Antike Schule

Hallo liebe Kinder,

heute war ich ein Schüler der antiken Schule. Antike ist die Zeit der alten Griechen und Römer, aber ich bin nicht in der Zeit gereist, das können auch Schlaufüchse nicht. Ich war bei einer Kinder-Uni Veranstaltung, wir haben nur so getan als seien wir wirklich in der Antike. Dazu haben uns die Dozenten natürlich zuerst noch die wichtigsten Unterschiede zwischen der Zeit damals und dem Schulunterricht heute genannt: Es gab zum Beispiel keinen Strom. Das bedeutete, dass der Unterricht erst begann, wenn es draußen hell genug war. Im Winter musste man also nicht so lange lernen. Schlau bemerkte einer meiner Freunde daraufhin, dass die Lehrer damals auch nicht genervt von Smartphones sein konnten. Die Schüler hatten außerdem einen sogenannten „Pädagogen“, der sie zur Schule brachte und dort auf sie wartete bis der Unterricht vorbei war. Die Schüler bekamen auch fast immer Einzelunterricht oder Unterricht in Kleingruppen. Auch Eltern von ärmeren Kindern konnten sich zumindest die Elementarschule leisten, die man gewöhnlich 4 Jahre lang besuchte, so wie unsere Grundschule heute. Aber nett waren die Lehrer trotzdem nicht immer, manchmal verpassten sie ihren Schülern auch eine Prügelstrafe.

Auf dem Stundenplan standen für gewöhnlich Lesen, Schreiben, Musikunterricht, Redekunst, Mathematik, Spiel und Sport und eine Fremdsprache. Für die Römer war das meist Griechisch, denn Latein und Griechisch waren in der Antike Weltsprache, wie das Englisch für uns heute.
Dann ging der Unterricht richtig los: Mithilfe einer Tabelle, auf welcher jeder deutschen Zahl ein griechischer Buchstabe zugeordnet war, durften wir ein Rechen-Puzzle lösen. Das war manchmal gar nicht so leicht, diese komisch aussehenden Zeichen auseinanderzuhalten, aber wir haben das Puzzle dann alle richtig gelöst.

Danach haben wir in einem anderen Raum jeder eine Wachstafel bekommen, auf der wir griechische Buchstaben schreiben lernten. Den Stift, mit dem wir in das rote Wachs geritzt haben, nennt man „Stillus“. Auf der einen Seite hat er eine Spitze und auf der anderen Seite eine kleine Fläche, mit der man wieder alles glatt streichen kann. Quasi der Radiergummi der Antike. Es war wirklich schwer, runde Buchstaben auf das Wachs zu schreiben und ich verstehe jetzt, warum das „S“ bei den Römern immer so eckig aussah. Meinen Namen schreibt man mit griechischen Buchstaben übrigens so: KΛAPA und meinen Freund Kunibert schreibt man so: KOYNIBEPT. Lustig, oder?

Als wir schreiben konnten, durften wir eine Geschichte in griechischen Buchstaben selber lesen. Es ging um einen Raben der einen Käse klaut. Das ist nicht so leicht, denn die Worte sind nicht nur in anderen Buchstaben geschrieben, sondern auch nicht einmal durch Wortzwischenabstände getrennt.

Danach stand eine andere Sprache auf dem Stundenplan: Lateinische Zahlen. Ich kann mir gut merken, dass ein V eine 5 bedeutet, weil ein V so aussieht wie ein quer durchgeschnittenes X. Und X ist 10, also ist V eine halbe 10. C steht für „centum“ und bedeutet hundert. Danach wird es komplizierter, weil man die linken Buchstaben immer von den rechten abziehen muss und die rechten dazuzählen und mir wurde ein bisschen schwindlig im Kopf. Aber ein älteres Mädchen hat mir gesagt, dass ich das in der 5. Klasse noch einmal lernen werde. Zum Glück!

Ich fand es übrigens sehr spannend, dass man nur an der Uni Trier „Papyrologie“ studieren kann. In den Räumen dieses Fachs hat uns einer der Dozenten genau erklärt wie man aus einer Wasserpflanze den Papyrus der alten Ägypter herstellte. Auf Rollen von Papyrus hat man nämlich unter anderem in der Antike geschrieben. Für Einkaufslisten oder Steuerquittungen hat man aber auch oft einfach alte Tonscherben verwendet. Die waren ja kostenlos, wenn mal eine Vase zu Bruch ging. Aber die alten beschriebenen Papyrusrollen sind teilweise nur erhalten, weil sie verwendet wurden, um Mumien einzuwickeln. Unter einer Lage Gips hat man dann oft beschriebenen Papyrus gefunden. Die Arbeit einer unserer Dozentin ist es, diese Fetzen zusammenzupuzzeln (ein bisschen so wie bei unserem Mathe-Puzzel) dann die Schrift zu entziffern, sie zu übersetzen und sie dann in einem Buch zu veröffentlichen. Sie ist eine echte Papyrologin.

Danach hatten wir das Fach „Spiel und Sport“. Dazu gingen wir nach draußen und haben uns in einem Kreis um einen kleinen Tontopf herum aufgestellt. Jeder bekam vier Walnüsse und hat versucht in den Topf zu treffen. Wer getroffen hat, bekam alle Nüsse der Runde. Das hat sehr viel Spaß gemacht und ein Kind hatte am Ende 23 Nüsse gewonnen.

Zum Abschluss hatten wir noch Musikunterricht. Da haben wir ein lateinisches Lied im Kanon gesungen, das klang wirklich schön. Ich bin sehr froh, dass ich in der heutigen Zeit lebe, denn bei so wenigen Schülern sehen die Lehrer genau, wenn man mal bei einem anderen Schüler abschaut. Aber es war wirklich toll mit der Kinder-Uni diese Zeitreise machen zu können.

Wir sehen uns beim nächsten Mal!
Eure Klara Schlaufuchs