Extra muros, intra muros: Zugangsregulierungen gegenüber Juden in den Reichs- und Autonomiestädten der Frühen Neuzeit zwischen Norm und Praxis

Das Projekt befasst sich mit der sozialen Wirksamkeit der Separierung von Christen und Juden in der Frühen Neuzeit in ausgewählten Reichs- und Autonomiestädten. Das Ziel ist es, differenziertere Befunde über Art und Ausmaß der Exklusion von Juden infolge der Vertreibungen seit dem Ende des 14. Jahrhunderts zu gewinnen.

Nach einer Begriffsprägung des 19. Jahrhunderts firmierten die von den Vertreibungen Betroffenen und ihre Nachkommen als „Landjuden“. Diese überkommene, vor dem Hintergrund der damals verbreiteten „Judenfrage“ meist pejorative Bezeichnung taugt natürlich nicht zur sozialen und kulturellen Verortung der jüdischen Familien, d.h. ihrer tatsächlichen Lebensführung und Selbsteinschätzung. Sie hat aber lange das historische Bild dominiert.

Die Untersuchung nimmt sich vor diesem Hintergrund ein zweistufiges Programm vor: Zunächst sind die normativen Voraussetzungen der Ausschließung von Juden aus den Städten zu erfassen, wobei neben den zu erwartenden repressiven Momenten auch relativierende, wenn nicht sogar gegenläufige Detailbestimmungen zu berücksichtigen sind. In einem zweiten Hauptschritt sollen Belege für die soziale Praxis der Grenzüber- bzw. Mauerdurchschreitung, mithin jüdisch-christliche Interaktion gesammelt und umfassend ausgewertet werden. Diese war von Ort zu Ort unterschiedlich und maßgeblich vom jeweiligen ökonomischen Status der Akteure abhängig. Nicht zuletzt sind eher situativ als strukturell bedingte Veränderungen der Geleitskontrolle zu berücksichtigen, ganz abgesehen von der allfälligen Schwierigkeit der Magistrate, ihre Gesetze auch in die Tat umzusetzen.

Projektart: Individualantrag im Rahmen einer Verbundinitiative beim AMIGJ (in Vorbereitung)