Call for Papers "Multiple Krisen durch den Tourismus verstehen?"

Im Rahmen der Tagung „Neue Kulturgeographie: Geographies of Overlapping Crises“ wird es eine Session zum Tourismus geben

Im Rahmen der Tagung „Neue Kulturgeographie: Geographies of Overlapping Crises“ vom 26. bis 28. Januar 2023 in Halle (Saale) suchen wir Beiträge für die Session "Multiple Krisen durch den Tourismus verstehen?".

Hier der Call for Papers:

Tourismus betrifft und verbindet als Querschnittsbereich vielfältige Dimensionen des alltäglichen Lebens. Deshalb drücken sich die verschiedenen ökonomischen, sozial-kulturellen und ökologischen Krisen, wie die Wirtschafts- und Finanzkrise, die Klimakrise, die Krise der sozialen Reproduktion, die Krise der Arbeit oder die Krise in Folge der Corona-Pandemie immer auch als Krisen des Tourismus aus. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dieser breiten gesellschaftlichen Einbettung des Tourismus wurde jedoch in der deutschsprachigen Geographie bislang weitgehend vernachlässigt. Denn zum einen beziehen sich tourismusgeographische Arbeiten nur selten auf übergreifende gesellschaftstheoretische Diskussionen, die aktuell in der Humangeographie im Austausch mit den Kultur- und Sozialwissenschaften geführt werden. Zum anderen bleiben Fragen des Tourismus in aller Regel von Forschungsarbeiten unberührt, die sich theoretisch-konzeptionell in der Neuen Kulturgeographie verorten lassen. Wir wollen diese doppelte Leerstelle zum Anlass nehmen, um im Rahmen der kommenden NKG-Tagung gemeinsam auszuloten, inwiefern die „Brille“ des Tourismus dazu beitragen kann, die verschiedenen Aspekte multipler Krisen zu verstehen. Wir freuen uns auf anregende Beiträge, in denen theoretisch-konzeptionelle, methodologische und empirische Arbeiten an der Schnittstelle von Neuer Kulturgeographie und Tourismusgeographie vorgestellt werden. Inhaltlich hoffen wir u.a. auf Beiträge zu folgenden Themenfeldern:

  • Politische Ökologie des Tourismus und das Verhältnis von Tourismus zu Postwachstumsdebatten (z.B. Potenziale und Grenzen von nachhaltigem Tourismus, Tourismus nach der Corona-Pandemie),
  • Politische Ökonomie des Tourismus (z.B. ungleiche räumliche Entwicklung durch Tourismus, Inwertsetzung und Kommodifizierung öffentlicher Güter, Infrastrukturen und Wohnraum, Eventisierungspolitiken),
  • Macht- und herrschaftskritische Perspektiven auf Tourismus (z.B. Reproduktion von Ungleichheiten durch Tourismus),
  • Soziale Konflikte in Verbindung mit Tourismus (z.B. Tourism Gentrification, Tourismus und Recht auf Stadt),
  • Feministische Geographien des Tourismus und intersektionale Perspektiven auf Tourismus (z.B. Geschlechterverhältnisse und -rollen im Tourismus, prekäre Arbeitsverhältnisse im Tourismussektor),
  • Politisch-geographische oder staatstheoretische Perspektiven auf Tourismus (z.B. kritische Analyse der Governance von Overtourism, Ökotourismus-Ansätzen oder von Community Based Tourism),
  • Postkoloniale Theorien und die (Re-)Produktion von Raumbildern im Tourismus (z.B. Rückgriff auf koloniale Bilder im Tourismusmarketing),
  • Konstruktion von Identitäten durch Tourismus (z.B. Reproduktion von regionalen Identitäten zur Förderung von Tourismus),
  • Mensch-Tier-Beziehungen im Tourismus (z.B. Zoos, Safaris oder Sanctuary Parks),
  • Semiotische Ansätze und die visuelle Konstruktion des Tourismus (z.B. Rolle von sozialen Medien und Online-Kartendienste),
  • Praxeologie und Fragen zur Positionalität im Tourismus (z.B. Bezüge zu Critical Whiteness Studies, Guided Tours, Exkursionen),

 

Zudem freuen wir uns auf Beiträge zu weiteren Ansätzen und Themen, die Tourismus aus einer Perspektive der Neuen Kulturgeographie betrachten.

Wir bitten um Zusendung von Beitragsvorschlägen in Form eines Abstracts (ca. 300 – 500 Wörter) bis zum 25. September 2022 an miessner@uni-trier.de.

Organisation der Session: Tim Freytag, Universität Freiburg, Nils Grube, Technische Universität Berlin und Michael Mießner, Universität Trier