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Domestic Trade and Maritime Trade - Tagung des Melammu Projects und des Transmare-Instituts

Tagung "Domestic Trade and Maritime Trade"

Vom 11. bis 13. Dezember 2019 findet an der Universität Trier unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Schäfer und Dr. Patrick Reinard eine Tagung zu "Domestic Trade and Maritime Trade in the Eastern Mediterranean and Ancient Near East" statt. Den Flyer können Sie hier runterladen.

Vertrauen als ökonomische Ressource in der antiken Marktwirtschaft

Vom 27. bis zum 29. März 2019 fand in der Stadtbibliothek Trier (Mittwoch und Donnerstag) sowie in der Universität Trier (Freitag) die von Patrick Reinard und Christian Rollinger organisierte Tagung "Vertrauen als ökonomische Ressource in der antiken Marktwirtschaft" statt.

Auf welchen Grundlagen basierten antike Vertrauenskonzepte? Wie wird Vertrauen generiert und bewahrt? Wie gestaltet sich Vertrauen zwischen Wirtschaftsakteuren oder zwischen Wirtschaftsakteur und Staat? Wie konnte aus Vertrauen Profit entstehen? Welche Alternativen gab es zu Vertrauen? So lauteten einige der Leitfragen der dreitägigen Tagung, organisiert von den Trierer Althistorikern Patrick Reinard und Christian Rollinger.

Einleitend verwies Rollinger auf den heutzutage inflationär gebrauchten Vertrauensbegriff in Politik (gerade im Zuge des Brexit), in der Wirtschaft (Vertrauen in Märkte) und auf Firmen und Marken namens Fides oder Pistis. Anschließend führte Reinhard zur weiteren Einstimmung in die Thematik ausgewählte Beispiele von Papyri aus dem griechisch-römischen Ägypten an, in denen gerade dann von Vertrauen gesprochen wurde, wenn ein Geschäft fehlschlug. Zudem stellte er Empfehlungsschreiben vor, die dazu dienten, Vertrauen zu generieren.

Den Eröffnungsvortrag der Sektion I hielt JAN TIMMER (Bonn), der einen engen Zusammenhang zwischen Vertrauen und Geldumlauf sieht, denn ohne Vertrauen werde Geld gehortet, eine Kreditvergabe beruhe auf Vertrauen. Timmer führte fünf Fundamente an, auf denen Vertrauen aufbauen kann, etwa die Kalkulation von Folgen und Interessen (kalkulierendes Vertrauen), d. h. Vertrauen, das durch Sprache, Alter oder Reichtum geweckt werden konnte. Zudem führten persönliche Beziehungen zu Vertrauen, z. B. durch Verheiratung der Kinder, wobei Freundschaften aber auch gefährlich sein konnten. Zwei weitere Faktoren waren sowohl die Mitgliedschaft in einer Gruppe als auch institutionelle Arrangements. Zuletzt konnte Vertrauen auf Normen beruhen. So wurden Söhne bereits früh in die Geschäftswelt des Vaters eingebunden.

Während Timmer in seinen theoretischen Ausführungen die Verhältnisse der ausgehenden Republik vor Augen hatte, nahm SVEN GÜNTHER (Changchun) das spätklassische Griechenland in den Blick und erläuterte anhand ausgewählter Quellen (Anonymus Iamblichi, Xenophons Kyropedia, Polyainos und der Münzgesetzgebung des Jahres 375/4) das von der heutigen Zeit zu unterscheidende Vertrauens-Konzept. FILIPPO CARLÀ-UHINK (Potsdam) bezog sich in seinem Vortrag allgemein auf die griechisch-römische Welt und fragte ausgehend von einer breiten Quellenlage nach spezifischen Merkmalen einzelner Epochen. Ihn interessierte dabei das Vertrauen von und zu denjenigen, die von außen auf ein Geschäft blickten. Begriffe wie Tausch, Geschenk, Bestechung, Bezahlung oder Diebstahl bergen allerdings je nach Perspektive Definitionsschwierigkeiten.

Anschließend fragte JONAS SCHERR (Stuttgart) nach den Zusammenhängen von Handel zwischen Römern und „Barbaren“, dem damit verbundenen kulturellen Wandel und dem dadurch entstehenden Vertrauen bzw. Mangel an Vertrauen. In den spätrepublikanischen Quellen ist mehrfach von der „Verweichlichung der Barbaren“ aufgrund des Kontaktes mit den Römern die Rede, ein Topos der instrumentalisiert wurde, aber aufgrund des kulturellen Wandels durchaus eine reale Basis besessen habe. SIMON THIJS (Lübeck) machte darauf aufmerksam, dass auch Geiselnahmen eine Verbindung zum Vertrauens-Konzept besaßen. Geiseln bezeugten die fides des Imperators, und man musste darauf vertrauen, dass der Geiselnehmer die Geisel gut behandelte. Inschriften belegen, wie ehrenhaft Geiselnahmen für Feldherren waren.

Die Generierung von Vertrauen war das Oberthema der zweiten Sektion. Hier hob DOROTHEA ROHDE (Bielefeld) die große Bedeutung von gegenseitigem Vertrauen in den collegia im kaiserzeitlichen Ägypten hervor. Neben Familie, Nachbarn und Freunden vertraute man in finanziellen Notsituationen besonders auf Vereinskollegen, die wiederum ein starkes Vertrauen darin besaßen, dass Gefälligkeiten zurückgezahlt wurden. Ohne Vertrauen waren in römischer Zeit auch Auktionen nicht durchführbar, wie MARTA GARCÍA-MORCILLO (London) darlegte. Denn generell reichten die gesetzlichen Möglichkeiten nicht aus, um Benachteiligungen der Käufer zu verhindern. EIVIND HELDAAS SELAND (Bergen) stellte die Bedeutung der Nahbeziehungen und dem damit verbundenen Vertrauen bei Handelsnetzwerken heraus. Zu privaten und öffentlichen Transaktionen im byzantinischen und frühislamischen Ägypten sind auf Papyri und Ostraka viele Darlehens- und Schuldurkunden überliefert, die belegen, wie STEFANIE SCHMIDT (Basel) ausführte, dass diese Geschäfte nicht allein auf Vertrauen basierten. EMILIA MATAIX FERRÁNDIZ (Helsinki) beschäftigte sich mit der Rhône als Handelweg und den archäologischen sowie epigraphischen Zeugnissen, die Rückschlüsse auf die dortigen Personalstrukturen zulassen. Auch hier wurde, z. B. bei der Zusammensetzung einer Schiffsmannschaft oder beim Verladen der Ware in den Flusshäfen, ein auf Vertrauen basierendes System geschaffen. Nachdem in den bisherigen Vorträgen wiederholt die Bedeutung persönlicher Netzwerke bei Handelsbeziehungen und dem damit verbundenen Vertrauen herausgestellt wurde, fragte KOEN VERBOVEN (Gent) danach, wie es sich mit Geschäften mit Unbekannten verhält, und betont hierbei den Schutz durch die öffentlichen Institutionen.

In der Sektion III rückte JEAN-JACQUES AUBERT (Neuchâtel) mit Sklaven wichtige Akteure im Handel in den Fokus und erläuterte die rechtliche Situation, durch die der Sklavenbesitzer bei Geschäften, die sein Sklave für ihn führte, abgesichert wurde. KERSTIN DROSS-KRÜPKE (Kassel) stellte die auf Papyri erhaltenen Ausbildungsverträge in der Textilherstellung aus dem römischen Ägypten vor. Da es in der Antike keine organisierte Lehrlingsausbildung gab und es zumindest im römischen Ägypten unüblich war, die eigenen Kinder auszubilden, musste man auf die Verlässlichkeit der Beteiligten vertrauen. Auffälligerweise beinhalten die Verträge kein Ausbildungsziel, so dass auch hier auf die Fähigkeiten des Meisters vertraut werden musste.

DENNIS KEHOE (Tulane) analysierte die Organisation des Handels in der römischen Welt im Rahmen der rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen, die nicht mit denjenigen der modernen Welt zu vergleichen sind. Denn römische Kapitaleigentümer operierten mit Stellvertretern, die einen großen Handlungsfreiraum besaßen – allerdings in einem gesetzlichen Rahmen, der anhand juristischer und papyrologischer Quellen abgesteckt werden kann. Auch bei der stellvertretenden Geschäftsführung konnten persönliche Beziehungen eine wichtige Rolle spielen. Mit dem Holzexport im königzeitlichen Makedonien lenkte CHRISTIANE BRAUN (Trier) den Blick auf ein anderes Thema der antiken Wirtschaftgeschichte. Das sehr waldreiche Makedonien war einer der wichtigsten Lieferanten für das im Schiffsbau in großen Mengen benötigte Holz, dessen Eigentümer der König war. So verlieh Perdikkas II. den Athenern und Amyntas III. den Chalkidiern Privilegien bei der Holzausfuhr, um politische Bündnisse zu festigen. Aber auch einzelne Personen erhielten aufgrund persönlicher Beziehungen Holzrechte vom König.

Wiederum Mangel an Vertrauen in einer griechischen Polis in römischer Zeit bezeugen Inschriften aus Kibyra, die FRANK DAUBNER (Trier) vorstellte und analysierte. Für den Gymnasiarch Philagros sind zwei Ehreninschriften überliefert, die u. a. dafür sorgte, dass die Gymnasiarchie auch nach seiner Zeit weiterbestand. Die Inschrift enthält auch rechtliche Bestimmungen, wie Strafandrohungen gegen und die Verfluchung von Personen, die versuchen die Gymasiarchie abzuschaffen, wodurch offensichtlich werde, dass die Bestimmungen auf den Ehrendekreten keineswegs auf Vertrauen beruhten.

Zum Abschluss der Tagung ergriff PATRICK REINARD (Trier) nochmals das Wort und stellte seine Überlegungen vor, inwiefern die auf Papyri aus dem kaiserzeitlichen Ägypten erhaltenen Privatbriefe Hinweise auf Vertrauen als ökonomische Ressource bieten. Es konnte festgestellt werden, dass Grußbriefe oft der Kontrolle dienten, aber auch ein Informationsnetzwerk darstellten, das Vertrauen schaffen sollte. In den Briefen finden sich oft Hinweise auf Preise, allerdings ungenauer Art, wie „billig“ oder „teuer“, und es gibt Diskussionen über Buchführung. Auch dadurch wurde eine Preistransparenz geschaffen, die Vertrauen generierte.

Das Tagungsthema wurde somit unter vielfältigen Aspekten von der griechischen Klassik bis in frühislamische Zeit beleuchtet, nicht nur durch die hier skizzenhaft wiedergegebenen Vorträge, sondern auch durch die anschließenden stets lebhaften Diskussionen. Gerade der Unterschied zur modernen Wirtschaft wurde dabei immer wieder deutlich. Der geplante Tagungsband wird den Forschungen zur antiken Wirtschaftgeschichte sicherlich neue Impulse geben.

(Marcello Ghetta)

Flyer (mit Programm)

Gebrauchtwaren und Second Hand-Markt in der Antike

Am 6. und 7. September 2016 fand an der Universität Trier (Raum B16) eine internationale Tagung zum Thema "Gebrauchtwaren und Second Hand-Markt in der Antike" statt. Die Tagung wurde von Herrn Prof. Dr. Christoph Schäfer und Herrn Dr. Patrick Reinard veranstaltet.

In der Erforschung der antiken Wirtschaft hat die Beschäftigung mit der Qualität von verhandelten Waren bisher keine große Bedeutung. Lediglich der Handel mit Luxusgütern wurde vereinzelt untersucht. Schlechte, billige oder minderwertige Waren haben das Interesse der Forschung nicht geweckt. In Spezialstudien zu einzelnen Wirtschafts- und Produktionszweigen fehlt ebenfalls eine Problematisierung verschiedener Gütestufen. Neben den unterschiedlichen Qualitätsstufen wurde auch die Nutzungsdauer und damit einhergehend die Ausbesserung, Reparatur und Umfunktionierung von Waren und Gütern nicht erforscht. Lediglich die kultisch-religiöse sowie die politische Umfunktionierung, etwa im Bereich der damnatio memoriae, wurde in der Forschung behandelt, allerdings blieben dabei ökonomische Inhalte unberücksichtigt. In der archäologischen Forschung wurde die Wiederverwendung von Spolien unterschiedlicher Art sehr häufig beobachtet, aber bisher kaum unter ökonomischen Gesichtspunkten analysiert. Dabei war gerade das wirtschaftliche Interesse an Wiederverwendung, Ausbesserung und Recycling in der antiken Welt weitverbreitet, was nicht zuletzt daran lag, dass ein Großteil der Bevölkerung in prekären Lebensverhältnissen bzw. in Armut lebte.
Die Tagung möchte die Themenfelder „Gebrauchtwaren“ bzw. „Wiederverwendung“ in unterschiedlichen Produktions- und Wirtschaftsbereichen in den Blick nehmen, den materiellen Befund mit den schriftlichen Quellen kontrastieren und unter gemeinsamen Fragenstellungen analysieren: Wie können Gebrauchtwaren identifiziert werden? In welchen Produktionsbereichen gab es einen Handel mit Gebrauchtwaren? Wo fand Wiederverwendung statt? Was war die ökonomische Motivation? Welche Berufszweige partizipierten an diesem Handel? Woher bezogen die Händler ihre „Altwaren“? Gab es einen dauerhaften überregionalen Gebrauchtwaren-Markt oder herrschte eine regionale Distribution vor? Welchen Einfluss hatten Qualität und Alter von Waren auf die Preisbildung? Welche Rolle spielt der bloße Materialwert von Gegenständen, die in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr verwendbar waren? Inwieweit ist die Umfunktionierung von irreparablen Gebrauchsgegenständen Teil eines ökonomischen Autarkiebestrebens?

Flyer

Zielsetzung und Tagungsprogramm

Link zur H-Soz-u-Kult-Ankündigung