Wandernde Wörter

Hallo Kinder,

habt ihr euch schon mal gefragt, wie es eigentlich sein kann, dass Sprachen sich immer wieder verändern und immer neue Wörter in den alltäglichen Sprachgebrauch kommen? Mit diesen spannenden Fragen haben wir uns in der letzten Kinder-Uni Veranstaltung „Wandernde Wörter“ von Frau Lüdke beschäftigt.

Zuerst haben wir uns mit der Frage beschäftigt, warum Menschen überhaupt reisen. Wir sind dann zu dem Schluss gekommen, dass vor allem neugierige Leute reisen, die Neues erfahren wollen. Aber nicht nur Menschen können reisen, sondern auch Tiere. So werden beispielsweise Bären aus Italien nach Deutschland gebracht, da es hier sonst keine Bären mehr geben würde. Aber das Reisen beschränkt sich nicht nur auf Lebewesen. Auch Dinge können reisen. So gibt es ja zum Beispiel auf der ganzen Welt deutsche Autos. Aber auch die Mode und Märchen sind nicht an einen Fleck gebunden, auch sie können andere Erdteile bereisen. Wusstet ihr zum Beispiel, dass das Märchen „Rotkäppchen“ nicht aus Deutschland kommt? Ich war ganz erstaunt, als ich erfahren habe, dass es aus Frankreich kommt.

Aber auch Vorstellungen sind mobil. Vor mehreren Jahrhunderten war man der Meinung, dass die Erde eine Scheibe ist. Ein paar ganz Verrückte haben sogar gedacht, dass die Erde von drei Elefanten getragen wird, die wiederum auf einer Schildkröte stehen. Heutzutage wissen wir natürlich, dass das Blödsinn und die Erde eine Kugel ist. Aber das wissen wir auch nur, weil dieses Wissen um die ganze Welt gewandert ist und nicht an einem Ort verblieben ist. Sonst hätten wir heute ja alle ganz unterschiedliche Vorstellungen, wie die Erde aussieht.

Aber nun kommen wir zum eigentlichen Thema der Veranstaltung: reisende Wörter. Bevor man sich mit reisenden Wörtern beschäftigen kann, muss man erstmal wissen, was ein Wort überhaupt ist. Ein geschriebenes Wort besteht aus Buchstaben und ein gesprochenes Wort besteht aus Lauten. So ist zum Beispiel das Wort „Ball“ die Beschreibung für einen kugelförmigen Gegenstand. In anderen Sprachen bleibt das Objekt gleich (ein Ball ist auch in anderen Ländern ein Ball), aber das Wort mit dem es bezeichnet wird, ändert sich. „Ball“ heißt auf Italientisch „palla“ und auf Russisch heißt er „mjatsch“.

Da wir nun wussten, was ein Wort eigentlich ausmacht, stellte Frau Lüdke uns eine spannende Aufgabe. Jeder von uns bekam eine Karte mit ganz vielen verschiedenen Wörtern drauf. Wir sollten dann alle Wörter raussuchen, die ursprünglich aus einer anderen Sprache stammen, aber ins Deutsche aufgenommen wurden. Das war ein Spaß und viel gelernt haben wir dabei auch noch. Wusstet ihr, dass das Wort „surfen“ aus dem Englischen kommt? Oder das „Karate“ ein japanisches Wort ist? Weil wir uns bei der Wortsuche so geschickt anstellten, hatte Frau Lüdke direkt eine zweite Aufgabe für uns parat. Dieses Mal sollten wir aus ganz vielen russischen Wörtern diejenigen ausfindig machen, die auch in der deutschen Sprache verwendet werden. „Spinat“ ist beispielsweise ein Wort, das sowohl Russen als auch Deutsche auf Anhieb verstehen.

An diesen Beispielen haben wir gesehen, was für ein Mischmasch Sprachen eigentlich sind. In der deutschen Sprache gibt es viele Wörter, die aus dem Lateinischen kommen (Schule, Fenster, Familie usw.). Aber auch französische Ausdrücke sind weit verbreitet. Heute sagt ja noch kaum jemand „Vetter“, sondern alle sagen „Cousin“. Neben lateinischen und französischen Einflüssen gibt es auch viele slawische Begriffe, die ihren Weg in die deutsche Sprache gefunden haben. Was wäre unser Wortschatz heute ohne die Wörter „Gurke“ oder „Roboter“? Im Moment sind vor allem englische Einflüsse auf die deutsche Sprache zu bemerken. Jeder kennt die Begriffe „Box“, „Team“ oder „Computer“.

Frau Lüdke hat uns daraufhin erklärt, wie es dazu kommt, dass so viele deutsche und russische Wörter so ähnlich sind. Dies liegt daran, dass im 17. und 18. Jahrhundert der russische Zar „Peter der Große“ eine neue Hauptstadt aufbaute. Diese Stadt nannte er St. Petersburg. Um die Stadt zu bauen, brauchte er sehr viel Hilfe. Deswegen lud er unter anderem ganz viele Deutsche ein. Die haben dann nicht nur beim Bauen der Stadt geholfen, sondern nebenbei auch noch die russische Sprache beeinflusst. Das deutsche Wort „Eisberg“ ist beispielsweise das russische Wort „ajsberg“.

Aber Wörter bewegen sich nicht nur über die ganze Welt, sie verändern sich auch. Das hat uns Frau Lüdke anhand des Spiels „Stille Post“ erklärt. Während wir das Spiel gespielt haben, kamen immer wieder neue witzige Wörter raus, die dem Ursprungswort zwar noch ähnelten, aber trotzdem anders klangen. Andere Wörter können aber auch ganz aus der Sprache verschwinden. Heute geht ja niemand mehr zum „Perückenmacher“, sondern alle gehen zum „Friseur“. Es verschwinden aber nicht nur Wörter aus der Sprache, sondern es kommen auch immer wieder neue hinzu.
Und schon war eine weitere spannende Kinder-Uni Veranstaltung vorbei, bei der wir durch viele Spiele und anschauliche Beispiele sehr viel über Sprachen und Wörter gelernt haben.

Bis zum nächsten Mal,
eure Klara Schlaufuchs

[Louisa Zopes; Fotos von Kerstin Heinen]
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