Griffith galt zwar als gewissenhafter Regisseur, wurde aber auf Grund seiner Weltanschauung oft sehr stark kritisiert.

Nichts desto trotz glänzt "Birth of a Nation" durch eine Vielzahl an technischen Innovationen wie echten Nacht- und Außenaufnahmen, Standfotos und dem gezielten Einsatz der Parallelmontage. Auch die eigens für den Film komponierte Musik sowie die nachträgliche Kolorierung des Filmbildes machen "Birth of a Nation" zu einer technischen Besonderheit und verstärken den psychologischen Effekt beim unerfahrenen Publikum.

Das Projekt verschlang mit etwa 110.000 Dollar astronomische Summen und wurde in neun bis zwölf Wochen von Griffith ohne Skript gedreht.

Durch die extremen Nahaufnahmen und den Farbeneinsatz sprach er die Emotionen des Publikums in hohem Maße an. Nicht zuletzt die romantisch verklärte Darstellung des "Alten Südens" sowie auch die besondere filmische Handschrift Griffith's sorgten für den Kassenerfolg.

Griffith, der als Erfinder des modernen Erzählfilms gilt, beeinflusste viele Regisseure wie De Mille, von Stroheim oder Capra und liebte es, gesellschaftliche Zusammenhänge in seinen Filmen zu analysieren. Die für ihn typischen Filmtechniken wie Parallelmontage, Zwischenschnitte, Überblendungen und close-ups kennzeichnen seine Filme genauso wie Griffith's Ablehnung  gegenüber theatralischer Schauspielerei und machten ihn berühmt, obwohl sie vorher schon eingesetzt worden waren.

Als der Tonfilm um 1929 mit Macht einsetzte, musste auch Griffith nach einigen harten Kämpfen um Filmbudgets und Filmrealisierungen das Ende der Ära der unabhängigen Kreativen mitbeschließen.

Griffith, der Mitbegründer von "United Artists" war, starb am 21. Juli 1947 in Hollywood - 16 Jahre nachdem er seinen letzten Film, "The Struggle" gedreht hatte.


*neun:
- The Battle of the sexes
- Home, Sweet Home
- The Avenging Conscience
- The Painted Lady
- The Birth of a Nation
- Enoch Arden
- Old Heidelberg
- The Lily and the Rose
- Double Trouble

Katrin J.C. Kuhn und Thomas Schneider

Der Mann, der Hollywood erfand

Einer der Hauptprogrammpunkte des Stummfilmfestival in Pordenone stellten die Filme des 1875 in Kentucky geborenen David Wark Griffith dar.

Von über 400 Werken aus der Schmiede des amerikanischen Stummfilmpioniers wurden während des Festivals neun* gezeigt, wobei das Monumentalwerk "Birth of a Nation" besonders zu erwähnen ist, da dieser Film als einer der ersten Langproduktionen gilt und Wegbereiter für alle kommenden langen Filme war. Er basiert auf dem Schauspiel "The Clansman" und handelt von einer Art Romeo- und Julia-Geschichte der Süd- und Nordstaaten. Die, aus Sicht der Südstaatler, negativen Folgen der Sklavenbefreiung, sind ebenfalls Thema des Films und trüben leider den Genuss des Griffithschen Pionierstücks etwas, da die Charaktere sehr stereotyp dargestellt werden und extremistische Tendenzen deutlich werden.

Der Film avancierte 1915 zum Publikumsliebling und war bis 1937 der erfolgreichste Film aller Zeiten. Er war der erste Film, der im weißen Haus gezeigt wurde und begeisterte die Zuschauer durch den Realismus der Kampfszenen, die Aktualität der Thematik und den hohen Nostalgiewert mit Fokus auf den Mythos der "Reconstruction Era".