Wie leben Kinder in der Dominikanischen Republik?

Liebe Kinder,

geht ihr auch gerne auf Reisen? Leider hat man ja aber nicht das ganze Jahr über Ferien und wenn man während der Schulzeit dann bloß mal ein Wochenende frei hat, dann muss man schon erfinderisch werden. Zum Glück gibt es da jedoch eine Lösung: Reisen im Kopf! Wenn man sich nämlich vorstellt, man hätte bereits Ferien und würde reisen; wenn man sich vorstellt, man liegt am Strand und spürt die Wärme der Sonne auf der Haut und hört das Meeresrauschen, dann ist das schon fast ein bisschen wie Urlaub. Und genau dieses Gefühl hatten wir alle bei der Veranstaltung: „Wie leben Kinder in der Dominikanischen Republik?“.

Zuerst durfte sich jeder überlegen, wie er oder sie sich die Karibik vorstellt. Diese Überlegungen hat man dann aber nicht einfach erzählt, nein, jeder hat seine Gedanken auf eine Postkarte gemalt! Dazu gab es dann sogar die passende Musik aus der Dominikanischen Republik – Merengue heißt sie, genau wie der dazu passende Tanz! In der Dominikanischen Republik hört man die wohl den ganzen Tag mehr oder weniger laut im Hintergrund. Wer fertig war mit malen, durfte dann tanzen. Es gab sogar einen kleinen Tanzkurs. Als alle ihre großen und kleinen Kunstwerke auf den Postkarten beendet hatten, haben wir diese gesammelt und einmal verglichen. Zu sehen waren jede Menge Palmen, Sand, Strand, Meer – alles, was das Urlaubsherz begehrt! Eines der Kinder war sogar schon einmal in der Dominikanischen Republik gewesen und erzählte, dass es genau das gesehen habe: Strand und Meer, außerdem viel Sonne, aber ab und zu auch Regen. Nur Schnee gibt es dort niemals! Niemals!!! Weder im Winter noch sonst irgendwann. Einen dicken Pulli hat da wohl niemand. Ein reines Paradies also, würde man meinen, aber dann blickten wir doch noch auf eine andere Postkarte. Einer der Jungs hat keinen Strand gemalt. Kein Meer, keine Sonne, überhaupt nichts, was an Urlaub erinnern würde. Auf seinem Bild sieht man ein Kind, das Schuhe putzt. Nanu, denke ich. Da gibt es also auch nicht so schöne Seiten im Leben der Kinder in der Dominikanischen Republik, die man gar nicht erahnen würde. Und genau deshalb waren wir alle in der Veranstaltung: um eben einmal alle Momente im Leben dieser Kinder kennenzulernen.

Das erste, was wir dazu klären mussten, war: Wo liegt die Dominikanische Republik denn überhaupt? Und falls wir sie auf der Karte finden, welche Sprache spricht man dort wohl? Die Kinder waren super schnell darin, die passende Insel auf der Karte zu entdecken! Super! Jene Insel ist zweigeteilt: zwei Länder, nämlich Haiti und die Dominikanische Republik, teilen sie sich. Auf der haitischen Seite spricht man Französisch, auf der dominikanischen Seite Spanisch. Ob die Kinder denn schon spanische Worte kennen, wollten die Erwachsenen wissen. „Äh… Yes!“, dachte ich, hatte mich aber offensichtlich schon in der Sprache vertan. „Sí!“, heißt nämlich „Ja“. Aber auch Worte wie „Hola“ – „Hallo“, „Gracias“ – „Danke“ und „Freund“ – „Amigo“ kannten einige schon. Da es sich um eine Insel handelt, gibt es natürlich auch sehr viele Strände. Aha, da hatten wir alle mit den Bildern auf unseren Postkarten recht. Aber so einfach ist das Leben für die Kinder deshalb nicht. Obwohl es immer ziemlich warm ist, gibt es auch lange Regenzeiten. Da regnet es dann den ganzen Tag so sehr, dass vom Regen sogar Häuser zerstört werden. Außerdem können sich in den Pfützen Tierchen entwickeln, Steckmücken nämlich, die auch gefährliche Krankheiten übertragen können. Falls es aber nicht regnet, dann hängen die Menschen dort ihre Wäsche einfach auf den Zaun vor dem Haus. Dazu konnten wir schöne Fotos mit jeder Menge bunter Kleidung gucken. Die bunten Kleider sahen zwar toll aus, aber – wie wir dann lernen durften – hängen die Menschen ihre Wäsche nicht als Deko draußen hin, sondern deshalb, weil sie keine tolle Wäschespinne, geschweige denn einen Wäschetrockner haben. Überhaupt gibt es auf dem Land ganz oft keinen Strom, und wenn, dann muss man trotzdem häufig mit Stromausfällen rechnen. Da kann man also nicht mal eben fernsehen oder Computer spielen. Auf einem Foto konnten wir zwar Stromleitungen entdecken, die waren aber einfach an dünnen Stöcken befestigt, direkt im Garten der Leute – auf jeden Fall nicht gut gesichert.

Insgesamt leben die Menschen dort auf dem Land ziemlich einfach. Wir sahen Bilder aus dem Inneren einer Hütte – bohío – eine kleine Minihütte für die ganze Familie. Überall waren Tücher gespannt. Sollten diese etwa vor Mücken schützten? Falls ja, ist das nur ein günstiger Nebeneffekt, denn tatsächlich dienen diese Tücher als Trennwände. Die Hütten mit Wellblechdach sind nämlich sehr einfach gebaut. Bei einem Sturm kann da deshalb auch viel kaputtgehen. Eine kleine Kochstelle und Betten haben die meisten Familien sogar, aber es kann vorkommen, dass es kein richtiges Bad gibt und sich dann ein ganzes Dorf ein kleines Klohäuschen teilen muss. Ganz schön komische Vorstellung. Wenn die Menschen in der Dominikanischen Republik von A nach B wollen, haben sie einige Möglichkeiten. Wer Glück hat, besitzt zum Beispiel ein Pferd und kann zur Schule reiten. Auf dem Land haben nicht alle ein Auto. Manche haben Motorräder, und dann kann es durchaus vorkommen, dass 3, 4 oder sogar 5 Leute auf einem Motorrad an einem vorbeifahren. Ziemlich gefährlich eigentlich: einer auf dem Lenker, zwei Leute hinten drauf – und oft alle ohne Helm. Das ist bei uns natürlich verboten, verstößt nämlich gegen die StVO – Straßenverkehrsordnung, weiß Laurenz. Ist ja auch klar, was ist denn, wenn man plötzlich bremsen muss? Inzwischen gibt es deshalb wohl auch in der Dominikanischen Republik strengere Verkehrsgesetze… aber manchmal dauert es, bis so was auch bei den Leuten ankommt.

Um aber wirklich genau zu wissen, wie Kinder so den Tag verbringen, muss man etwas über den Ort erfahren, an dem Kinder überall auf der Welt die meiste Zeit verbringen: nämlich die Schule! Dazu sahen wir sogar ein Video, das ganz echt und ehrlich in der Dominikanischen Republik aufgenommen wurde. Wir sehen eine Klasse mit kleinen Kindern; Steinboden, statt Teppiche; Holzwände mit Löchern, statt Mauern; Kinder ohne Schuhe aber mit jeder Menge Spielsachen, die überall auf dem Boden verteilt liegen. Die Kinder scheinen viel Spaß zu haben, während ihr Lehrer sie fragt: „¿Cómo te llamas?“ – „Wie heißt du?“. Unser erster spanischer Satz! Das muss ich natürlich direkt mal ausprobieren und frage das Mädchen, das mir gegenübersitzt: „¿Cómo te llamas?“. „¡Me llamo Hannah!“ – „Ich heiße Hannah!“, antwortet sie keck. So geht das immer weiter und wir lernen einige Namen kennen: Sarah, Rosa, Helene… Das reichte uns natürlich noch nicht. Wir wollten alle mehr sagen können. „¿Qué tal?“ – „Wie geht es dir?“. Darauf gibt es jetzt gleich mehrere Antworten: „¡Bien!“ – „Gut!“. Diese Antwort wählen alle Kinder, denn wem geht es schon nicht gut, wenn er bei der Kinderuni dabei sein darf? „¡Regular!“ – „Es geht so!“. Schließlich gibt es noch eine Möglichkeit auf die Frage zu antworten, es könnte ja sein, dass man zum Beispiel Zahnschmerzen hat: „¡Mal!“ – „Schlecht!“, ruft man dann aus. Übrigens: Im Spanischen rollt man das „R“. Das haben wir dann alle einmal gemeinsam geübt – das klang wie eine wildgewordene Meute Piraten!

Wenn man bereits in einer fremden Sprache einige Sätze sagen kann, dann ist der nächste Schritt keine große Hürde mehr: in einer fremden Sprache einige Sätze singen!!! Glücklicherweise machten die Kinder im Video es uns vor und sangen ganz lieblich eine Melodie, die so bekannt ist, dass alle Kinder es kennen – egal ob in der Dominikanischen Republik oder bei uns in Deutschland: La Cucaracha! Der Text ist dabei ganz einfach. Probiert doch einmal direkt beim Lesen im Kopf mitzusummen:

Mi escuelita, mi escuelita. Yo la quiero con amor. Porque en ella, porque en ella, yo me aprendo la lección.

Den Text kann sicher jeder gut nachempfinden, es geht nämlich darum, wie sehr man die Schule liebt! Die Kinder, die in die Schule gehen, haben es also echt gut. Sie alle tragen Schuluniformen mit hellblauen Oberteilen und beigen Hosen oder Röcken. Außer am Nationalfeiertag, da ziehen sich die Kinder die Flagge – la bandera – an. Dazu gibt es dann große Paraden und Feiern. Klingt nach sehr viel Spaß! Aber schnell hörten wir dann, dass nicht alle Kinder so fröhlich sind. Manche Familien sind so arm, dass alle, wirklich ALLE in der Familie arbeiten gehen müssen. Arbeiten heißt aber nicht Spülen, Staubsaugen oder Aufräumen, so wie ich es manchmal tun muss und mit etwas Glück ein bisschen Taschengeld verdienen kann. Ich meine richtige Kinderarbeit: Schuheputzen oder sogar die ganz gefährliche Arbeit in einer Mine, wo es wertvolle Steine zu finden gibt.

Trotzdem kennen die Kinder in der Dominikanischen Republik auch tolle Spiele. Wie könnte man Spiele besser kennenlernen, als dass man sie einmal selber ausprobiert. Und so gab es für uns alle ein Set, um ein Domino-Spiel zu basteln und anschließend zu spielen. Das ist ein so beliebtes Spiel, dass es dort sogar von allen Erwachsenen gespielt wird. Außerdem ist Baseball sehr beliebt. Dabei sind die Kinder immer schon mit sehr einfachen Mitteln zufrieden – ein Ball und ein Stock, mehr braucht es nicht für Baseball. Am Ende wollten wir dann natürlich noch wissen, welches Essen für die Dominikanische Republik typisch ist. Dazu gab es aber nicht einfach nur Fotos oder so, nein, das mussten wir wie Detektive herausfinden. Uns wurden die Augen verbunden und dann galt es zu riechen. Das waren berauschende Düfte, kann ich euch sagen: Zitrone, Ananas, sogar Kakao-Pulver!!! Da könnte man mich nachts um drei Uhr wecken, das würde ich überall am Geruch erkennen. Außerdem mussten wir einige typische Lebensmittel durch Fühlen erkennen. Was man dort erfühlen konnte, das will ich aber nicht verraten. Ihr solltet ja auch noch ein bisschen Spannung haben, wenn ihr die Veranstaltung im nächsten Jahr besucht!

Und das kann ich euch nur empfehlen. „Mir hat am besten gefallen, dass wir Spanisch gelernt haben“, sagte Laurenz am Ende. „Ich finde es toll, dass wir gesungen haben“, meinte Victoria. Und Leo sagte sogar: „Eigentlich hat mir alles gut gefallen!“. Bleibt also nur noch eines zu sagen: „¡Adios!“ – „Auf Wiedersehen!“ und bis zum nächsten Mal bei der Kinderuni.

Euer rasender Reporter
Kunibert Schlaufuchs
[Louisa Kress; Fotos von Klara Hofmann]

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