Für gleiche Chancen in der Wissenschaft

Was an der Universität für Gleichstellung getan und wie daran gearbeitet wird, dass hochqualifizierte Frauen auf dem Berufsweg nicht verloren gehen.

Die Universität Trier engagiert sich seit vielen Jahren für Chancengleichheit in der Wissenschaft und hat bereits zahlreiche Angebot und Maßnahmen entwickelt, die erfolgreich institutionalisiert wurden. Sie wurden auch durch die außergewöhnlichen Erfolge in den Professorinnen-Programmen I–III des Bundes und der Länder zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen ermöglicht. Seit der Einführung dieses Förderinstruments 2008 hat die Universität Trier mit ihren Konzepten die Gutachterinnen und Gutachter in allen drei Programmphasen überzeugt, zuletzt 2019. Als einziger Hochschule in Rheinland-Pfalz und als einer von nur zehn bundesweit wurde ihrem Gleichstellungszukunftskonzept (GLZK) das Prädikat "Gleichstellung: ausgezeichnet!" verliehen.

Dank dieser Bestnote kann die Universität nicht nur drei, sondern sogar vier Förderanträge einreichen. Für alle vier Anträge erhielt sie die Zusage auf die maximale Fördersumme, jedes Förderprojekt, das mehrere Maßnahmen umfasst, wird somit für maximal fünf Jahre mit bis zu 165.000 Euro jährlich finanziert. Diese Mittel versetzen die Universität in die Lage, zusätzliche Angebote und Instrumente zu Gleichstellung und Chancengleichheit zu konzipieren und zu realisieren.

Trend in Gang gesetzt

Aktuelle Daten belegen, dass die Initiativen zur Verbesserung von Chancengleichheit in der Wissenschaft bundesweit einen Trend in Gang gesetzt haben. In den vergangenen zehn Jahren hat der Anteil von Frauen auf allen Stufen der Karriereleiter zugenommen – bis hinein in die Führungsetagen. Nachzulesen ist diese Entwicklung für den Zeitraum von 2009 bis 2019 in dem Bericht der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) zur Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung, der 2021 erneut vorgelegt wurde.

Die im GWK-Bericht ausgewiesene Steigerung der Präsenz von Frauen in allen Entwicklungsstufen, von der Immatrikulation über den Studienabschluss und die Promotion bis zur Habilitation, lässt sich für die Universität Trier weitgehend bestätigen. Die Zahl der Studentinnen ist zwar nicht gestiegen, sie liegt an der Universität Trier aber kontinuierlich sehr deutlich über dem Bundesniveau. Von 2009 bis 2019 sank der Prozentsatz leicht von 60 auf 58 Prozent, im laufenden Wintersemester erreicht er aber wieder das vorherige Niveau mit annähernd 60 Prozent. 

Eine jeweils neunprozentige Steigerung bis 2019 ist sowohl bei den Studienabschlüssen (von 55 auf 64 Prozent) wie auch bei den Promotionen (von 49 auf 58 Prozent) abzulesen. Der Anteil der von Frauen besetzten Professuren stieg an der Universität Trier in der Dekade bis 2019 von 19,3 auf 25,8 Prozent und liegt damit etwas über dem bundesweiten Verteilungsverhältnis von 25,6 Prozent. Diese Daten für die Universität Trier lassen sich in den Berichten der Gleichstellungsbeauftragten des Senats (zuletzt 2016–2019), im GLZK und in der Statistik „Universität in Zahlen“ nachvollziehen.

So erfreulich diese Entwicklungen im Hinblick auf die Chancengleichheit in der Wissenschaft zu bewerten sind, bleibt doch festzuhalten, dass Frauen auf Bundesebene nur ein Viertel der Professuren innehaben – obwohl mehr junge Frauen das Abitur schaffen und bei den Einschreibungen sowie bei den Promotionen ein Gleichgewicht herrscht. Dieser Drop-Out-Effekt auf dem Weg vom Studium zur Professur konnte nach wie vor nicht beseitigt werden und macht Förderungen wie durch das Professorinnen-Programm oder lokale Gleichstellungsmaßnahmen weiterhin dringend erforderlich.

Eine genderspezifische Ungleichheit zeigt sich sogar innerhalb der Besoldungsstufen. Im Bundesschnitt liegt der Anteil von Wissenschaftlerinnen auf W1-Professuren bei 47 Prozent, bei C3/W2 Professuren bei 26,3 Prozent und bei C4/W3 Professuren, der höchsten Besoldungsstufe, nur noch bei 21,2 Prozent. An der Universität Trier war die Verteilung im Wintersemester 2018/19 bei 38 Prozent (Steigerung um 9 Prozent innerhalb von zehn Jahren), bei 33 Prozent (Steigerung: 11 Prozent) und bei 21 Prozent (4 Prozent mehr).

„Auf dem Karriereweg gehen der Wissenschaft zu viele exzellente Frauen verloren“, beschreibt die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Dr. Claudia Seeling, in einem Interview für diesen Beitrag das fortdauernde Problem. Trotz der Steigerung des prozentualen Anteils von Frauen im Berufsfeld Wissenschaft bleibt festzuhalten: Es ist noch ein weiter Weg, bis gleiche Chancen für Frauen und Männer in Forschung und Lehre hergestellt sind. Das sieht auch Claudia Seeling, die seit Mai 2021 im Amt ist, so: „Unser Ziel besteht darin, mehr Frauen für die Professur, für Leitungs- und Führungspositionen zu gewinnen, aber auch für die Mitwirkung und Mitbestimmung in der universitären Selbstverwaltung.“

Diagramm
Frauenanteile in der Wissenschaft an der Universität Trier in Prozent am IST-Bestand Köpfe WS 2020/2021. Grafik: Referat für Gleichstellung 12/2021.

Die grundlegenden Ziele des Gleichstellungszukunftskonzepts der Universität Trier fokussieren auf die beiden Kernprobleme der Chancengleichheit: die Unterrepräsentanz von Frauen in der Wissenschaft und den abnehmenden Anteil von Frauen auf der wissenschaftlichen Karriereleiter. „Die Universität Trier möchte durch die gendersensible Ausgestaltung ihres Förderhandelns dazu beitragen, den Anteil von Wissenschaftlerinnen auf allen Qualifikationsstufen und in allen Beschäftigungsgruppen bis hin zur Professur stetig zu erhöhen und die Rahmenbedingungen für Frauen in der Wissenschaft dauerhaft zu verbessern“, heißt es dazu im GLZK.

Die Fäden der Gleichstellungsarbeit, deren Ziel neben anderen mehr Chancengleichheit in der Wissenschaft ist, laufen im Referat für Gleichstellung zusammen. In der Führungsposition hat es in diesem Jahr einen Wechsel gegeben. Der Senat hat Dr. Claudia Seeling zur Nachfolgerin der in den Ruhestand verabschiedeten langjährigen zentralen Gleichstellungsbeauftragten Dorothee Adam-Jager gewählt.

Das Referat für Gleichstellung ist auch die Schmiede der erfolgreichen Konzepte im Professorinnen-Programm und die Schaltzentrale für die Entwicklung und Umsetzung der vielfältigen Maßnahmen und Unterstützungsangebote. Sie sollen unter anderem dazu beitragen, „ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen hilft, berufliche Tätigkeit, wissenschaftliche Qualifizierung und Familienarbeit miteinander zu vereinbaren“, wie es in den Leitlinien zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses formuliert ist.

Über die Berufs- und Arbeitsebene hinausgehend, steckt das GLZK in seinem Titel ein anspruchsvolles Ziel bis zum Beginn des kommenden Jahrzehnts: „2030: Chancengleichheit in Vielfalt – Kulturveränderung als Weg und Ziel“. Es gehe darum, „eine gender- und diversitätsgerechte Kulturveränderung herbeizuführen, die sich auf alle Bereiche der universitären Personal- und Organisationsstruktur bezieht und im Wesentlichen auf den vier Bausteinen geschlechtergerechte Personalrekrutierung, Personalentwicklung, Führungs- und Beteiligungskultur basiert“.

Einige Maßnahmen und Instrumente werden in diesem Beitrag beispielhaft vorgestellt.

Kontakt

Referat für Gleichstellung der Universität Trier
Tel. +49 651 201-3197
Mail: gleichstellunguni-trierde

Foto: www.colourbox.de

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