Internationaler Aktionsplan für den Insektenschutz

Trierer Biodiversitätsforscher rufen mit Wissenschaftlern aus aller Welt zum Kampf gegen das Insektensterben auf und schlagen konkrete Maßnahmen vor.

Für die bedrohte Crauschrecke (Prionotropis rhodanica) hat die Biogeographie der Universität Trier eine Artenschutzstrategie entwickelt. Foto: Prof. Dr. Axel Hochkirch (Universität Trier)

„Wir wissen seit Jahrzehnten, dass wir etwas gegen das Artensterben tun müssen. Zahlreiche Studien belegen den globalen Rückgang von Insektenarten. Doch bisher ist noch zu wenig für ihren Schutz passiert.“ Wenn man mit Axel Hochkirch, Professor für Biogeographie an der Universität Trier spricht, merkt man schnell, wie sehr er für das Thema brennt. „Erst die Dramatisierung der Situation durch Medien hat dazu beigetragen, dass die Politik Maßnahmen ergriffen hat. Mit unserem Papier wollen wir einen Weckruf starten, der die Fakten zum Insektenschutz zusammenstellt, ohne zu übertreiben oder zu untertreiben.“

70 Wissenschaftler von allen Kontinenten haben diese Woche auf Initiative von Prof. Jeff Harvey vom Netherlands Institute of Ecology (NIOO-KNAW) in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ ihre Strategie für den Insektenschutz veröffentlicht. Axel Hochkirch und Sophie Ogan von der Universität Trier haben den Masterplan mitausgearbeitet.

Unbedingt erforderliche Maßnahmen

Das Besondere ist, dass die Experten konkrete, aufeinander abgestimmte Maßnahmen vorschlagen. Sie formulieren acht Gebiete, auf denen ein sofortiges Handeln unbedingt erforderlich ist: Erhaltung einer hohen Vielfalt von Agrarflächen, Reduzierung von Wasser-, Lärm- und Lichtverschmutzung, Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden, Importverbote von umweltschädlichen Produkten, Einschränkung der Einführung von gebietsfremden Arten, konkrete Schutzmaßnahmen für gefährdete Arten, Ausweitung von Schutzprogrammen und Bildungsprojekte.

Der Aktionsplan als Grafik (zum Vergrößern klicken).

„Unsere Forschungen an der Universität Trier zeigen wie viele andere, dass landwirtschaftliche Flächen heute zu intensiv genutzt werden. Auch muss die Düngung dringend eingeschränkt werden“, so Hochkirch. Die Trierer Doktorandin Linda Bröder hatte erst kürzlich den Effekt von Überweidung auf eine gefährdete Heuschreckenart nachgewiesen. Darüber hinaus forscht die Biogeographie der Universität Trier aktuell in einem Projekt zum Bestand von Wildbienen in Rheinland-Pfalz.

Sofortiges Handeln notwendig

„Wenn Naturschutzmaßnahmen durchgeführt werden, zeigen sie meist schnell Erfolge: Das Insektensterben kann also noch aufgehalten werden, wenn wir sofort handeln“, sagt Axel Hochkirch, der gleichzeitig Vorsitzender des Komitees für den Schutz wirbelloser Arten innerhalb der internationalen Naturschutz-Dachorganisation IUCN ist. Herauszustellen welche Arten, geografische Gebiete und Probleme die meiste Aufmerksamkeit brauchen, ist ein weiteres wichtiges Ziel, das die Autoren des Aktionsplans definieren.

Mittelfristig sollen weitere Studien untersuchen, welche Faktoren zum Aussterben von Arten führen und welche Maßnahmen die beste Wirkung für den Schutz von Insekten zeigen. Auf lange Sicht hoffen die Wissenschaftler auch auf vermehrte Kooperationen mit Unternehmen und die Etablierung von weltweiten Standard-Monitoring-Protokollen, um den Bestand der Insekten besser überwachen zu können. Um gezielte Artenschutzprogramme zu fördern, kämpft Axel Hochkirch bereits seit einigen Jahren für die Einrichtung eines internationalen Zentrums für den Insektenschutz.

► Der Artikel in der Zeitschrift „Nature Ecology & Evolution“ ist online abrufbar

Kontakt

Prof. Dr. Axel Hochkirch
Biogeographie
Mail: hochkirchuni-trierde
Tel. +49 651 201-4692
www.biogeographie.uni-trier.de