H-Gebäude: Kleine, große und ganz große Lösung

Nach wie vor sind die Ursachen der Geruchsbildung im Gebäude H auf Campus II nicht zweifelsfrei geklärt. Die intensiven Untersuchungen in den zurückliegenden Monaten haben allerdings ein wichtiges Ergebnis erbracht.

„Mit ziemlicher Sicherheit ist das Lüftungssystem an den Problemen beteiligt“, stellte Hermann-Josef Dietzen vom zuständigen Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) fest. Universitätsleitung und LBB informierten am 11. Februar Mitarbeiter und Studierende über die Ergebnisse der Suche nach den Ursachen und die vorgesehenen Maßnahmen. Universitätspräsident Michael Jäckel brachte als einen Lösungsvorschlag eine Vision in die Diskussion ein: den Bau eines neuen Laborgebäudes.

Über Jahre hinweg, insbesondere im heißen Sommer des vergangenen Jahres, beschwerten sich Mitarbeiter über unangenehme Gerüche in Büro- und Laborräumen im Hochtrakt. Der LBB als Eigentümer der Campus-Immobilien und die Universität als Nutzer setzten in Abstimmung mit dem Finanzministerium eine „Task-Force“ aus Bauexperten ein.

Untersuchungen ergaben: Von Baumaterialien, beispielsweise dem Dachaufbau oder Raumausstattungsmaterialien, gehen keine relevanten Beeinträchtigungen aus. Mit Hilfe von Rauchversuchen und Messungen deckten die Verantwortlichen aber problematische Konstellationen im Lüftungssystem auf. Im Winter zieht die gegenüber der Außentemperatur wärmere Raum-Abluft in der Regel ungehindert vom Gebäude ab. Im Sommer kann dagegen die Abluft – je nach Wetter und Wind – von der nun wärmeren Außenluft auf das Dach und entlang der Fassade nach unten gedrückt werden. So kann kontaminierte Luft in das Gebäude zurückgelangen.

Abluft wird sowohl aus den Laboren als auch aus den Büros abgeführt. Weil das Abluftsystem in den Räumen einen Unterdruck erzeugt, wird unter Umständen belastete Luft von außen oder aus dem Gebäudeinneren in die Räume eingesogen. Dieser Konstellation wollen die Verantwortlichen mit einer Doppelstrategie begegnen. In einem Zeitraum von etwa zwei Jahren soll als große Lösung das Lüftungsnetz erneuert werden. Die Büroräume, die bislang nur über einen Abluftstrang verfügen, werden dann auch durch ein Zuluft-Netz versorgt – so wie es bereits in den Laboren installiert ist.

Kurzfristig soll eine „kleine“ Übergangslösung für Verbesserungen sorgen. Dazu wird für die Büroräume das Lüftungsprinzip umgekehrt: aus Abluft wird Zuluft. Das Lüftungsnetz bringt dann Frischluft von außen in die Räume statt wie bisher verbrauchte Luft abzuführen. Der dadurch aufgebaute Überdruck erschwert zudem, dass über den beschriebenen Ansaug-Effekt belastete Luft in die Räume gelangt.

Im Juni dieses Jahres soll dieses Provisorium realisiert sein. Erst danach wird man wissen, ob die Übergangsmaßnahme den erhofften Erfolg bringt. Martin Bach, Leiter Haus- und Betriebstechnik der Universität, ist zuversichtlich, dass eine merkliche Verbesserung erreicht werden kann. Voraussetzung ist jedoch eine vorherige Reinigung und Prüfung des Abluftnetzes. Sollte das System nicht für die Frischluft-Zufuhr geeignet sein, müsste zu Plan B gegriffen werden: Dann würde die Luftversorgung über ein Schlauchsystem durch die Flure realisiert.

Sowohl bei den Arbeiten am Provisorium als auch bei der langfristigen Erneuerung des Lüftungssystems werden Lärm und Staub nicht zu verhindern sein. „Wir werden versuchen, die Belastungen möglichst gering zu halten“, sagte der stellvertretende Kanzler der Universität, Thomas Künzel. Er will sich um einen Ausweichraum auf Campus II bemühen, in den Mitarbeiter bei unzumutbaren Bedingungen in ihren Büros umziehen können.

Als Vertreterin des Personalrates äußerte Maria Kiefer-Koltes Bedenken, dass die Ursachen für die Probleme mit der Raumluft immer noch nicht definitiv ermittelt sind. Daher gebe es keine Gewähr, dass nach der Erneuerung der Lüftungsanlage alle Probleme gelöst seien. „Wir müssen das nun vorgesehene Provisorium aber als eine Chance begreifen. Der Personalrat sieht momentan keine bessere und schnellere Möglichkeit“, sagte Kiefer-Koltes und lobte „die insgesamt konstruktive Zusammenarbeit“ aller Beteiligten.

„Wir reden heute über kurz- und mittelfristige Lösungen. Wir brauchen aber auch eine langfristige Lösung“, brachte Universitätspräsident Michael Jäckel die Vision eines Neubaus für die Labore ins Spiel. Über die aktuelle Raumluft-Problematik hinaus ergäben sich dadurch Synergie-Effekte, eine höhere Auslastung der Labore und eine Entlastung in der allgemeinen Raumnot der Universität. „Für die Universität wäre das die ideale Lösung“, so Jäckel.