aus Walnüssen abzuwerfen, beim Spiel „Orca“ musste man die Nüsse in einen Krug werfen, bei „Delta“ (der griechische Buchstabe d) musste man die Nuss so gut wie möglich in einem Dreieck, einem großen Delta, platzieren. Die Kinder stellten sich dabei echt geschickt an, naja, solange sie sich beherrschen konnten, nicht alle Nüsse direkt aufzuessen.

Meine kleine Zeitreise hat viel Spaß gemacht! Und die Trierer Papyrologie ist wie ein Minimuseum – echt beeindruckend. Nun entschuldigt mich, ich übe noch ein wenig Griechisch und Latein. Das kann man immer gut gebrauchen! Bis bald, wenn es wieder heißt: „Salve Kinder-Uni“!

Euer Schlaufuchs-Reporter, Kunibert Schlaufuchs
[2018_Bericht von Louisa Kress]