Literatur als Luxus. Jakob Püterich von Reichertshausen und der Münchner Herzogshof im 15. Jahrhundert

Ringvorlesung am 13. November an der Universität Trier

"Literatur als Luxus. Jakob Püterich von Reichertshausen und der Münchner Herzoghof im 15. Jahrhundert" lautet das zweite Thema der Öffentlichen Ringvorlesung der Universität Trier "Luxus und Verschwendung". Juniorprofessor Dr. Martin Przybilski hält den Vortrag am Dienstag, 13. November 2007, um 18 Uhr c.t., in Hörsaal 6. Interessierte aus Stadt und Region sind herzlich dazu eingeladen.

Deutschsprachige höfische Dichtung ist bereits seit ihrem Entstehen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Teil adliger Selbstdarstellung auf die Pole Luxus und Verschwendung bezogen. Die Bedeutung von Literatur als Luxusgut eigener Ordnung und die Beschäftigung mit Literatur als Luxusvergnügen – sowie als bewusste Verschwendung persönlicher und allgemeiner Ressourcen – erlebte im 15. Jahrhundert an einer Reihe hochadliger Höfe noch einmal eine Blütezeit: durch die Abfassung archaisierender Texte, deren Form und Inhalt ganz zielgerichtet nur noch einem elitären Zirkel literarisch Eingeweihter zugänglich waren, und durch die Sammlung solcher Texte in repräsentativen, verschwenderisch illuminierten Handschriften. Ein paradigmatisches Beispiel für dieses Vorgehen bietet der Hof Herzog Albrechts IV. von Bayern-München (1447-1508) an der Wende vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit: Hier sammelte sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Kreis von Literaturliebhabern und -kennern.

Der bedeutendste unter ihnen war Jakob Püterich von Reichertshausen, dessen Familie aufgrund ihres Reichtums in den Adel aufgestiegen war, der eine umfangreiche Bibliothek älterer Literatur besaß und in regem Austausch mit der Erzherzogin Mechthild stand, die ihrerseits literarisch hochgebildet war und in ihrer Residenz Rottenburg einen Kreis von Literaten um sich geschart hatte. Püterich widmete ihr 1462 seinen ‚Ehrenbrief’, der seiner eigenen Selbstdarstellung als literarischer Kenner dient und dazu die wichtigsten und von ihm besonders geschätzten Werke seiner Bibliothek aufzählt. Eine Rekonstruktion dieser spezifischen Form von Literatur für gebildete, hochadlige Literaturfreunde, die den Luxus einer in Form und Inhalt hermetischen Dichtkunst als bestimmenden Teil ihrer gesellschaftlichen Selbstdarstellung schätzten, soll im Mittelpunkt des Vortrags stehen. Luxus und Verschwendung in der Vormoderne werden damit als Teil gesellschaftlicher Zuschreibungsprozesse in unterschiedlichsten Geltungsbereichen deutlich.