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Dr. Stefan Heinz

Wissenschaftlicher Redakteur am Digitalen Stadtlexikon in Stuttgart (Stadtlexikon-Stuttgart.de) / Epigraphiker an der Akademie der Wissenschaften in Mainz, Projekt „Die Deutschen Inschriften“

 

 

 

 

Warum habe ich mich für ein Studium der Kunstgeschichte entschieden?
Drei einschneidende Erlebnisse waren der Trigger für die Entscheidung: Ein Besuch auf Schloss Neuschwanstein im Alter von 12 Jahren, eine Doppelstunde im Kunst-Leistungskurs zur Architekturterminologie am Beispiel der niedersächsischen Romanik mit 16 Jahren und ein Blick auf Vermeers Perlenwägerin in Washington auf einer USA-Tour nach dem Abitur.

Während mir die Entscheidung für Kunstgeschichte folglich leichtfiel, dauerte es länger, bis ich ein (damals im Magister-Studium verpflichtendes) zweites Studienfach gefunden habe: Nach Germanistik, BWL und Geographie wurde es die Geschichtswissenschaft, die perfekte Partnerin und eine Wahl, die ich bis heute nicht bereut habe.

Warum in Trier?
Als Nahezu-Trierer war die Standortwahl zunächst eher pragmatisch. Im Grundstudium habe ich die Vorteile (kurze Wege einer Campus-Uni, idealer Betreuungsschlüssel) sehr zu schätzen gelernt. Ein geplanter Wechsel nach dem Grundstudium hatte sich erübrigt, als mehrere Hiwi-Jobs in beiden Fächern folgten. Dass die Dissertation dann auch noch ein „Trierer“ Thema wurde, hat meine kunsthistorische Vita außerhalb der Stadtgrenzen scheinbar nicht gestört – oder wie mein Doktorvater die Bedenken zerstreute: „Provinzialität fängt im Kopf an“.

Was mache ich heute?
Nach verschiedenen Stationen – von Drittmittelprojekten an diversen Unis und Museen, bis hin zu Ausflügen in Jobs jenseits der Wissenschaft – bin ich heute an zwei Standorten tätig: In Stuttgart arbeite ich am Stadtarchiv als wissenschaftlicher Redakteur am Digitalen Stadtlexikon mit, das die Stuttgarter Stadtgeschichte online zugänglich macht. Und an der Mainzer Akademie der Wissenschaften erfasse ich als Epigraphiker die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften des Kreises Cochem-Zell, übersetze sie gegebenenfalls und ordne sie in den weiteren Kontext ein. Beide Stellen sind sie gleichermaßen spannend und in beiden kann ich meine kunst- und kulturhistorischen Kenntnisse aus dem Studium ideal anwenden.

Welche Tipps für Studierende habe ich?
Ein allgemeiner Tipp: Nicht verrückt machen lassen! Ein geisteswissenschaftliches Studium ist – gerade in den ersten Semestern – oft belastet von Zukunftsängsten und Existenzsorgen, die durch gutgemeinte Tipps und Hinweise von Kommiliton*innen, Freund*innen und Verwandten nicht immer besser werden. Aber eine kunsthistorische Karriere ist nicht ausgeschlossen, nur weil man mehr als 10 Semester studiert, oder kein Volontariat am Louvre bekommen hat.

Und ein spezieller Tipp: Eignet Euch die sogenannte Denkmälerkenntnis an! Geht in Museen, nehmt an Exkursionen teil und schaut Euch Bauten, Denkmäler und Kunstwerke vor Ort im Original an! Kunstgeschichte ist im Kern immer noch Sehen und Schreiben – beides ist ein wenig Talent und viel Übung.