Altes Recht und besseres Wissen: Informationskompetenz und Informationskonkurrenz in frühneuzeitlichen Herrschaftsbeziehungen

In thematischer Anknüpfung an eigene Forschungen u.a. zur Reformationszeit und zum späten 18. Jahrhundert zielt das Projekt darauf ab, den Stellenwert von „Information“ in innerstädtischen Auseinandersetzungen der Frühen Neuzeit systematisch zu bemessen. Es geht von der Prämisse aus, dass die Gewährung von und die Teilhabe an Information zentrale Wertvorstellungen sozialer System in der Vormoderne tangierte. Das Projekt untersucht daher im Interesse am Stellenwert von „Information“ die Interaktion von Regenten und Untertanenvertretungen anhand von Gravamina, Remonstranzen, Supplikationen und funktional ähnlichen Quellen zu ausgewählten Territorien des Alten Reichs. Derartige Eingaben bildeten ein wiederkehrendes Moment in Konfliktszenarien bis hin zu den europäischen Revolutionen der Epoche („Smeekschrift der Edelen“ 1566, „Petition of Right“ 1628, „Cahiers de doléances“ 1789). Doch auch außerhalb derartiger Eskalationen entsprachen Gravamina „den Grundmustern frühneuzeitlicher Politik“ (A. Würgler 2005) in so genannten „Staaten“, die in je unterschiedlichen Ausprägungen trotz vielfältiger Unifizierungsversuche heterogen bzw. disparat waren. Gravamina folgten den Regeln einer über Jahrhunderte hinweg habitualisierten politischen Kommunikation. Ausgehend von der pointierten These, dass Informationskompetenz schon im Spätmittelalter das eigentlich konstitutive Moment von Herrschaft gewesen sei, wird Information als Beziehungsregulativ zwischen fürstlichen Obrigkeiten und ständischen  Repräsentationskörperschaften analysiert. Dabei wird in Rechnung gestellt, dass Informationsasymmetrien potenziell zu Ungunsten beider Seiten ausfallen konnten.

Projekt in Vorbereitung (Stand: Nov. 2023)