Jort Blazejewski M.A. – Aktuelle Projekte

Promotionsprojekt

Revolutionsemigranten im Großraum Maas-Mosel-Rhein (1787-1815). Fallstudien zur europäischen Migrationsgeschichte in überregionaler Perspektive

Die revolutionsbedingte Emigration nach 1789 zählt zu den größten Wanderungsbewegungen der europäischen Vormoderne. Während in den Anfangsjahren vornehmlich der französische Adel dem revolutionären Umbruch aus politischen Gründen zu entkommen suchte, schlossen sich nach der Verabschiedung der Zivilverfassung des Klerus (1790), der Entfesselung der Revolutionskriege (1792) sowie der französischen Terreur (1793) in großer Zahl Geistliche und Angehörige des Dritten Standes den Emigrationsbewegungen an. Die Formen und Verläufe dieser erzwungenen Massenmobilität müssen differenziert bewertet werden, denn in den allermeisten Fällen handelte es sich um opportunes Fluchtverhalten, das ganz wesentlich durch schiere Alternativlosigkeit geprägt wurde.

Unter diesen Voraussetzungen legten nur vergleichsweise wenige Emigranten größere Entfernungen zurück. Die weit überwiegende Mehrheit bewegte sich zunächst in unmittelbarer Grenznähe, meistens in der Hoffnung, bald die sichere Rückkehr antreten und das Provisorium der Emigration aufgeben zu können. Bis zu ihrer militärischen Besetzung durch die französische Revolutionsarmee (seit 1794) übten besonders die städtereichen Grenzgebiete von den habsburgischen Besitzungen an der Maas bis zu den Kleinterritorien am Oberrhein eine sicherheitsstiftende Wirkung auf Revolutionsemigranten aus. Besonders kleine und mittlere Städte in geographischer Grenznähe und mit günstigen Anbindungen zeigten sich von dieser gesellschaftlichen Transformation betroffen. Sie fungierten nämlich nicht nur als provisorische Refugien, sondern auch als Transitpunkte auf weiterführenden Fluchtrouten in Nordwesteuropa.

Für die Leitinteressen der Historischen Migrationsforschung kommt diesem Betrachtungsraum somit eine wesentliche Bedeutung zu. Diese zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Quantität, Fluktuation und besonders die soziale Diversität der Emigranten an Maas, Mosel und Rhein ungleich höher waren als in anderen Zufluchtsgebieten Europas. Während dabei die Flucht aus Frankreich, die als solche mit gehörigen Risiken verbunden war, den émigrés vorübergehende Sicherheit bieten konnte, stellte der Zulauf tausender Fremden die Aufnahmeinstanzen vor große Herausforderungen. In staatenübergreifender Perspektive nimmt das Projekt Erscheinungsformen und Wechselwirkungen dieses Fluchtverhaltens in den Blick. In struktur- und ereignisgeschichtlicher Hinsicht erwiesenermaßen durch ein hohes Maß an Kohärenz geprägt, ermöglicht und erfordert der beschriebene Untersuchungsraum die strukturelle Analyse von regionalen Bezügen der revolutionsbedingten Emigration ebenso wie die vertiefte Auseinandersetzung mit ihren lokalen Erscheinungsformen. Ausprägungen der Migrationsdynamik sind dabei nicht nur durch aussagekräftige Selbstzeugnisse dokumentiert, sondern auch durch serielle Quellen. Diese Überlieferungen umfassen Verwaltungsschriftgut von der kommunalen bis zur zentralstaatlichen Ebene und verteilen sich heute sehr disparat über mehrere Länder.

Das Dissertationsprojekt steht unter der Betreuung von Prof. Dr. Stephan Laux.

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Editionsprojekt

„Quellen zur Geschichte der Stadt Trier im Übergang vom Ancien Régime zur Moderne (1789–1814)“

Ziel des Editionsprojekts ist die Veröffentlichung einer Quellenedition zur Geschichte der Stadt Trier im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert. Auf die Epochenwende zwischen 1789 und 1814 sind jene grundlegenden Veränderungsprozesse zurückzuführen, die Triers Eingang in die Moderne maßgeblich prägten. Als Schauplatz des Ersten Koalitionskrieges, Zufluchtsstätte für Revolutionsflüchtlinge und Hauptstadt des 1798 gegründeten französischen Saardepartements machten sich in Trier innerhalb von nur wenigen Jahren zahlreiche der herrschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen bemerkbar, die von der ,großen‘ Revolution in Frankreich angestoßen worden waren. Die in und für Trier erhaltenen Quellen besitzen einen hohen Stellenwert für die historische Forschung. [weiterlesen]