Wie Pordenone zu seinem Festival kam

Als vor 23 Jahren in Italien ein starkes Erdbeben die Häuser in Sacile, Pordenone und Umgebung zerstörte, lebten die Einwohner wochenlang in dürftig errichteten Zelten. Eine kleine Gruppe von Studenten nahm sich vor, den Leuten etwas Unterhaltung zu bieten und organisierten ein Wanderkino. Da aktuelle Tonfilme viel zu teuer waren, konnten sie sich die Leihgebühren nicht leisten und kamen auf die Idee, alte Charlie Chaplin Filme aus der Stummfilmzeit vorzuführen. Auf diesen lagen schon lange keine Rechte mehr und sie konnten ohne Tantiemen der Öffentlichkeit vorgeführt werden. Die Studenten ahnten damals noch nicht, dass sie damit die Grundsteine für das größte Stummfilmfestival der Welt gelegt hatten. Heute finden die Kinoveranstaltung in festen Häusern, wie dem Theater von Sacile und dem Kino von Pordenone, statt und locken Interessierte aus der ganzen Welt an. Jedes Jahr wird in einer Retrospektive ganz besonderen Künstlern der Stummfilmzeit gedacht. Dieses Mal konzentrierte man sich auf Griffith und Dziga Vertov.

Von Vertov konnten alte Filme der Kino-Pravda (vergleichbar mit den deutschen Wochenschauen) ins Programm genommen werden, die jahrzehntelang in russischen Archiven schlummerten und nun nach ihrer Uraufführung erstmals wieder einem Publikum vorgeführt wurden.

Leska Krenz