Wie Heinrich Heine zum Fußballstar wurde

Hallo liebe Kinder,

habt ihr schon mal von dem Dichter Heinrich Heine gehört? Bestimmt kommt euch der Name bekannt vor, aber wusstet ihr auch, dass der was mit der Fußball WM 2006 zu tun hatte? Das hat uns Frau Groß am Samstag erzählt und sie hat wirklich recht damit! Und wisst ihr weshalb? Also...Zu der Fußball WM gab's doch einen Film, der „Deutschland – Ein Sommermärchen“ hieß. Aber Herr Wortmann, der den Film produziert hat, hat bei Heinrich Heine abgeguckt. Der hat nämlich schon im Jahr 1844 ein Buch geschrieben, das „Deutschland – Ein Wintermärchen“ hieß. Dieses Buch hat Heinrich Heine auf einer Reise durch Deutschland geschrieben. In dem Buch geht es um die politische Situation des Landes. Es wird vor allem betont, wie wichtig Völkerverständigung ist. Völkerverständigung heißt, dass alle Menschen auf der Erde, egal aus welchem Land sie kommen, wie sie aussehen und welche Sprache sie sprechen, versuchen, einander zu respektieren und zu verstehen. Alle sollen versuchen, gut miteinander auszukommen und sich nicht zu streiten. Das wollte Herr Heine mit seinem Buch sagen und genau das war auch während der Fußball WM sehr wichtig! Menschen aus sehr vielen Ländern der Erde kamen nach Deutschland und alle sind nett miteinander umgegangen und haben zusammen gefeiert. Bei der WM fand also auch Völkerverständigung statt. Das hätte Heinrich Heine bestimmt sehr gefallen.

Leider war die Situation zu seiner Zeit anders. Heine war Jude und hatte deshalb viele Probleme. Sicher habt ihr schon davon gehört, dass die Nationalsozialisten in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts die Juden verfolgt haben. Aber auch schon lange vorher waren die Juden in Deutschland nicht sehr beliebt. Heine war eigentlich Jurist (das heißt, er hat die Gesetze studiert und konnte zum Beispiel an einem Gerichtshof arbeiten), aber er fand keine Arbeit – niemand wollte ihn einstellen, weil er Jude war. Und dass, obwohl er sich als Erwachsener taufen ließ und so zum christlichen Glauben übertrat. Aber die Menschen zu seiner Zeit sahen ihn trotzdem immer noch als Juden an und weil er Bücher schrieb, die nicht den Vorstellungen der Herrscher seiner Zeit entsprachen, wurde er verfolgt und seine Bücher verboten! Ein wichtiges Thema für ihn war zum Beispiel die Freiheit und er kämpfte für freie Meinungsäußerung. Heute ist es selbstverständlich, dass jeder seine eigene Meinung haben und sie auch ausdrücken darf, aber zu Heines Zeit wurde man hart bestraft, wenn man zum Beispiel sagte, dass man seinen Landesherren nicht mochte. Wenn man als Dichter etwas schrieb, das den Herrschern nicht gefiel, dann wurde es einfach aus dem Buch gestrichen. Das nennt man Zensur. Alle Bücher wurden offiziell bewertet und verbotene Aussagen wurden gestrichen.

Herrn Heine hat das natürlich nicht gefallen und er wurde auch persönlich verfolgt und fühlte sich in Deutschland nicht mehr sicher. Deshalb ist er im Jahr 1831 nach Paris in Frankreich ausgewandert. Vorher hatte er vor allem Gedichte geschrieben, er war also Lyriker. Aber in Frankreich wurde er eher zum Journalisten, das heißt, er schrieb sachliche Texte unter anderem für Zeitungen. In diesen Texten erklärte er den Franzosen, wie die Deutschen leben und den Deutschen, wie die Franzosen leben, weil er gerne wollte, dass alle sich als Europäer fühlen und friedlich miteinander leben. Er machte also die Völkerverständigung zu seinem Hauptthema.

In dieser Zeit reiste er auch nach Deutschland, nachdem er seine Heimat 12 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Nach dieser langen Zeit besuchte er natürlich erst mal seine Mutter und dann seinen Verleger (das war der Mann, der sich darum kümmerte, dass Heines Bücher gedruckt und verkauft wurden) und nebenher schrieb er eben das Buch „Deutschland – Ein Wintermärchen“. An diesem Buch erkennt man, welch großes Heimweh Heine nach Deutschland hatte. Aber die Situation dort hatte sich noch immer nicht verändert, also kehrte er nach Frankreich zurück.

Schon mit 35 Jahren wurde er sehr krank und konnte sich irgendwann gar nicht mehr bewegen. Er sagte über sich selbst, er läge in einer „Matratzengruft“, und das für 8 Jahre. Die Krankheit war eine Art Knochenschwundkrankheit, die seine Wirbelsäule langsam auflöste, aber trotzdem schrieb er in diesen letzten Jahren noch sehr viel. Allerdings kehrte er wieder verstärkt zum Schreiben von Gedichten zurück. Er starb am 17. Februar 1856 und ist auf dem Friedhof Montmartre in Paris begraben.

Seine Gedichte sind aber nicht mit ihm gestorben – im Gegenteil. Auch lange nach seinem Tod kennen viele sie noch auswendig und mögen sie sehr. Auch viele Musiker mochten, was er schrieb und so wurden viele seiner Gedichte vertont und entwickelten sich zu typisch deutschen Volksliedern. Die meisten dieser Lieder stehen in Heines berühmtestem Buch, dem „Buch der Lieder“ und eins davon ist „Die Loreley“. Ihr kennt es bestimmt. Es geht so:

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe
Er schaut nur hinauf in die Höh'.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Loreley getan.

Dieses Lied wurde sehr, sehr bekannt, nachdem es vertont wurde, weil die Melodie ein Ohrwurm ist und der Text so herrlich einfach auswendig zu lernen. Ganz viele Leute konnten es auswendig singen und das ist auch der Grund, warum es zum Beispiel von den Nationalsozialisten nicht verboten werden konnte. Den Text zu verbrennen (was sie mit vielen anderen Texten taten), hätte nichts gebracht, weil ihn ja eh alle auswendig singen konnten. Also hat man einfach Heines Namen unter dem Text gestrichen und stattdessen „Volkslied“ darunter geschrieben. Ganz schön gemein, oder? Heute wird aber Heine wieder als Autor des Gedichts geehrt und keins seiner Bücher ist  mehr verboten. Im Gegenteil: heutzutage zitieren sogar Fußballer Heine, zum Beispiel, wenn sie über die Fußball WM sprechen! :o)

Liebe Grüße von eurem

kUNIbert Schlaufuchs

[Claudia Schmitt]