Was Steine verraten – das Lapidarium von St. Matthias

Geschrieben von Gottfried Kerscher am 19. April 2012.


Ein Lapidarium, das ist in erster Linie eine Ansammlung von Steinen, die einem Bau entnommen wurden. Diese 'Steinhaufen' werden dann zumeist in dunklen ungenutzten Räumen gelagert und geraten im Lauf der Zeit in Vergessenheit. Ihre Wiederentdeckung ist für die Bauforschung besonders erfreulich. In Zusammenhang mit der Restaurierung des Kreuzgangs von St. Matthias, der eine wissenschaftliche Kommission vorgeschaltet ist, wurde ein solches Lapidarium im wahrsten Sinn des Wortes entdeckt. Die dort gelagerten Steine entstammen den Restaurierungsarbeiten des 19. und 20. Jh. Diese Arbeiten können anhand der Artefakte teilweise überprüft und evaluiert werden, ja, die dort versammelten Stücke sind gewissermaßen Ausdruck eines verändernden Formwillens, der sich in der Entnahme abzeichnet. Auf diese Weise vermitteln die Steine historische und formale Überlegungen, was nicht erhalten, sondern ausgeblendet und ersetzt werden sollte.

In enger Zusammenarbeit mit dem Abt des Klosters St. Matthias, Ignatius Maaß, und zwei weiteren Brüdern, Valerius und Jakobus, die sich lange Zeit und auch wissenschaftlich mit dem Bau von St. Matthias beschäftigt haben, sowie unterstützt durch die og. Kommission und nicht zuletzt Dank der großzügigen Finanzierung durch das Historisch-Kulturwissenschaftliches Forschungszentrum (HKFZ) der Universität Trier, sind wir übereingekommen, in einem größeren Projekt dieses Lapidarium der Forschung zugänglich zu machen UND es darüber hinaus für die Ausbildung im Fach Kunstgeschichte nutzbar zu machen.

Im Sommersemester 2012 veranstalteten wir im Fach Kunstgeschichte unter der Leitung von Anika Molter, Peter Pfeiffer und Gottfried Kerscher (Andreas Thull, der Fotograf des VBB und des Faches Kunstgeschichte fertigte die Fotos an) das Seminar „Durch Funde lernen: Das Lapidarium von Sankt Matthias in Trier.“, das Grundlagen des Inventarisierens vermittelte. Dieses Seminar schrieb eine Situation fort, die durch zwei Studierende begonnen worden war. Zunächst wurde festgestellt, ob die Artefakte des Lapidariums es Wert sind, aufgearbeitet und der Forschung sowie der Befunduntersuchung und Restaurierung zur Verfügung gestellt zu werden. Erfreulicherweise sind Sie es, und in der Zwischenzeit haben sich darüber hinaus sehr viele weitere höchst interessante Stücke gefunden, die sich in der Abtei außerhalb des eigentlichen Lapidariums befinden und unbedingt entweder museal präsentiert oder wenigstens zusammengestellt und der Forschung als Information bereitgestellt werden sollten. Georg Breitner, der die Befunduntersuchung des Klosterkreuzgangs vornahm und dokumentierte, konnte zum Teil bereits auf dieses Material zurückgreifen, und da es öffentlich zugänglich ist, können die Ergebnisse darüber hinaus jederzeit in die Restaurierung des Kreuzgangs einfließen.

Ergebnis der Lehrveranstaltung, die sehr gerne besucht wurde und an deren Gestaltung (Bilddatenbank lapidat.uni-trier.de) die Studierenden selbst nach Ende des Seminars mit hohem Engagement weiter arbeiteten, war, dass die speziell für dieses Projekt konzipierte Datenbank inzwischen mehrere hundert Exponate enthält, die mit Hilfe weiterer Mittel bearbeitet und vervollständigt werden sollen.

Gottfried Kerscher