Kommt ein Vogel geflogen

Hallo Kinder,

was ist eigentlich ein Vogel? Warum und wie können Vögel fliegen? Und wie viel Arten gibt es eigentlich? All diese Fragen haben wir uns alle schon einmal gestellt, wenn wir auf einer Wiese gelegen und in den blauen Himmel geschaut haben. Die flinken „Herren der Lüfte“ geben uns viele Rätsel auf und wecken unsere Neugierde in vielerlei Hinsicht. Wie kann man fliegen lernen und welche Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein?

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen und um die Geheimnisse zu lüften, haben wir uns auch in diesem Jahr wieder an einem Samstag im Mai am Campus II der Uni Trier getroffen. Vogelkundler, die so genannten Ornithologen, müssen sehr früh aufstehen, um mit den Vögeln gemeinsam den Sonnenaufgang begrüßen zu können. So haben auch wir uns ziemlich früh aufgerappelt, um die Stimmen und Gesänge der Vögel noch in vollem Umfang miterleben zu können.

Nachdem wir von Herrn Elle freundlich begrüßt und in Empfang genommen wurden, hat sich unsere kleine Gruppe, trotz des etwas trüben Wetters, guter Dinge auf den Weg gemacht, die Vögel unserer Region kennen zu lernen. Zwar hatten wir nicht all die Dinge dabei, die ein Ornithologe zur Erforschung der Vogelwelt benötigt (Fernglas, Notizblock, Stift und ein Vogelbuch, um die jeweilige Art bestimmen zu können), aber dadurch, dass wir ganz aufmerksam durch die Natur gehen wollten, konnte man sich auch so sehr viele Dinge ganz gut merken!

Eigentlich gibt es, so hat uns Herr Elle erklärt, beinahe 10.000 Vogelarten auf der ganzen Welt. Von denen konnten wir natürlich nur einen Bruchteil an diesem Tag kennen lernen, aber umso neugieriger waren wir darauf, wie viele Arten es hier in der Umgebung von Trier gibt. Die Begeisterung für die Natur hat uns dabei direkt gepackt! Unsere erste kleine Pause auf dem Weg in das verborgene Gebiet am Petrisberg machten wir am Rand einer großen Wiese, die von Büschen und Sträuchern gerahmt war. Hier lauschten wir aufmerksam dem Gesang des ersten Vogels: einer Goldammer, mit dem typisch gelben Kopf. Wir haben erfahren, dass jeder Vogel in einem bestimmten Lebensraum wieder zu finden ist. Manche Vögel bevorzugen ein waldiges Gebiet, andere mögen ein offenes Feld mit vereinzelten Büschen lieber (bei Singvögeln ist das Gebiet ungefähr 200 m2 groß). Bei einem weiteren Zwischenstop haben wir das Zwitschern der Dorngrasmücke vernommen, eines winzigen Vogels. Bei unserer nächsten Station, die wir auf unserer kleinen Exkursion machen durften, kamen wir bei der Beringungsstation an, wo schon einige Studenten damit beschäftigt waren, Vögel zu kennzeichnen und mit Ringen zu versehen.

Eine Beringungsstation ist dazu da, die Vögel eines bestimmten Gebiets zu sammeln, und sie an eben dieser beweglichen Station mit einem Ring zu versehen. Wie kommt es nun, dass alle Vögel hierher kommen? Und wozu und wie findet dann das Ganze statt? All diese Fragen wurden uns im Laufe des Vormittags beantwortet.

Die Vögel werden in ganz feinen, so genannten Japannetzen aus Nylon gefangen; aber keine Angst, das tut den Tieren nicht weh und ist ganz ungefährlich! Dieses Fangen darf natürlich nur von besonders ausgebildeten Wissenschaftlern und Vogelkundlern vorgenommen werden, die einen besonderen Grund dafür angeben können. Das alles beobachtet und überwacht die Vogelwarte in Radolfzell am Bodensee, damit den Tieren nichts geschieht. Die Netze wurden also von Herrn Elle und den Studenten in der Umgebung der Beringungsstation aufgestellt und sind meist etwa 3 x 9 m groß. Sie sind fast durchsichtig und daher für den Vogel, wenn er in seinem gewohnten Gebiet umherfliegt, nicht sichtbar. Nachdem die Vögel dann zufällig ins Netzt gegangen sind, werden sie ganz schnell wieder von den Studenten aus diesem befreit und in kleine weiße Leinensäckchen gesteckt. In diesen Leinensäckchen fühlen sich die Vögel dann eigentlich ganz wohl, haben wenig Stress und können sich ein wenig beruhigen. Dann werden sie zur Beringungsstation gebracht.

Dort werden sie erst einmal aus den Säckchen befreit und vorsichtig an den Beinchen oder dem Hals herausgezogen. Danach muss es dann ganz schnell gehen. Sie werden bestimmt, also die Art des Vogels wird genannt, ob es ein Männchen oder ein Weibchen ist, das Gewicht des Vogels wird gemessen, sein Muskel- und Fettanteil bestimmt und auch die Flügellänge (vom zusammengefalteten Flügel) wird festgestellt. All diese Daten werden dann schriftlich von den Studenten festgehalten. Eine Besonderheit, die uns hierbei erklärt wurde, war das Phänomen der Brutflecken. Brutflecken haben diejenigen Weibchen, die ein Gelege haben. Diese Weibchen haben dann an ihrer Brust nur wenig Federkleid, sodass man die Haut und kleine rote Flecken darauf erkennen kann. Warum ist das jetzt so? Das Weibchen verliert an dieser Stelle die Federn, damit es die Eier in seinem Nest besser schützen und direkt die eigene Körperwärme an diese weitergeben kann.

An der Beringungsstation haben wir aber auch andere interessante Dinge gesehen: Hier wurde jedem Vogel ein eigener Ring am Beinchen angebracht. (Für jede Vogelart gibt es eine bestimmt Ringgröße, ähnlich wie bei unseren Schuhgrößen, damit nicht der kleine Sperling den etwas schwereren Ring einer großen Elster tragen muss). Dieser wirklich sehr sehr leichte Ring trug dann immer eine einzigartige Zahlen- und Buchstaben-Kombination, die es nur einmal auf der ganzen Welt gibt! So, wurde uns erklärt, könnte beispielsweise ein Wissenschaftler feststellen, wann welcher Vogel, der vielleicht gerade in Afrika ist, vorher vielleicht schon in Europa, oder genauer noch in Trier seine Runden geflogen ist. Der Vogel ist so einfacher zu identifizieren und sein Verhalten nachvollziehbar: Also wann fliegt er beispielsweise in den Süden, wann in den Norden, wo hält er sich auf, wenn er nistet und wo sind seine Verwandten abgeblieben?

Nachdem all diese Dinge innerhalb von wenigen Minuten erledigt wurden, durften wir zusehen, wie die Vögel dann immer wieder direkt freigelassen wurden. Vögel, die wir an diesem Samstag kennen lernen durften, waren beispielsweise die Dorngrasmücke, die Kohlmeise, die Amsel, die Sumpfmeise oder die Mönchsgrasmücke.

Wir haben auch erfahren, wie viele Eier ein Weibchen maximal in einem Gelege hat: es sind maximal 12 Stück, und dabei dauert es genau einen Tag um ein Ei zu produzieren. Das ist also sehr anstrengend für die Vogelmama und es dauert seine Zeit. Deshalb suchen sich die Weibchen die Männchen auch ganz bewusst aus, um sicher gehen zu können, dass die Kinder, die zur Welt kommen, auch stark und kräftig sind. Das alles beurteilt das Weibchen über den Gesang des Männchens. Und das ist auch einer der Gründe dafür, warum Vögel überhaupt singen: zum einen, um den richtigen Partner finden zu können, zum anderen aber auch um das eigene Revier verteidigen zu können und um sich gegenseitig vor eventuellen Feinden zu warnen. So haben wir an diesem Samstag sehr viel über das Verhalten, Erforschen und Aussehen der Vögel erfahren dürfen! Der ganze Tag hat uns wirklich sehr viel Spaß gemacht und wir danken noch einmal allen, die mitgemacht, mitgeholfen und -erklärt haben!

Euer kUNIbert Schlaufuchs

[Iris Hoffmann und Christine Rohn]