Jubiläen stärken das Wir-Gefühl

Beim akademischen Feiertag der Universität, dem Dies academicus, plädierte die Festrednerin Aleida Assmann für eine aktive Erinnerungskultur.

Die Universität Trier feiert in den kommenden zwei Jahren markante Jubiläen. Insofern war das Thema der Festrede des Dies academicus in diesem Jahr von besonderem Eigeninteresse für den Gastgeber. Aleida Assmann, jüngst gemeinsam mit ihrem Mann Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bedacht, stellte sich und dem Trierer Auditorium die Frage: „Jubiläen – Lotterie der Geschichte oder Denkmäler in der Zeit?“ Ihre Antworten legen nahe, dass sowohl der Freundeskreis Trierer Universität (2019) wie auch die Universität selbst (2020) großes Potenzial verschenken würden, sollten sie nicht in würdigem Rahmen an ihre Gründung vor dann 50 Jahren erinnern.

Die Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft räumte ein, dass es durchaus auch „bedenkenswerte Kritik“ an der Kultur des Erinnerns und dem Feiern von Jubiläen gebe. „Jubiläen sind aber mehr als kleine Strudel im Fluss der Zeit“, komprimierte Aleida Assmann ihren Vortrag auf die positiven Effekte und die Wirkmacht von Jubiläen. Gemeinsames Erinnern habe soziale Bedeutung und gemeinschaftsstiftendes Potenzial. Eine Gesellschaft versichere sich mit Gedenktagen und Jubiläen der zentralen Wendepunkte und dauerhaften Impulse ihrer Geschichte. Jubiläen, so die Festrednerin weiter, stärken das Wir-Gefühl. Darüber hinaus seien sie immer auch Anlässe für Debatten und Reflektionen, die das Geschichtsbewusstsein der Gesellschaft aktualisierten und synchronisierten.

Die Ankündigungen sowohl des Freundeskreis-Vorsitzenden Helmut Schröer wie auch von Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Jäckel beim „Dies“ lassen erwarten, dass sie Aleida Assmanns Ausführungen beherzigen werden. An den Programmen für die beiden Jubiläumsjahre 2019 und 2020 wird bereits eifrig gearbeitet.

Zwei Jahre nach seiner 50-Jahr-Feier wird der Freundeskreis Trierer Universität ein weiteres denkwürdiges Jubiläum begehen können. Dann wird der Verein bereits zum 40. Mal Preise für die besten Dissertationen an den wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität verleihen. Mehr als 560.000 Euro hat der Freundeskreis seit 1981 bislang auf diese Weise verteilt. Dabei kann er sich auf die oft über Jahrzehnte treue Unterstützung der Stifter verlassen, die das Preisgeld von jeweils je 2.000 Euro zur Verfügung stellen. Neun junge Wissenschaftler durften in diesem Jahr Urkunde und Schecks aus den Händen ihrer Förderer in Empfang nehmen.

Die Preisträgerinnen und Preisträger
Festrednerin Aleida Assmann
Festrednerin Aleida Assmann
Der Chor des Collegium musicum
Präsident Prof. Dr. Michael Jäckel
Chor des Collegium musicum mit dem musikalischen Leiter Mariano Chiacchiarini

Der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für internationale Studierende ging an Ngoc Nam Le. Der vietnamesische Master-Student absolviert nicht nur sein Studium der Economics mit großem Erfolg, sondern ist auch politisch und gesellschaftlich höchst engagiert, zitierte Vizepräsident Prof. Dr. Martin Przybilski aus der Begründung der Preisvergabe. Unter anderem ist Ngoc Nam Le aktives Mitglied der Refugee Law Clinic Trier. Der gemeinnützige Verein von Trierer Studierenden bietet Flüchtlingen kostenlose Rechtsberatung und Unterstützung an.

Jedes Jahr vergibt die Universität beim Dies academicus in jedem Fachbereich einen Preis für herausragende Leistungen und Konzepte in der Lehre sowie fachbereichsübergreifend einen Preis für „Digitale Lehre". Die Dotierung von jeweils 1.500 Euro soll zur Verbesserung von Lehre und Studium verwendet werden. Vorgeschlagen werden die Dozenten von denen, die am meisten von guter Lehre profitieren: von Studierenden und Fachschaften. Über die Vergabe entscheidet die Kommission für Qualitätssicherung des Senats.

Blieb am Ende des akademischen Feiertags noch die offene Frage, wann denn der Dies academicus selbst ein Jubiläum feiern kann. Präsident Michael Jäckel stellte die Frage nach dem Premiere-Jahr des „Dies“ bei der Begrüßung des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier zum traditionellen Abschlusskonzert. Die Antwort kannte auch im Publikum niemand. Das schwungvolle „grenzüberschreitende“ Konzertprogramm „Pariser Leben von Jaques Offenbach passte jedenfalls zu einem weiteren Jubiläum, das die Universität Trier am Vortag mitgefeiert hatte: Die Universität der Großregion mit Mitgliedshochschulen aus vier Ländern hatte auf ihre zehnjährige Geschichte zurückgeblickt.

Die Preisträger des Dies academicus 2018 im Überblick

Förderpreise für den wissenschaftlichen Nachwuchs

  • Dr. Vanessa Einheuser (Rechtswissenschaft/Römisches Recht): „Studien zur lex rivi Hiberiensis“. Preis gestiftet von Volksbank Trier
  • Dr. Johannes B. Finke (Psychobiologie) „Utilizing Startle Modulation to Investigate the Interplay of Implicit Visual Cues of Self-relevance and Emotional Processing“. Preis gestiftet von Dr. Herbert und Dr. Irmgard Fischer
  • Dr. David Frantz (Umweltfernerkundung und Geoinformatik): „Generation of higher level earth observation satellite products for regional environmental monitoring“. Preis gestiftet von Peter Weber
  • Dr. Gerrit Fröhlich (Soziologie): „Medienbasierte Selbsttechnologien 1800, 1900, 2000. Das in Ordnung gebrachte Leben vom narrativen Tagebuch zur digitalen Selbstvermessung“. Preis gestiftet von Sparkasse Trier
  • Dr. Lydia Keilen (Klassische Philologie/Latein): „Les Coryciana (1524): Texte et contexte. Traduction et commentaire du livre I (des poèmes 1 à 372)“. Preis gestiftet von Nikolaus Koch Stiftung
  • Philipp Lorig (Soziologie): „Soloselbstständige Handwerks-Dienstleister im Niedriglohnbereich: Prekäres Unternehmertum im Spannungsfeld zwischen Autonomie und radikaler Marktabhängigkeit“. Preis gestiftet von Evangelische Studentinnen und Studenten Gemeinde Trier
  • Arndt Neumann (Geschichte): „Unternehmen Hamburg. Eine Geschichte der neoliberalen Stadt“. Preis gestiftet von Stadt Trier
  • Benedikt Vogel (Japanologie): „Das atmosphärische Schöne – Inszenierung von Duft und ästhetischem Erleben in den Traktaten zur Duftzeremonie des frühneuzeitlichen Japan“. Preis gestiftet von Handwerkskammer Trier und Industrie- und Handelskammer Trier
  • Dr. Felix Wucherpfennig (Psychologie): „Do we know what we think we know? Transferability of findings from randomized controlled trials to routine care treatment settings“. Preis gestiftet von Arbeitsgemeinschaft der Sparkassen in der Region Trier

Lehrpreise

  • Dr. Mara Onasch (Fachbereich II)
  • Simon Jakobs (Fachbereich III)
  • Dr. Nico Richter (Fachbereich IV)
  • Mats Otto Becker (Fachbereich V)
  • Prof. Dr. Leif Mönter (Fachbereich VI)
  • Preis für Digitale Lehre:Dr. Renate Freudenberg-Findeisen (Deutsch als Zweit- und Fremdsprache)

Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für internationale Studierende

Ngoc Nam Le (Vietnam)