Wie orientiert sich eigentlich ein Regenwurm im Boden?

He, Moment mal! Da zieht ja einer von unten das Blatt in die Erde. Sehr mysteriös… Wer war denn das?“, mit diesen Worten beginnt ein kleines Filmchen, mit dem Lisa, Sarah und Yvonne vom Ada-Lovelace-Projekt unsre Kinder-Uni Veranstaltung begannen. „Der Regenwurm? Der kann doch niemals so ein Blatt...“, spricht die Stimme aus dem Off weiter. „Oh! Der kann das ja doch!“, folgt schließlich die Auflösung, als ganz klar deutlich wird, wie der Regenwurm aus seinem Erdloch heraus nach einem Blatt schnappt und es in die Tiefe der Erde zerrt. Aber wie um Himmels Willen weiß das kleine Würmchen wo es das Laub findet? Unter der Erde ist es ja auch stockdunkel, wie kann es sehen?

„Keine Ahnung!“, antworten die Kinder. Und wenn die es schon nicht wissen, woher soll ich es dann wissen, auch wenn ich ein Schlaufuchs bin? Höchste Zeit also, es ganz genau zu überprüfen. „Hat jemand eine Vermutung, was der Regenwurm alles kann?“, fragte Lisa. „Ich habe keine Vermutung, ich weiß was“, antwortete Anna, „der Regenwurm kommt raus bei Regen, damit er nicht ertrinkt, er kann nämlich nicht schwimmen.“„Genau“, die Dozentinnen und ich sind vom Wissen der Kinder begeistert. „Trotzdem muss er aber immer feucht bleiben, weil er eine Schleimhaut hat,“ weiß Anna weiter. Eine ganz wichtige Information für das, was noch folgen sollte.

„Machen wir einen Versuch“, hieß es nun. Mit Spaten, Gläsern und Lupen bewaffnet machten wir uns auf den Weg nach draußen auf Regenwurm Suche. „Hab einen“, tönte es nach kurzer Zeit von fern und nah. „Wir suchen lieber noch einen, weil dann hat er einen Freund“, meinte Cady ganz vernünftig. Vorsichtig wurden die Würmchen in Gläser und Schalen gesetzt, zusammen mit jeder Menge Erde, Gras, Blättern und Stöcken. Manche bauten regelrechte Regenwurm-Paradiese. Es ist unglaublich wichtig, immer auf das Wohlbefinden von Tieren zu achten. „Ihr müsst immer genug Erde haben und die Regenwürmer mit Wasser besprühen, damit wir die Tiere nicht quälen!“, erklärte Lisa. Und das ist sowieso die wichtigste Regel im Umgang mit Tieren. Seid nett zu ihnen, ich weiß wovon ich spreche, ich bin schließlich ein Fuchs!

Wir fanden sogar ein paar Erdkröten-Babys. Da man diesen in Plastikschalen aber nicht gerecht werden kann, durfte jeder sie einmal kurz bestaunen, bevor wir sie wieder am Bach aussetzten. Unsere Regenwurmbiotope trugen wir schließlich zurück hinein in die Uni. „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stellen zunächst eine Vermutung auf, die sie dann überprüfen“, unterrichteten Sarah und Yvonne uns. Und da wir bei der Kinderu-Uni ja kleine Nachwuchswissenschaftler haben, sollten auch wir uns an diese Regel halten. „Ich glaube, Regenwürmer sehen nur hell und dunkel“, vermutete Helena. „Vielleicht benutzen sie Ultraschall“, vermutete Stella. „Ich denke, der Regenwurm kann ein bisschen schmecken“, gingen die Vermutungen weiter. Um nun herauszufinden, was der Regenwurm kann und was er nicht kann, setzten wir einige Würmer in feuchte Petrischalen und probierten es aus. Dabei wurde selbstverständlich kein Tier verletzt und die Würmer mussten auch nicht länger als notwendig in den Petrischalen sitzen, bevor sie wieder zurück in die Erde durften. Sie wurden mit Licht beschienen, mit Klanghölzern beschallt, mit Federn berührt und mit Zuckerwasser und Essig konfrontiert. Nach einiger Zeit konnten unsere Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler klare Ergebnisse vorlegen:

„Der Regenwurm kann Helligkeit sehen“, „Der Regenwurm kann schmecken, das Zuckerwasser hat ihm gut geschmeckt, den Essig fand er gar nicht gut“, „Der Regenwurm kann nicht hören“, „Der Regenwurm kann spüren wenn wir ihn anfassen“ und „Der Regenwurm kann mit kleinen Tasthaaren fühlen. Die Haare spürt man, wenn man ihn auf der Hand hat, das kitzelt nämlich“. Der Regenwurm kann also tatsächlich ganz schön viel. Und mit all diesen Fähigkeit ist es dann auch kein Wunder, dass er sich so gut orientieren kann – und das ganz ohne Navi. Darüber hinaus hatten die Kinder aber noch weitere Fragen, der Forschungsgeist schien bei allen geweckt:

„Hat der Regenwurm überhaupt ein Gehirn?“, war eine der Fragen. „Ja, vorne hat er etwas Gehirnähnliches!“, erklärte Lisa. „Hat er Gelenke?“, fragte ein weiteres Kind. „Nein“, antwortete die Expertin, „er zählt zu den wirbellosen Tieren, er hat keine Gelenke und keine Knochen.“ „Wie zieht der Regenwurm denn die Blätter in den Boden?“, wollte ein Nachwuchsforscher wissen. „Das macht er mit seinem kleinen Mund. Mit dem hat er zum Beispiel auch das Zuckerwasser aufgeschlürft. Das haben wir ja eben gesehen.“ Die absolute Experten-Frage war schließlich: „Wie alt kann ein Regenwurm werden?“ Das war solch eine schwierige Frage, dass selbst die Expertinnen zunächst keine Antwort wussten. Inzwischen habe ich Schlaufuchs allerdings herausgefunden, dass ein Wurm 3 bis 8 Jahre alt werden kann. Im Labor manchmal sogar noch älter. Ist das nicht unglaublich???

Kein Wunder, dass die Veranstaltung von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Ende betitelt wurde als „schön, cool, wundervoll!“

Euer Kunibert Schlaufuchs