Inhalte des Studienfaches

Die Informatik hat seit ihrer Etablierung als eigenständige wissenschaftliche Disziplin an den Universitäten eine rasche Entwicklung genommen. Der erste Vollstudiengang wurde 1967 an der TU München errichtet; zur Zeit kann man an mehr als 60 Universitäten und Hochschulen in Deutschland ein Informatikstudium beginnen.

Der Informatik kommt in immer mehr Gebieten eine unaufhörlich wachsende Bedeutung zu. Viele ihrer Anwendungen werden zu den volkswirtschaftlich bedeutsamen Schlüssel- und Wachstumstechnologien gezählt. Der Einsatz von Computern in Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung und im öffentlichen Leben trägt z.B. zum sparsameren Verbrauch von Ressourcen sowie zu erhöhter Sicherheit von technischen Anlagen und des Verkehrs bei. Computer erweitern die Forschungs- und Arbeitsmöglichkeiten nicht nur der Natur- und Ingenieurwissenschaften, sondern zunehmend auch der Geistes- und Sozialwissenschaften.

Daher wurde in Trier Anfang der 90'er Jahre ein Studiengang Informatik eingerichtet, der die sich stetig ändernden Anforderungen in der Berufswelt der Informatik berücksichtigt. Er ermöglicht es, diejenigen fachlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Methoden zu erwerben, die auf Dauer zu wissenschaftlicher Arbeit, zur kritischen Einordnung der wissenschaftlichen Erkenntnis und zu verantwortlichem Handeln befähigen.

Wegen des breiten Einsatzspektrums mit stetigen Änderungen soll das Informatik-Studium so ausbilden, daß die Absolventen alle grundsätzlichen und allgemeinen Verfahrensweisen und Methoden zum Einsatz von Computern kennen und anwenden können.

Dazu gehören zunächst Kenntnisse über Programmiersprachen und Algorithmen und über den logischen und technischen Aufbau von Rechnern. Darüber hinaus sind Fähigkeiten zum experimentellen Arbeiten, zur Entwicklung formaler Theorien und ihrer Anwendung, und zur Konstruktion von Systemen gefragt.

Der Trierer Studiengang Informatik betont im Grundstudium besonders den Erwerb fundierter theoretisch-mathematischer Kenntnisse. Im Hauptstudium sollen diese Kenntnisse und Fähigkeiten gefestigt, vor allem aber im Rahmen eines Vertiefungsgebietes und eines Nebenfaches erprobt werden.

Das Vertiefungsgebiet wird üblicherweise aus der Informatik stammen, wie etwa Modellierung, Compilerbau, VLSI-Design, Datenbanken oder verteilte Systeme. Als Nebenfächer kommen hauptsächlich Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, Mathematik, Computer-Linguistik, Geowissenschaften und Rechtswissenschaften in Frage.

Studienabschlüsse

Das Studium der Informatik ist zweiteilig aufgebaut: Grundstudium und Hauptstudium. Das Grundstudium endet mit einer Diplom-Vorprüfung. Nach Abschluß des Hauptstudiums und Absolvierung der Prüfungen wird der Titel Diplom-Informatiker(in) verliehen. Im Anschluß daran kann eine Promotion zum . rer. nat.\ angestrebt werden.

Struktur und Verlauf des Studiums

Das Studium umfaßt insgesamt neun Semester, von denen vier zum Grundstudium und fünf zum Hauptstudium gehören. Im Grundstudium sollen sich die Studierenden die erforderlichen Fachgrundlagen aneignen, um das anschließende Hauptstudium mit Erfolg betreiben zu können. Wesentliche Bedeutung für ein erfolgreiches Grundstudium hat die intensive Beteiligung an den Übungen und Praktika.

Die im Grundstudium behandelten Gebiete sind Programmierung, Algorithmen und Datenstrukturen, Bauelemente, Rechnerstrukturen, Diskrete Strukturen und Logik, Berechenbarkeit und Komplexitätstheorie, Automatentheorie und Formale Sprachen sowie Formale Semantik. In mindestens zwei Programmiersprachen sind Grundkenntnisse zu erwerben, außerdem werden Methoden der Software-Erstellung in einem Software-Praktikum vermittelt. Eine Übung `Gesellschaftliche Aspekte der Informatik' dient der Aufarbeitung verschiedener gesellschaftlicher Auswirkungen der Informatik, etwa im sozialen, psychologischen, politischen und juristischen Bereich. Ein Proseminar vermittelt Erfahrungen bezüglich der Erarbeitung, Aufbereitung und Präsentation von Fachwissen.

Hinzu kommen Veranstaltungen, die notwendiges mathematisches Wissen vermitteln: in den ersten beiden Semestern Analysis und Lineare Algebra, im dritten und vierten Semester Wahrscheinlichkeitstheorie und Operations Research.

Zum Nachweis eines erfolgreichen Grundstudiums müssen fünf Prüfungen abgelegt werden: drei in Informatik und zwei in Mathematik. Diese Prüfungen werden in der Regel als mündliche Prüfungen von jeweils mindestens 30 und höchstens 60 Minuten Dauer durchgeführt.

Im Hauptstudium sollen die Studierenden ihre Kenntnisse erweitern und im Bereich von Anwendungen vertiefen. Bei den Grundlagen sind praxis-orientierte Gebiete wie Betriebssysteme, Compilerbau, Datenbanksysteme oder Softwaretechnik zu berücksichtigen, aber auch theorie-orientierte Gebiete wie Algorithmen, Deduktionssysteme, Formale Sprachen, Komplexitätstheorie.

Das Vertiefungsgebiet kann zur Zeit aus dem folgenden Katalog gewählt werden: Deduktive Systeme, VLSI-Design, Modellierung, Compilerbau, Software-Engineering, sowie Verteilte Systeme.

Als Nebenfach sind Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik, Mathematik, Computer-Linguistik, Geowissenschaften und Rechtswissenschaften möglich.

Mathematisch besonders Interessierte können sogar sowohl das Nebenfach als auch das Vertiefungsgebiet aus der Mathematik wählen.

Es müssen vier wiederum mündliche Prüfungen abgelegt werden, jeweils eine pro Gebiet bzw. Nebenfach.

Das letzte Semester des Hauptstudiums ist für die Anfertigung einer Diplomarbeit vorgesehen. Sie ist wesentlicher Bestandteil der wissenschaftlichen Ausbildung und soll dazu führen, daß die Studierenden Probleme der Informatik selbständig und mit Erfolg nach wissenschaftlichen Methoden bearbeiten können.

Personal- und Sachausstattung

Der Studiengang wurde im Wintersemester 91/92 eröffnet und ist damit in Trier ein `junger' Studiengang. In der Abteilung Informatik gibt es derzeit sechs Professuren in der Kern-Informatik und zwei Professuren in Wirtschaftsinformatik mit insgesamt etwa 20 wissenschaftlichen Mitarbeitern.

Die Gruppen in den Vorlesungen und Übungen sind angenehm klein und ein direkter Kontakt zu Professoren und Mitarbeitern ist noch selbstverständlich. Auch der Zugang zu Computern in modernen Rechnerpools ist ohne `Gerangel' möglich.

Die Bibliothek enthält derzeit ca. 8000 Bände zur Informatik und etwa 7000 Bände aus Informatik-nahen Gebieten. Hinzu kommen die Literaturbestände der etablierten Nebenfächer.

Persönliche Voraussetzungen

Unabdingbar für ein Informatik-Studium sind Interesse an logischem Denken und hohe Konzentrationsfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Einarbeitung in komplexe Systeme. Üblicherweise zeigt sich das Vorhandensein dieser Fähigkeiten und Interessen in der Schule an überdurchschnittlich guten Noten in Mathematik und in den Naturwissenschaften. Starkes Interesse speziell an mathematischen Fragen ist für ein erfolgreiches Studium sehr förderlich.

Wichtig ist weiterhin die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Teamarbeit, da heutige komplexe Softwareprodukte nicht mehr als Einzelleistung denkbar sind. In Stellenanzeigen rangieren bei den gewünschten Qualifikationen Begriffe wie `Kooperationsfähigkeit', `Teamfähigkeit' und `Organisationstalent' ganz oben.

Zur Zeit liegt der Anteil der Studentinnen bei der Informatik bei höchstnes 15%. Dies mag daran liegen, daß das Bild der Informatik in der Öffentlichkeit verzerrt ist: Der Typ des isoliert arbeitenden `Hackers' ist nicht mehr gefragt. Mit Sicherheit ist Informatik gerade für Frauen ein interessantes Studienfach!

Eine Vorbildung in Informatik an der Schule ist mit Sicherheit hilfreich, sollte aber nicht überbewertet werden. Vorkenntnisse in Informatik werden nicht vorausgesetzt! Auch Interesse für technische Zusammenhänge sollte vorliegen, wenngleich dieses ebenfalls nicht überbewertet werden sollte. Informatiker im Beruf haben immer seltener Probleme mit der Hardware zu lösen; viele Vorgehensweisen in der Informatik sind aber dennoch experimenteller und ingenieurwissenschaftlicher Art.

Ein großer Teil der Informatik-Literatur ist in englischer Sprache geschrieben. Daher sind passive Englisch-Kenntnisse unverzichtbar, die jedoch eventuell auch noch im Verlaufe der ersten Semester erworben werden können. Bis zum Ende des Studiums sollten diese Kenntnisse soweit erweitert werden, daß problemlos mit Fachleuten in Englisch korrespondiert werden kann.

Wichtig ist insbesondere auch die Bereitschaft, während der gesamten Berufstätigkeit ständig neues Wissen zu erlernen.

Formale Voraussetzungen

Zugangsvoraussetzung zum Studium ist die Hochschulreife, Zulassungsbeschränkungen für Informatik gibt es nicht. Sie können sich also direkt und online(!) bei der Universität Trier bewerben. Das Studium sollten Sie im Wintersemester beginnen, ansonsten halten Sie bitte Rücksprache mit dem Fachstudienberater.

Tätigkeitsfelder und Berufsaussichten

Rund 80 Prozent der Informatiker werden im Dienstleistungsbereich, von Industrieunternehmen oder bei Behörden eingestellt. Als Systemanalytiker, Anwendungsprogrammierer, Datenverarbeitungs-Controller oder Netzwerk-Manager kümmern sie sich um Entwicklung und Pflege der hauseigenen Software, Datenbestände und Computernetze. Der Anteil der Informatiker, die einen Arbeitsplatz direkt in der Hard- oder Software-Industrie finden, liegt nur noch bei 20 Prozent und schrumpft weiter.

Die Arbeitsmarktsituation ist sehr gut im Vergleich zur allgemeinen Lage der Wirtschaft. Vor wenigen Jahren noch gab laut der `Arbeitsmarkt-Information 1/1998; Informatikerinnen und Informatiker' (herausgegeben von der Bundesanstalt für Arbeit) es sogar einen leergefegten Stellenmarkt: für ca. 4500 Absolventen gibt es rund 16000-17000 offene Stellen. Die Zahl der offenen Stellen hat sich setidem zwar deutlich reduziert, Absolventen finden dennoch üblicherweise schnell einen Arbeitsplatz.

Wichtige Links

Universität Trier | Abteilung Informatik | Studentensekretariat | Zentrale Studienberatung
Fachstudienberater für Informatik ist:
Dr. Norbert Müller, Fachbereich IV -- Abteilung Informatik
Telefon: (06 51) 201-2845 (Fax: -3805)
e-Mail: muelleruni-trierde