Briefe und Schatzkarten - Wie schrieb man vor 300 Jahren?

Hallo Kinder,

letztens war ich bei meiner Oma zu Besuch. Ich sollte ihr dabei helfen, ihren Keller auszumisten. Dabei stießen wir auf sehr interessante Sachen. Zum einen fand ich eine alte Schreibmaschine, einen alten Fotoapparat, aber auch alte Bücher und Dokumente, die meine Oma noch von ihrer Mutter hatte. All diese Bücher und Dokumente waren allerdings in einer ganz komischen alten Schrift geschrieben, sodass ich nicht in der Lage war, sie zu lesen. Das musste ich ändern und beschloss zur Veranstaltung „Wie schrieb man vor 300 Jahren?“ von der Kinder-Uni zu gehen.

Dort erwartete uns Herr Karstens, ein ausgebildeter Historiker. Er verriet uns, dass man alte Schriften meist in Briefen, Tagebüchern oder auch Dokumenten (zum Beispiel was die Verwaltung und Regierungen von alten Königen und Herrschern betrifft) wiederfinden kann und dass er diese Schriften alle lesen und entziffern könne.

Dies ist meist gar nicht so einfach, denn damals gab es weder eine Schreibmaschine noch einen Computer, mit denen man solche Werke hätte anfertigen können. Deshalb schrieben alle ihre Texte mit der Hand. Da nicht alle so eine schöne Schrift haben, fällt es uns manchmal recht schwer die Texte zu lesen.

Die Schrift, die wir an diesem Tag lernen sollten, heißt Kurrentschrift. Sie wurde von 1500 bis 1950 angewendet und hat sich stetig verändert. Übrigens heißt Kurrentschrift so etwas wie Laufschrift, denn Kurrent kommt vom lateinischen Wort currere, das wiederum Laufen bedeutet. Laufschrift deswegen, weil die einzelnen Buchstaben ineinander laufen.

Erst einmal stellten wir, anhand einer Buchstabentabelle fest, dass einige Buchstaben von damals noch genauso aussehen wie die von heute. Zum Beispiel j, o, a, b oder l. Es gab aber auch Buchstaben wie y, S und H, die sich sehr von heute unterschieden. Dann durften wir selber ein paar Wörter in der alten Schrift schreiben. Von unserem Namen bis schwierigeren Wörtern wie „vielleicht“ oder „immerhin“, die dann sehr viele Haken und Zickzack-Formen enthalten.

Nachdem wir dies mit unseren Bleistiften gemacht hatten, hatte Herr Karstens bereits Tinte und Federn vorbereitet, denn so schrieb man früher, und wir durften dann damit schreiben. Eine ganz neue Erfahrung: Man darf nicht zu viel Tinte nehmen und zu viel Druck auf die Feder ausüben, ansonsten wird das eine ganz schöne Tintensauerei. Aber es hat bei allen super geklappt.

Dann durften wir weiter mit unseren neuen Schreibgeräten experimentieren und mussten uns selbst in alter Schrift beschreiben. Anschließend wurden diese Zettel eingesammelt und jemand anderes musste diese dann transkribieren, das heißt praktisch übersetzen. Manchmal war das gar nicht so einfach, denn wie gesagt, nicht jedermann hat eine schöne Schrift. Aber Herr Karstens half uns, wo es nur ging.

Aber allein schreiben half mir bei den alten Dokumenten von meiner Oma ja auch nicht weiter. Deswegen war es ganz gut, dass wir anschließend einen Text in Kurrentschrift gelesen haben. In diesem ging es um die Bundesjugendspiele. Das hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn wir ab und zu etwas Zeit gebraucht haben, um aus den Haken und Zickzack-Wirrwarr der Buchstaben Wörter zu erkennen.

Zu guter Letzt haben wir schließlich eine alte Schatzkarte von Herrn Karstens bekommen. Auf dieser war wieder die alte Schrift zu finden. Wir mussten also feststellen, wie man am geschicktesten zu dem ausgezeichneten Schatz kommen konnte. Auf dem Weg dahin gab es nämlich viele Tücken und Fallen, aber wir haben alle entdeckt und wissen jetzt wie wir da am besten hinkommen.

Mit den Unterlagen und dem Wissen, das ich an diesem Tag von Herrn Karstens bekommen habe kann ich nun endlich die alten Dokumente von meiner Oma entschlüsseln. Das wird auf jeden Fall eine spannende Sache werden, genauso wie es die Kinder-Uni mal wieder war.

Bis bald eure Klara Schlaufuchs