In der antiken Schule

Salvete liebe Kinder,

letztens bin ich Samstags in die Schule gegangen, naja, eigentlich war ich wieder in der Kinderuni, aber es war fast wie ein Schultag. Ein Schultag in der Antike, also vor etwa 3000 Jahren. Unser Lehrer begrüßte uns gleich mit „Salvete“ – „Hallo“ auf Latein, der damaligen Muttersprache der meisten Menschen. Wenn wir die Lehrer ansprachen hieß es aber „Salve Magister“. Zu dritt oder zu viert wurden wir dann in Klassen eingeteilt, mit denen wir den Tag verbringen sollten. Das klingt nach wenigen Schülern, oder? Aber damals waren die Klassen auch nicht größer. Man musste immer aufpassen, da es dem Lehrer sofort auffiel, wenn man mal träumte. Außerdem waren die Lehrer damals strenger als heute, es war sogar üblich, dass die Kinder geschlagen wurden, wenn sie etwas anstellten – da bin ich doch ganz froh heute zur Schule zu gehen… und dass die Lehrer in der Kinderuni das nicht vorhatten.

Meine Klasse begann mit dem Matheunterricht und lernte die römischen Zahlen, die man manchmal auch heute noch an Häusern sehen kann. Sie bestehen nur aus Buchstaben: I ist 1, V ist 5, X ist 10, dann gibt es noch L für 50, C für 100, D für 500 und M für 1000. Die Buchstaben stehen dann einfach hintereinander, der für die größte Zahl zuerst. Wenn es doch mal andersherum sein sollte, muss man die kleinere Zahl von der größeren abziehen. IV ist also eine 4. Nur um ganz einfache Zahlen zu lesen, musste man damals also schon rechnen. Wir sollten mit den Zahlen auch unser Geburtsdatum aufschreiben, ich glaube dafür brauchte ich noch nie solange...

Danach hatte meine Klasse den Schreibunterricht, wir bekamen jeweils eine Schreibtafel, die mit Wachs bestrichen war und in die die Wörter mit einem Stilus einritzen konnten. Der Stilus ist ein Holzstift mit einem spitzen Ende zum Ritzen und einem flacheren Ende, mit dem man die Tafel wieder auswischen konnte. Wir lernten das griechische Alphabet und lernten unsere Namen und ein paar Worte auf Griechisch zu schreiben. Mich würde man zum Beispiel Κλαρα schreiben, Kunibert heißt Κουνιβερτος.

Als nächstes stand „Lesen“ auf unserem Stundenplan. Ich hatte schon etwas Angst, dass wir jetzt wieder Griechisch Lesen sollten, ich konnte doch gerade meinen Namen schreiben… Aber hier in Deutschland, aber auch in Luxemburg, Frankreich und vielen anderen Ländern, schreiben wir in lateinischen Buchstaben und die lernen wir ja schon in der Schule. Als unsere Lehrerin uns also einen Text austeilte, konnten wir alle den Titel lesen: „Harrius Potter“. Eine Übersetzung der ersten Zeilen von Harry Potter. Gemeinsam lasen wir den Text, das war noch ganz einfach. Eigentlich ist es schwerer auf Latein zu lesen, da auf den Papyrusrollen so wenig Platz war, ließ man damals nämlich einfach alle Leerzeichen und Satzzeichen weg. AlsolassichdasganzeetwasoaufDauergarnichtsoeinfachoder. Sie schrieben bis eine Zeile voll war, wenn ein Wort dabei in der Mitte unterbrochen wurde, dann war das eben so, es gab keinen Bindestrich, der hätte ja wieder Platz gebraucht. Wenn das ein langer Text ist, ist das also ziemlich verwirrend. Als wäre das nicht genug, sind einige Texte dann auch noch in griechischen Buchstaben geschrieben worden. Puuh. Allein die Texte zu sehen strengte meinen Kopf schon an.

Gut, dass gleich die nächste Stunde anfing: „Römische Spiele“. Dabei lernten wir Spiele, die damals von den Kindern gespielt wurden und durften sie natürlich auch selbst ausprobieren.
Für das erste Spiel war auf dem Boden eine Art Pyramide aufgezeichnet, die mit der Spitze von uns weg zeigte und uns wurden Walnüsse gegeben, mit denen wir werfen sollten, daher heißt das Spiel auch „Nuces“, also Nüsse. Die Regeln sind leicht: Wer am weitesten wirft gewinnt die Nüsse der anderen. Allerdings läuft die Pyramide ja immer spitzer zu und man darf nicht daneben werfen.
Das zweite Spiel heißt „olla“, das ist latein für Pott. Die Nüsse müssen dafür einfach in einen Topf geworfen werden, wer die meisten Nüsse drinnen hat gewinnt alle anderen Nüsse, auch die, die daneben liegen.
Als drittes spielten wir „Castella“, Türmchen. Aus drei Nüssen wird dabei ein Fundament gebaut, eine vierte muss man darauf werfen, wenn sie drauf liegt, hat man die Nüsse gewonnen. Man kann es aber auch leichter spielen und einfach mit dem fertigen Turm kegeln.

Und schon war der Tag vorbei. Wir verabschiedeten uns mit „Vale Magister“ von unseren Lehrern. Hausaufgaben bekamen wir zum Glück keine, die gab es damals nämlich nicht. Vielleicht werde ich mir die Sachen aber trotzdem nochmal anschauen und auf jeden Fall mit Kunibert die Spiele spielen.

Valete! Eure Κλαρα

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