Xenia Matschke, Professorin für Internationale Wirtschaftspolitik und Koordinatorin des Doppelmaster-Programms, hat mit Louis Rauber gesprochen:
Trier & Warschau: Einzigartige Erfahrung durch internationalen Doppelmaster
Im Rahmen dieses Doppelmasterprogramms erhalten die Teilnehmer mit 120 Leistungspunkten zwei Mastergrade von zwei unterschiedlichen Universitäten, den M.Sc. Economics mit Spezialisierung European Economic Integration von der Uni Trier und den M.A. International Economics von der Uni Warschau. Ein ähnliches Programm existiert auch zwischen der Universität Trier und der Universität Bergamo in Italien.


XM: Herr Rauber, was hat Sie dazu bewogen, am Doppelmasterprogramm teilzunehmen?
Louis Rauber: Mich hat vor allem die internationale Ausrichtung des Programms gereizt. Ich wollte nicht nur mein Wissen in der VWL vertiefen, sondern auch erleben, wie Wirtschaftspolitik und Forschung in einem anderen europäischen, aufstrebenden Land funktioniert. Das Doppelmasterprogramm bot die perfekte Gelegenheit, eine neue Kultur kennenzulernen und zudem gleichzeitig zwei anerkannte Abschlüsse zu erwerben. Ich war von der Möglichkeit begeistert, in einem gänzlich neuen Umfeld zu studieren und mich persönlich weiterzuentwickeln. Ein komplettes akademisches Jahr im Ausland bringt einfach Erfahrungen mit, die man im heimischen Hörsaal nicht erlernen kann.
XM: War es schwierig, zum Doppelmasterprogramm zugelassen zu werden?
Louis Rauber: Es war tatsächlich deutlich einfacher, als man vielleicht denkt. Man muss zunächst das erste akademische Jahr in Trier erfolgreich absolvieren und dabei 60 ECTS-Punkte sammeln. Danach reicht man eine kurze Bewerbung bei Professorin Matschke ein, in der man sein Interesse am Doppelmasterprogramm erklärt. Schon kurze Zeit später erhält man eine Rückmeldung, ob man zugelassen wird. Der gesamte Prozess ist unkompliziert und transparent und solange man im Studium engagiert ist, stehen die Chancen sehr gut.
XM: Die Universität Warschau hat im Bereich Volkswirtschaftslehre einen exzellenten Ruf. Wie gut hat Sie das erste Studienjahr im Masterprogramm Economics in Trier auf das zweite Studienjahr in Warschau vorbereitet?
Louis Rauber: Das Doppelmasterprogramm ist so aufgebaut, dass die Studieninhalte des ersten Jahres an beiden Universitäten inhaltlich gut aufeinander abgestimmt sind. Dadurch hatte ich nie das Gefühl, in Warschau plötzlich mit völlig neuen Themen konfrontiert zu sein. Vielmehr konnte ich nahtlos an das anknüpfen, was ich in Trier gelernt hatte. Insgesamt hat mich das erste Studienjahr in Trier also sehr gut vorbereitet, sowohl fachlich als auch methodisch.
XM: Was hat Ihnen beim Studium in Trier besonders gefallen und was in Warschau?
Louis Rauber: In Trier hat mir besonders gefallen, dass ich viele Bekannte aus dem Bachelorstudium wiedergetroffen habe und dadurch gleich ein vertrautes Umfeld hatte. Auch die Erreichbarkeit der Dozierenden und das persönliche Verhältnis zu den Professorinnen und Professoren waren ein großer Pluspunkt. Man weiß, was von einem erwartet wird, und fühlt sich gut betreut.
In Warschau war es dann gänzlich anders, aber im besten Sinne: alles neu, international und eine spannende Herausforderung. Die Mentalität der Menschen, die unterschiedlichen Lehrmethoden und vor allem die Vielfalt der Kommilitonen aus so vielen verschiedenen Ländern haben das Studium dort zu einer einzigartigen Erfahrung gemacht.
XM: Das Studium wird sowohl in Trier wie auch in Warschau vollständig auf Englisch absolviert. Wie sind Sie im täglichen Leben mit Englisch durchgekommen? Gab es auch die Möglichkeit, polnische Sprachkenntnisse zu erwerben?
Louis Rauber: Da Warschau mittlerweile eine europäische Metropole ist und in den letzten Jahren deutlich internationaler geworden ist, kommt man im Alltag sehr gut mit Englisch zurecht. Lediglich die Kommunikation mit der älteren Bevölkerung kann manchmal etwas mühsam sein, aber mit ein bisschen Geduld, Gestik und einem Lächeln klappt es immer. Wenn man sich bemüht, ein paar Worte auf Polnisch zu sagen, reagieren die Menschen sehr freundlich und hilfsbereit. An der Universität selbst wird ohnehin alles auf Englisch unterrichtet, und über Sprachkurse, zum Beispiel im Rahmen des Erasmus-Programms, hat man zusätzlich die Möglichkeit, kostenlos Polnisch zu lernen.
XM: In Trier ist es oft nicht einfach, Wohnraum zu finden. Wie ist die Situation in der polnischen Hauptstadt Warschau für internationale Studenten? Welche Möglichkeiten gibt es, und was kostet die Unterbringung?
Louis Rauber: In Warschau gibt es im Grunde drei Möglichkeiten, eine Unterkunft zu finden. Die günstigste Variante ist das Studentenwohnheim. Dort zahlt man deutlich unter 200 Euro im Monat, teilt sich allerdings das Zimmer mit einer anderen Person. Dann gibt es private Agenturen, die sich auf die Vermittlung von Wohnungen für internationale Studierende spezialisiert haben. Das ist bequemer, aber auch deutlich teurer. WG-Zimmer liegen dort oft über 400 Euro. Die dritte Möglichkeit ist die eigenständige Wohnungssuche über polnische Online-Portale. Dafür sind allerdings grundlegende Polnischkenntnisse hilfreich, um mit Vermietern zu kommunizieren. Wer hier sucht, findet dort wohl das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Entgegen der Situation in vielen deutschen Studentenstädten gestaltet sich die Wohnungssuche in Warschau insgesamt einfacher und Wohnraum scheint dort für Studierende nicht so knapp zu sein wie in Deutschland.
XM: Gab es für den Studienaufenthalt in Warschau finanzielle Unterstützung?
Louis Rauber: Die finanzielle Unterstützung läuft über das Erasmus-Programm. Es gibt einen festen monatlichen Betrag, dessen Höhe man auf der Erasmus-Seite des Fachbereichs nachlesen kann. Zusätzlich gibt es Fördermöglichkeiten für Studierende mit besonderen Herausforderungen, zum Beispiel für diejenigen, die aus einem Nicht-Akademikerhaushalt stammen. Auch wer sich für nachhaltiges Reisen entscheidet, kann einen zusätzlichen Zuschuss erhalten. Insgesamt ist die Förderung gut organisiert und deckt einen großen Teil der Lebenshaltungskosten in Warschau zuverlässig ab.
XM: Wo sehen Sie die Vorteile des Doppelmasterprogramms gegenüber einem Masterstudium Economics nur in Trier?
Louis Rauber: Ich sehe den größten Vorteil darin, dass man durch das Doppelmasterprogramm wirklich über den eigenen Tellerrand hinausblickt. Man erlebt zwei Universitäten, zwei Lehrkulturen und zwei völlig unterschiedliche Lebensumfelder. In Trier fühlt sich vieles vertraut an. Man kennt das System, die Leute und die Art, wie gelehrt wird. In Warschau dagegen ist vieles neu, internationaler und dynamischer. Diese Mischung hat mir geholfen, mich persönlich weiterzuentwickeln und mich auf ganz neue Denkweisen einzulassen. Außerdem öffnet der Doppelabschluss auch beruflich viele Türen, gerade, wenn man später in einem internationalen Umfeld arbeiten möchte.
XM: Im Gegensatz zu Deutschland floriert in Polen die Wirtschaft. Hätten Sie auch in Warschau gute Jobperspektiven gehabt?
Louis Rauber: Den wirtschaftlichen Aufschwung spürt man in Warschau tatsächlich sehr deutlich. Die Universität ist hervorragend mit öffentlichen Institutionen und privaten Unternehmen vernetzt, sodass viele Studierende schon während des Studiums erste Kontakte in die Praxis knüpfen können. Dadurch ergeben sich oft gute Möglichkeiten, direkt von der Uni in einen Beruf einzusteigen. Ich habe zum Beispiel an einer Veranstaltung teilgenommen, die in Kooperation mit einer US-amerikanischen Großbank organisiert wurde und ein sehr praxisnahes Thema behandelte. Am Ende wurde mir sogar ein verkürztes Bewerbungsverfahren für eine Stelle in dem Fachbereich angeboten.
XM: Hat aus Ihrer Sicht der Doppelmasterabschluss Ihnen Vorteile bei der Arbeitssuche verschafft?
Louis Rauber: Ja, auf jeden Fall. Auslandserfahrung ist generell von großem Vorteil, nicht nur fachlich, sondern auch persönlich. Ich habe nach dem Studium den Schritt auf den Finanzplatz Luxemburg gewagt, der ebenfalls sehr international geprägt ist. Der Doppelabschluss hat mir dabei sicher geholfen, weil er zeigt, dass man sich in unterschiedlichen Umgebungen zurechtfinden kann und offen auf neue Herausforderungen zugeht. Im Bewerbungsprozess sticht man damit vielleicht auch ein bisschen aus der Masse heraus.
XM: Können Sie das Doppelmasterprogramm weiterempfehlen?
Louis Rauber: Ich würde allen Studierenden raten, die Chance zu nutzen. Man erweitert nicht nur fachlich, sondern auch persönlich enorm seinen Horizont. Für mich war der Aufenthalt in Polen eine prägende Zeit. Ich habe die Stadt Warschau, das Land, die Kultur und besonders die Kulinarik wirklich ins Herz geschlossen. Wenn man offen auf neue Erfahrungen zugeht, nimmt man unglaublich viel mit und knüpft Kontakte und Freundschaften, die über das Ende des Programms bestehen bleiben.
XM: Welche Ratschläge würden Sie Doppelmasterkandidaten, die zurzeit noch an der Uni Trier studieren, mit auf den Weg geben?
Louis Rauber: Denjenigen, die noch zögern, rate ich, holt euch Informationen ein, lest Erfahrungsberichte und sprecht mit Studierenden, die das Programm bereits absolviert haben. Das hilft enorm, ein realistisches Bild davon zu bekommen, was euch erwartet. Seid offen und traut euch einfach. Es ist eine einmalige Chance, die euch ebenfalls persönlich weiterbringt. Zudem wird man auf dem Weg wirklich gut unterstützt, sowohl von der Uni Trier als auch von den Ansprechpartnern im Ausland.
Alle Informationen zum Doppelmaster und einen Erfahrungsbericht aus Bergamo gibt es hier.
