Tempel, Gräber, Pharaonen

Liebe Kinder,

Pyramiden fand ich ja schon immer interessant – ihr doch sicher auch, oder? Dass die Ägypter sie vor langer Zeit erbaut haben, wusste ich auch schon, aber warum eigentlich? Deshalb war ich sehr gespannt, als ich zur Kinder-Uni–Veranstaltung „Tempel, Gräber und Pharaonen“ kam! Herr Kockelmann ist ein Ägyptologe und konnte uns sehr viel Neues über das alte Ägypten erzählen.

Einige der anwesenden Kinder-Uni–Studenten waren sogar selbst schon in Ägypten! Dort ist es immer sehr warm und fast 90% des Landes sind Wüste. Nur am Nil entlang gibt es fruchtbare Gebiete, weil es dort genug Wasser gibt. Herr Kockelmann hat uns erzählt, dass es zur Zeit der Pharaonen wohl ganz ähnlich dort aussah. Das warme Klima ist auch ein Grund, warum die Forscher heute so gut erhaltene Überreste finden. Da dachte ich sofort an die Mumien - ihr doch sicher auch? Aber es gibt noch ganz andere Überreste! Wir haben Bilder von Brot gesehen, das um 1300 vor Christi Geburt hergestellt wurde. Das schmeckt wohl nicht mehr so gut, aber dieses Brot würde natürlich auch niemand mehr essen wollen. Mit den Überresten muss man ganz vorsichtig umgehen, damit sie nicht zerstört werden..

Herr Kockelmann uns genau erklärt, was ein Ägyptologe eigentlich macht. Bei den Ausgrabungen in der Wüste muss er oder sie ganz sorgfältig arbeiten, damit die gefundenen Sachen auch ganz bleiben oder Sand die Fundorte nicht wieder verschüttet.

Wenn die Forscher in der Wüste nach ägyptischen Überresten graben, kann es ihnen genauso gehen, wie euch, wenn ihr am Strand eine Sandburg baut – wenn man nicht vorsichtig ist, fällt alles wieder zusammen. In der Wüste weht der Wind den Sand auch oft an eine andere Stelle und kann die Ausgrabungen dann auch wieder bedecken. Denn es gibt nicht nur die großen Pyramiden zu entdecken, es gibt zum Beispiel auch Pharaonen, die in versteckten Gräbern bestattet wurden. Wenn die Ägyptologen etwas Neues entdeckt haben, müssen sie das ganz genau fotografieren und untersuchen. Beim Grab des berühmten Pharaos Tutanchamun hat es 10 Jahre gedauert, bis das Grab ausgeräumt war, weil die Forscher ganz genau arbeiten mussten. Könnt ihr euch das vorstellen? Wie wäre das denn, wenn man 10 Jahre lang das Kinderzimmer aufräumen müsste? Aber in so einem Grab gibt es natürlich ganz andere Sachen: Figuren, Gefäße und viele andere Sachen haben die Ägyptologen dort gefunden.

Um zu verstehen, warum das alles im Grab des Pharaos war, hat Herr Kockelmann uns viel über die Religion der Ägypter erzählt. In Ägypten glaubten die Menschen an viele unterschiedliche Götter und für die wichtigsten haben sie große Tempel gebaut. Die Götter wurden alle als eine Mischung aus Tier und Mensch dargestellt. Die Menschen suchten sich Tiere aus, bei denen sie dachten, dass sie Eigenschaften hätten, die zum Gott passten. Weil sich in der Wüste oft Schakale bei den Toten und den Gräbern aufhielten, bekam der Gott Anubis einen Schakalkopf in den Bildern. Anubis war der Gott, der die Toten wieder zum Leben erwecken konnte und die Menschen glaubten, die Schakale würden den Toten helfen. Das hört sich schon sehr komisch an, was  meint ihr? Zuerst hab ich das gar nicht so verstanden, aber Herr Kockelmann hat uns erklärt, dass die Ägypter glaubten, die Toten würden nach dem Tod noch weiterleben, wenn sie ein gutes Leben geführt hätten. Deshalb haben sie den Verstorbenen viele Sachen mit in die Gräber gegeben, wie das Brot, das wir gesehen haben.

Manche von den Pharaonen wurden auch als Götter verehrt und sie hatten die größten Gräber mit vielen kostbaren Gegenständen, damit sie im nächsten Leben alles hatten, was sie brauchten. Weil die Ägypter glaubten, dass die Toten ihren Körper für das neue Leben brauchten, haben sie ganz aufwändige Methoden entwickelt, damit die Körper nicht verfallen. Deshalb können wir heute noch die Mumien finden! Wie das Mumifizieren genau ging, hat Herr Kockelmann uns auch erklärt, aber das war schon ein bisschen unheimlich:

Zuerst haben die Ägypter alle Organe aus dem Körper entfernt, damit Bakterien ihn nicht zerstören. Als nächstes wurde dann mit Salz dem Körper alles Wasser entzogen. Das hat ungefähr 70 Tage gedauert. Anschließend wurde der Körper mit Balsamierungsölen eingerieben und mit Leinenbinden eingewickelt. Deshalb sehen die Mumien also immer so zugeschnürt aus. Je wichtiger die verstorbene Person war, desto mehr wurde dann auch die Mumie geschmückt. Der Pharao Tutanchamun hatte zum Beispiel eine ganz tolle Goldmaske.

Durch die Mumien, die die Forscher gefunden haben, kann man nicht nur etwas über die Religion der Ägypter erfahren, sondern auch einiges über das Leben in ihrer Zeit. Wenn man die Körper genau untersucht, kann man manchmal erkennen, ob die Person eine Krankheit hatte oder verletzt war, als sie gestorben ist. Wenn man sich die Zähne anschaut, kann man sogar sehen, was man damals so gegessen hat. Herr Kockelmann hat uns ein Bild von Zähnen gezeigt, die ganz abgeschliffen waren. Er hat uns erklärt, dass die Leute früher nicht so gutes und sauberes Essen hatten wie wir heute. Das Mehl für Brot wurde zum Beispiel mit großen Steinen gemahlen und da kam dann auch immer mal was vom Stein mit ins Brot. Heute können die Forscher aber noch viel mehr machen: Wenn man einen Schädel gefunden hat, kann man heute sogar manchmal sagen, wie der Mensch wohl einmal ausgesehen hat! Ist das nicht spannend? Vielleicht können wir irgendwann ja sehen, wie die Mumien, die wir heute kennen, früher einmal ausgesehen haben. Was meint ihr, wäre das nicht toll? Ich jedenfalls will jetzt noch viel mehr über die Pharaonen und das alte Ägypten lernen. Herr Kockelmann hat mich neugierig gemacht!

 

Viele Grüße,

Euer kUNIbert Schlaufuchs

[Anne Schifferings]