Ausstellung zu Marc Aurel: Die Trierer Schatzkammer nimmt das Thema „Schlechte Herrschaft — Krieg!“ in den Blick

„Bereite dich auf den Krieg vor!“

Und noch eine Ausstellung zu Marc Aurel: Die Trierer Schatzkammer nimmt das Thema „Schlechte Herrschaft — Krieg!“ in den Blick. Den Katalog dazu wird es kostenlos geben.

 

Mit Feldgeschossen wie diesem nachgebauten Geschütz konnten die Römer ihre Gegner zum Rückzug zwingen.

Artikel im Trierischen Volksfreund VON ANNE HEUCHER, Click here
TRIER Dass Frieden erstrebenswert und Krieg ein Zeichen schlechter Herrschaft ist, das haben so einige Menschen im Lauf der Geschichte anders gesehen. „Bei Marc Aurel war Krieg nicht Zeichen schlechter Herrschaft – sondern eher eine Tugend“, sagte Torsten Mattern, Archäologie-Professor und Uni-Vizepräsident, in der Trierer Schatzkammer bei der Eröffnung der weiteren Sonderausstellung zu Marc Aurel. Mit einem Triumphzug feierten die Römer einen Kaiser für seine Siege – auch wenn sie äußerst brutal erkämpft wurden.

Sonderausstellung in Trier: Kann Krieg etwas Gutes haben? Als Pendant zur Ausstellung „Marc Aurel – was ist gute Herrschaft?“ im Stadtmuseum Simeonstift widmet sich die Schatzkammer der Frage nach schlechter Herrschaft und Krieg. Kann Krieg etwas Gutes haben? Die Stadt Trier ist im Besitz einer spätantiken Handschrift von Flavius Vegetius Renatus, von dem der berühmte Satz stammt: „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor.“


Das Werk ist nun eines der Exponate, von denen die meisten Urkunden noch nie öffentlich gezeigt wurden. Auch historische Spielkarten von Soldaten (18. Jahrhundert), eine Söldnerliste aus Trier (15. Jahrhundert) und ein Friedensvertrag zwischen den Städten Metz und Trier zur Zeit des Erzbischofs Balduin von Luxemburg (regierte 1307 bis 1354) liegen in den Vitrinen.

Originalgetreue römische Feldgeschosse Ein Highlight der Ausstellung setzt die Universität Trier mit drei detailgetreu nachgebauten römischen Feldgeschossen aus der Zeit zwischen dem 1. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert (der TV berichtete ) sowie einigen archäologischen Fundstücken. In dem Forschungsprojekt von Christoph Schäfer, Professor für Alte Geschichte, wurde experimentell untersucht, wie die Römer auf ihren Feldzügen gegen Feinde vorgingen und wie sie sich technologisch weiterentwickelten.

Die übrigens kostenlos zugängliche Präsentation macht die Dimensionen der Geschütze anschaulich, gegen die man sich weder mit Panzerrüstungen noch mit Kettenhemden schützen konnte – so groß war ihre Wucht. Manche Modelle konnten 500 Meter weit schießen und alles durchbohren, was im Weg stand.

Was ist noch zu sehen? Als Grundlage für die Nachbauten griffen die Forscher auf Schriften des erwähnten Vegetius zurück, der im 4. Jahrhundert einen Abriss über das gesamte Kriegswesen geschrieben hat. Der Autor ist damit die Brücke zwischen den beiden Ausstellungsteilen in der Schatzkammer. Im besonders geschützten und temperierten Teil mit den wertvollen Dokumenten liegen drei Werke von ihm aus, neben einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert, eine Inkunabel sowie ein Druck aus dem 16. Jahrhundert.

Kostenloser Katalog erscheint bald Ganz leicht verständlich ist dieser Teil der Ausstellung nicht, zumal die Begleittexte recht klein gedruckt sind und sich eher an historisch vorgebildetes Publikum richten. Allerdings kündigten die Kuratoren Fabian Lemmes und Wolfgang Matt an, dass der demnächst erscheinende Begleitband (140 Seiten) zur Ausstellung kostenlos abgegeben wird. Dort können Besucher dann alles nachlesen, was sich auf den ersten Blick vielleicht noch nicht erschießt.

Kulturdezernent Nöhl: „Wir haben wertvollste Bestände“ Dass dies keine Gegenveranstaltung zur großen Landesausstellung in zwei Trierer Museen sein soll, betonte Francesco Roberg, Direktor der Stadtbibliothek, bei der Eröffnung. Es ginge darum, deren Schwerpunkte aufzugreifen, zu kontrastieren und weiterzuentwickeln. Die Idee zu der Schau hatte der Trierer Kulturdezernent Markus Nöhl. Angesichts der seltenen kulturhistorischen Schätze in den Beständen der Stadtbibliothek dränge es sich auf, eine eigene Ausstellung anzubieten – zumal die Schatzkammer hervorragend mit der Universität Trier zusammenarbeite und von dort neueste Forschungen präsentieren könne. „Wir haben wertvollste Bestände“, sagte Nöhl. „Wenn man so einen Schatz hat wie wir, dann muss man auch einen Beitrag leisten.“

Weltdokumentenerbe bleibt zugänglich Die wichtigsten Stücke aus der Dauerausstellung der Schatzkammer bleiben übrigens während der Sonderausstellung zugänglich: das Ada-Evangeliar und der Egbert-Codex, beide sind Weltdokumentenerbe der Unesco. Die Schau endet wie die gesamte Landesausstellung Marc Aurel am 23. November