Kleine Geschichte der Japanologie

Die Geschichte der deutschsprachigen Japanologie beginnt im Jahr 1914 an der Universität Hamburg. Damals wurde dem aus Japan zurückgekehrten Karl Florenz, der über Jahre hinweg an der Kaiserlichen Universität Tôkyô eine Professur für Philosophie inne gehabt hatte, der erstmals eingerichtete Lehrstuhl für Japanologie übertragen. Ganz der Tradition der Orientalistik verpflichtet, lagen die Schwerpunkte dabei auf den Gebieten der klassischen Literatur- und Geistesgeschichte Japans.

Diese Orientierung auf philologische und historische Inhalte hat das Fach seitdem im Kern beibehalten, obgleich die Auseinandersetzung mit dem modernen und gegenwärtigen Japan gerade in den vergangenen Jahren mehr und mehr in den Vordergrund des Interesses gerückt ist. Im Gefolge des enormen Ausbaus der universitären Japanologie seit den 70er Jahren, der zur Gründung einer Reihe neuer Institute und Seminare an verschiedenen Hochschulen führte, etablierten sich darüber hinaus weitere wissenschaftliche Ansätze, insbesondere auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften, die den Gegenstand "Japan" von ihrem Standpunkt aus untersuchen. Unstrittig ist jedoch in allen fachlichen Segmenten der Japanologie der Grundkonsens, dass eine seriöse Beschäftigung mit Japan nur auf der Basis japanischen Originalmaterials erfolgen kann.

Gegenstand der Japanologie ist somit die wissenschaftliche Erforschung Japans in Vergangenheit und Gegenwart auf der Basis japanischer Quellen und Materialien. Als einem kulturwissenschaftlichen Fach liegt der Japanologie ein ganzheitliches, die Grenzen der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen überschreitendes und dabei transkulturell vergleichendes Konzept zugrunde.

Von Wissenschaftsverständnis und Aufgabenstellung her bestehen die engsten Verbindungen traditionellerweise zur Sinologie. Doch pflegt die Japanologie heute einen regen interdisziplinären Austausch auch mit anderen Fachrichtungen, die sich mit Japan auseinandersetzen.

 

Die Trierer Japanologie

Die Japanologie hat ihren Lehrbetrieb an der Universität Trier im Sommersemester 1985 aufgenommen. Nach einer Anlaufphase mit Lehrstuhlvertretungen wurde die C4-Professur zum Wintersemester 1986 endgültig eingerichtet. Unter der Leitung von Prof. Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit entwickelte das junge Fach von Beginn an eine bemerkenswerte Dynamik und konnte sich in Kürze einen eigenen Namen im Kreise der bereits etablierten Japanologien im deutschsprachigen Raum machen. Dazu trug auch die Schaffung einer C3-Professur im Sommersemester 1989 bei.

Nach der Wegberufung von Irmela Hijiya-Kirschnereit an die FU Berlin im Jahre 1991 erfuhr das Fach mit der Berufung von Prof. Dr. Klaus Antoni (seit Wintersemester 1998/99 Professur an der Universität Tübingen) zum Sommersemester 1993 eine fachliche Ausweitung unter Beibehaltung der bisherigen Schwerpunkte. Zur Literatur traten als Lehr- und Forschungsschwerpunkte nun auch die Gebiete der Geistesgeschichte, Geschichte und Kultur Japans hinzu. Durch die Gründung des Zentrums für Ostasien-Pazifik-Studien (ZOPS) im Jahr 1995 wurden die Voraussetzungen für die weitere interdisziplinäre und internationale Vernetzung des Faches in Forschung und Lehre geschaffen.

Seit Sommersemester 2000 hatte Prof. Dr. Stanca Scholz-Cionca die C4-Professur inne. Sie wurde im Sommer 2012 emeritiert. Als ihr Nachfolger hat seit dem Sommersemester 2014 Prof. Dr. Andreas Regelsberger die W3 Professur Japanologie übernommen. Die C3-Professur ist bereits seit dem Wintersemester 1995/96 mit Prof. Dr. Hilaria Gössmann besetzt.