Beispiele aus der Praxis

Die abrupte Umstellung auf digitale Lehre im Sommersemester war eine große Herausforderung. Trotz der kaum vorhandenen Umstellungszeit sind viele gelungene Formate entstanden, die zeigen, dass man auch mit einfacher technischer Ausstattung Inhalte zielgerichtet vermitteln kann. An dieser Stelle finden Sie einige ausgewählte Beispiele.


Dorothee Fischer, M.A., FB III, Kunstgeschichte

Tote Hasen, präparierte Fische und kreative Vögel: Tiere in der Kunst von der Frühen Neuzeit bis zur Gegenwart (Seminar)

Auf den ersten Blick scheint die Geschichte der Kunst eine Geschichte asymmetrischer Mensch-Tier-Beziehungen zu sein. Tiere werden als Material, Motiv und Symbol verstanden. Im Zuge des „Animal Turns“ vollzieht sich jedoch ein weitreichender Paradigmenwechsel, der „tierliche“ Akteure erstmals auch als gleichberechtigte Subjekte anerkennt. Diese Neubewertung soll im Fokus der Lehrveranstaltung stehen und anhand exemplarischer Werkanalysen aus unterschiedlichen Epochen nachvollzogen werden.

Besondere Bedeutung kommt neben der Analyse relevanter Kunstwerke der Lektüre zentraler Texte und ihrer Besprechung zu. Ziel der Veranstaltung ist, die Vermittlung eines kunsthistorischen Überblickswissens, das Kennenlernen tierwissenschaftlicher Texte sowie die Anregung zum Nachdenken über unterschiedliche Mensch-Tier-Verhältnisse.


Prof. Dr. Franzis Preckel, FB I, Psychologie

Testtheorie und Testkonstruktion (Vorlesung)

Wesentliche Aufgabe der Psychologischen Diagnostik ist die Erfassung von Merkmalsausprägungen bei Menschen. Die Testtheorie stellt sich die Frage: „Wie konstruiert man nach den Regeln der Kunst ein psychologisches Erhebungsverfahren und wie kann man sicherstellen, dass es das erfasst, was es erfassen soll?“ Ziele der Vorlesung:

  • Entwicklung eines testtheoretischen Verständnisses

  • Vermittlung methodischer Grundlagen der Testkonstruktion

  • Vermittlung der Kompetenzen zur Beurteilung und begründeten Auswahl von Testverfahren

  • (Kennenlernen psychologischer Tests)

Es wurden pro Woche 1-3 Videos zur Verfügung gestellt, je 15-20 Minuten lang.

Dokumente:

Beispielhafte Übungsaufgaben (.pdf-Datei)


Dr. Ortwin Elle, FB VI, Biogeographie

Digitale Lehrveranstaltung: Biologie ausgewählter Tiergruppen – Vögel

Wie kann man eine Lehrveranstaltung so in ein digitales Format umsetzen, dass die Studierenden nicht nur eine passive Zuhörerrolle einnehmen? Vor dieser Frage stand ich als Dozent im Bachelor-Studiengang Umweltbiowissenschaften (UBW), als ich mich im April 2020 dafür entschied, mein Vogelseminar „asynchron“ in Form von Videopräsentationen anzubieten. Herausgekommen ist ein E-Learning-Format in 12 Teilen, in dem Elemente der reinen Wissensvermittlung abwechseln mit Rubriken und Rätseln, in denen die Studies motiviert werden, selbst aktiv zu werden. Wie sich in der Praxis zeigte, hatten die Studierenden die Angebote und Anregungen zum Selbststudium mit großem Engagement angenommen. Aus meinen Erfahrungen während der Erstellung dieser Video-Seminarteile mit dem Panopto-Recorder habe ich in dem vorliegenden Video 6 Praxis-Tipps formuliert und jeweils mit kurzen Ausschnitten aus meinem digitalen Vogelseminar illustriert. Diese Tipps könnten vielleicht auch für Sie als „Nicht-Ornithologe“ hilfreich sein, wenn Sie in Ihrem Arbeitsbereich digitale Lehr- und Lernformen aufbauen wollen und nach Anregungen für eine abwechslungsreiche Umsetzung suchen.


Dr. Florian Ertz, FB IV, Volkswirtschaftslehre

Digitale Lehrveranstaltung Statistik I + II

Im Rahmen der Veranstaltung Statistik I + II: Deskriptive und induktive Statistik lernen Bachelor-Studierende der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, der Soziologie und Sozialwissenschaften sowie der Wirtschaftsinformatik die Grundlagen der statistischen Auswertung von Daten kennen. Aufgrund der Gruppengröße von über 650 Studierenden im Sommersemester 2020 wurde bewusst ein asynchrones Format gewählt. Es gab also keine Live-Vorlesungen per Zoom.

 

Den Studierenden wurden im Laufe des Semesters insgesamt 75 thematisch abgegrenzte Vorlesungs-Videos als Screencast (siehe Demo-Video) angeboten. Die Videolänge betrug durchschnittlich 30 Minuten. Beim Referieren über die Inhalte anhand der Vorlesungsfolien kamen (Cursor-)Hervorhebungen und vereinzelte Text-Einblendungen (teils mit automatischem Pausieren des Videos) zum Einsatz. Durch einen nahtlosen Übergang zu einem Editor für die statistische Programmiersprache R wurde die praktische Umsetzung der Methoden direkt veranschaulicht. Herleitungen und separate Visualisierungen wurden bei Bedarf mittels eines Tablets unmittelbar handschriftlich eingebunden.

Aufnahme, Schnitt und Editing der Videos wurden mit der Komplettlösung ScreenFlow für macOS umgesetzt.

Ähnlich organisiert waren von Tutoren aufgezeichnete Tutoriums-Videos.

Ergänzt wurde das Veranstaltungsprogramm durch randomisierte elektronische Tutorien in der ILIAS-Umgebung, worin die Studierenden die Anwendung der Methoden mithilfe von R einüben konnten.

Studierendenfragen wurden über E-Mail entgegengenommen und regelmäßig gesammelt in separaten Antwort-Videos beantwortet.


Prof. Dr. Henning Tappe, FB V, Rechtswissenschaft

Übung für Fortgeschrittene im Öffentlichen Recht

Im Wesentlichen – bis auf einzelne Fragerunden und Klausurbesprechungen über „Zoom“ – habe ich auf asynchrone Lehre gesetzt, d. h. Vorlesungen mit OBS aufgezeichnet und über Panopto bei Stud.IP eingestellt. Fragen konnten über Stud.IP oder E-Mail gestellt werden, was von den Studierenden jedoch kaum genutzt wurde. Auch der Grund für den weitgehenden Verzicht auf „Zoom“ war vor allem die schlechte Rückmeldung in den größeren Veranstaltungen (Kamera aus, kaum Beteiligung).

In meiner „Großen Übung im Öffentlichen Recht“ waren 240 Personen angemeldet, die Abrufzahlen bei Panopto schwankten zwischen 240 (Anfang des Semesters) und 60 (nach der ersten Klausur). Dennoch war die „Beteiligung“ bei den wenigen Zoom-Veranstaltungen verschwindend gering und überhaupt nicht vergleichbar mit früheren Präsenzveranstaltungen. Ergänzt habe ich die Video-Vorlesungen mit Arbeitsblättern.

(Das hier bereitgestellte Video ist ein kurzer Auszug des Originals.)


Larissa Thull, Nina Hemmers

Instrumente als Garanten von Objektivität und Erkenntnisgewinn? (Studentischer Beitrag)

Im Rahmen des Seminars „Das Experiment - Zur Anschaulichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis“ hatten Studierende der Kunstgeschichte und der Philosophie Gelegenheit, sich auf interdisziplinärem Weg mit dem Thema Erkenntnisgewinn auseinanderzusetzen. In unserem Beitrag beschäftigen wir uns mit der Rolle von Instrumenten, die eine Schnittstelle zwischen beobachtender Person und Objekt darstellen. Die zentralen Problematiken zielen auf die Fragen, inwieweit die Bedingungen des Experiments durch den Einsatz von Instrumenten den Untersuchungsgegenstand verändern und wie ein Überfluss an technischen Entwicklungen den Zugang zu Welt letztlich erschwert.


Sven Heiser

Das Rote Haus zu Trier (Studentischer Beitrag)

Die Stadt Trier gilt als älteste Stadt Deutschlands. Mit einer über 2000-jährigen Geschichte und neun UNESCO-Welterbestätten bietet Trier einzigartige Einblicke in die Entwicklung von der Römerzeit bis heute und zieht jährlich etwa fünf Millionen Tagesbesucher aus aller Welt an. Im Rahmen des Seminars „Virtueller Stadtrundgang Trier“ hatten Studierende des Faches Kunstgeschichte die Gelegenheit in die Rolle eines Stadtführers zu schlüpfen und eigene Videos zu konzipieren. Zunächst wurden ausgewählte Bauwerke anhand von Referaten via Zoom sowie Lerninhalten auf Stud.IP (Lernkarten, Quizformate) besprochen. Danach rückten didaktische Aspekte einer Stadtführung und die technische Umsetzung in den Fokus. Auf dieser Basis sind im zweiten Teil des Seminars sehr gelungene Videobeiträge entstanden, u.a. eine virtuelle Erkundungstour zum Roten Haus in Trier.