Römer hatten schon mit Luftverschmutzung zu kämpfen

Studierende der Uni Trier haben zur Ausbreitung der Abgase antiker Brennöfen geforscht und wie sich damalige „Industriegebiete“ auf ihre Umgebung ausgewirkt haben.

Hinweise darauf geben Erkenntnisse eines Studienprojekts des Fachs Umweltmeteorologie an der Universität Trier. In Kooperation mit dem LEIZA haben Studierende der Umweltgeowissenschaften unter der Leitung von Dr. Clemens Drüe die Ausbreitung der Abgase einiger Töpferei-Standorte in Speicher und Mayen – einem weiteren Herstellungsort besonders hitzebeständiger Keramik – simuliert.

Computersimulation zur Ausbreitung von Abgasen

Heutzutage muss schon bei der Genehmigung von Industrieanlagen geklärt werden, ob und welche Umweltgefahren von ihnen ausgehen. Dazu gehört es auch zu ermitteln, welche Luftschadstoffe ausgestoßen und wo diese vom Wind hingetragen werden. Deshalb können Studierende im Studiengang Umweltgeowissenschaften an der Universität Trier lernen, wie sie die Ausbreitung von Luftschadstoffen mit dem Computer simulieren.

Gruppenfoto
Unter Leitung von Dr. Clemens Drüe (2. v. r.) haben Studierende der Universität Trier zur Luftverschmutzung bei den Römern geforscht. Das Studienprojekt fand in Kooperation mit Dr. Holger Schaaff und Dr. Michael Herdick vom LEIZA auf Vermittlung von Jun.-Prof. Dr. Pascal Warnking statt (v. l.).

Zur Simulation der Ausbreitung der Abgase von römischen Brennöfen muss man wissen, wie viel Brennstoff ein römischer Ofen verbraucht hat, wie lange ein Brennvorgang dauert und wie oft gebrannt wurde. Genau das haben Dr. Michael Herdick und seine Mitarbeiter im Labor für Experimentelle Archäologie des LEIZA in nachgebauten Brennöfen an ihrem Standort im Vulkanpark Mayen untersucht. Zusammen mit Wetterdaten und einem digitalen Geländemodell stellten die Studierenden Josina Bracke, Lynn Tausendfreund, Tom Runge, Kristin Jonas, Patrick Christen, Philip Klauck und Hannah Lamprecht daraus die für die Simulationen nötigen Eingabedaten zusammen.

Römische Brennöfen würden heutige Grenzwerte überschreiten

Die römischen Öfen waren zwar viel kleiner als heutige Industrieanlagen und wurden vermutlich nur wenige Tage pro Monat betrieben, es gab aber auch keinerlei Filter oder Abgasreinigung. In der Simulation zeigte sich nun, dass ein solcher Brennofen in der Summe die heute gültigen Grenzwerte überschreiten würde. Über Stickoxide und Kohlenmonoxid wussten die Römer zwar noch nichts, aber auch Staub und Geruch dürften sie als unangenehm empfunden haben.

Grafik NOx Konzentration Jahresmittel
Abbildung: Mittlere jährliche Konzentration von Stickoxiden, die von vier Töpferöfen südwestlich von Herforst ausgeht. Die Farbskala gibt die Konzentration im Mikrogramm pro Kubikmeter, die Achsen die Entfernung in Metern von der Mitte des Simulationsgebietes an. Die schwarzen Höhenlinien zeigen die Geländeform. Hellgrau mit gestrichelter Umrandung ist die heutige Bebauung eingezeichnet, dunkelgrau mit durchgehendem Rand der alte Ortskern.

Und tatsächlich stellt sich bei der Untersuchung unter anderem heraus, dass die letzte bekannte Verlegung der Töpfereien in Mayen die Luftqualität genau im Bereich der römischen Siedlung erheblich verbessert haben muss. Vielleicht sind die Töpfer also genau deshalb umgezogen.

Kontakt

Dr. Clemens Drüe
Umweltmeteorologie
Mail: drueeuni-trierde
Tel. +49 651 201-4621

Römischer Brennofen

Im Labor für Experimentelle Archäologie hat das LEIZA durch den Nachbau eines römischen Töpferei-Ofens beispielsweise ermittelt, wie viel Brennstoff er verbraucht haben muss.