Wer suchet, der findet! - der Präsident führt über den Uni-Campus
Hallo ihr,
ward ihr schon einmal an der Uni Trier? Und habt sie euch näher angesehen?
Ich schon! Letztes Jahr hat der Präsident der Uni Trier, Prof. Jäckel, uns in der Kinder-Uni-Veranstaltung „Uni mit Aussicht“ über den Campus I geführt. Als „Chef“ der Uni hat Hr. Jäckel einen Schlüssel für (fast) jede Tür und so haben wir mit ihm ungewöhnliche Wege genommen, verborgene Winkel aufgespürt, sind ganz weit oben auf den Dächern gewesen, haben über den Campus bis weit in die Ferne blicken können und bei der ganzen Tour Dinge gesehen und Orte aufgesucht, die viele Studierende und Mitarbeiter/-innen der Uni (noch) nicht kennen! Weil mir diese Führung so gut gefallen hat, habe ich mich auch gleich in diesem Jahr bei Hr. Jäckels Veranstaltung, „Wer suchet, der findet“ angemeldet. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Vom V-Gebäude aus, in dem sich in der obersten Etage das Büro des Uni-Präsidenten befindet, ging es direkt zum Bibliotheksgebäude und zu den Räumen der Ägyptologie. Empfangen wurden wir dort von Prof. Erich Winter, einem emeritierten Professor. Emeritiert heißt, dass er eigentlich schon – wie mein Opa und meine Oma – pensioniert ist, also eigentlich nicht mehr arbeiten müsste. Aber für uns hat er eine Ausnahme gemacht. Was er uns erzählt hat, war sehr spannend. In den 70iger Jahren hat er nämlich an Ausgrabungen einer Tempelanlage auf der Insel Philae teilgenommen und dort über 10.000 Dia-Fotos gemacht, von denen er uns auch einige gezeigt hat. Diese Fotos zu machen, war gar nicht so einfach. Die Insel lag nämlich komplett unter Wasser. Und so musst erst ein Koffer-Staudamm um die Insel gebaut werden, die Tempelanlage dann Stein für Stein abgebaut und einige hundert Meter weiter auf einer anderen – über Wasser liegenden – Insel wieder aufgebaut werden. Zwischen Abbau und Aufbau konnte Prof. Winter dann im hellen Sonnenlicht die Fotos machen, so dass die Schriftzeichen auf den Mauerstücken gut zu sehen sind und die Forscher bis heute mit diesen Fotos prima arbeiten können.
Von der Ägyptologie ging es als nächste Station zur Klassischen Archäologie und in die Abgusssammlung, wo Dr. Berke, Dozent der Archäologie an der Uni Trier, uns alte Scherben in die Hand gab, die bei Ausgrabungen der Trierer Archäologen in Griechenland und Italien gefunden wurden. Mit ihm haben wir darüber gesprochen, wie wichtig es ist, die Vergangenheit zu kennen und das Archäologen eines ganz viel tun, nämlich vergleichen. Z.B. Scherben, Vasen oder Statuen. Durch den Vergleich können sie dann u.a. sagen, ob einer der ausgegrabenen Gegenstände aus Griechenland stammt oder von woanders her. Und zu welcher Zeit der entsprechende Gegenstand hergestellt wurde. Es war schon toll, so eine alte Scherbe in der Hand zu halten, ich hätte sie auch gerne mit nach Hause genommen. Aber Herr Berke braucht die Scherben noch für seine großen Studierenden. Also haben wir sie ihm zurückgegeben und sind mit Herrn Jäckel zur nächsten Station aufgebrochen.
Zu dieser Station, der Buchbinderei, hat uns Herr Straub, der zur Bibliotheksleitung gehört, begleitet. Und wieder ging es durch Türen, durch die man sonst nicht ohne weiteres gehen kann. Die Bibliothek, so erfuhren wir, hat rund 2.000.000.000 (zwei Millionen) Medien, darunter natürlich ganz viele Bücher, Zeitschriften usw. Wow, so eine große Menge kann ich mir gar nicht vorstellen. Diese Bücher gehen natürlich auch schon mal kaputt, wenn ganz viele Personen sie lesen. Manche Dozentinnen und Dozenten bringen den Buchbindern auch einen Stapel Papier und möchten, dass aus diesem Stapel Papier ein Buch wird. Ein Buch, so hat uns Herr Jünker erklärt, wird in acht Schritten gebunden.
Und wie diese aussehen und welche Maschinen dafür benötigt werden, hat er uns gleich ganz praktisch vorgeführt. Dabei durften wir auch selbst einige Knöpfe drücken und z.B. Papierstapel zurechtschneiden oder eine Goldprägung auf einem Buchdeckel anbringen. Ganz praktisch hat uns Hr. Quint, sein Kollege, dann gezeigt, dass man mit Buchleim nicht nur Bücher binden kann, sondern auch lustige bunte Zettelblöcke. Jeder Teilnehmer durfte sich sogar einen von ihm bereits vorbereiteten Zettelblock (Der Leim wäre sonst nicht trocken gewesen und hätte unsere Taschen zugeklebt.) mit nach Hause nehmen. Zum Schluss hat uns Hr. Straub dann noch mitgenommen in den Rara-Raum. Nein, ich habe keine Erkältung. Der Raum heißt tatsächlich so. Warum? Weil dort seltene, also „rare“ Bücher aufbewahrt werden.
Obwohl wir nur eine kleine Gruppe waren, durften wir uns in dem Raum auch nicht zu lange aufhalten, den diese seltenen Bücher müssen in einer Umgebung aufbewahrt werden, deren Temperatur und Luftfeuchtigkeit sich möglichst nicht ändert. Und da unsere Körper ja warm sind und wir, weil es draußen ein sonniger Tag war, eventuell sogar schwitzen, ist das für die Bücher gar nicht gut und muss die Anlage, die für die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit sorgt, dann mehr arbeiten, wenn sich nicht nur die Bücher in dem Raum aufhalten. Hr. Straub hat sich ein paar weiße Handschuhe angezogen, ohne diese darf man die seltenen Bücher gar nicht anfassen. Und dann hat er uns einige Schätze aus dem Rara-Raum gezeigt. Darunter war ein ganz alter Atlas, der war so alt, dass viele Länder, die wir heute kennen, darauf noch gar nicht eingezeichnet waren. Außerdem hat er uns das kleinste Buch vorgeführt, dass die Universitätsbibliothek besitzt. Es ist nicht mal so groß wie mein kleiner Fingernagel, ehrlich! Und trotzdem steht etwas darin! Am tollsten fand ich aber das Buch, das aussah wie zwei Bücher und doch nur eines war und wie ein Kunstwerk noch obendrein.
Ob Hr. Jäckel wohl im nächsten Jahr noch einmal eine Veranstaltung anbietet? Wenn ja, werde ich auf jeden Fall dabei sein und bin schon sehr gespannt, wohin er uns dann führen wird?
Eure Klara Schlaufuchs
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