Wirbellose im Schauaquarium der Biogeographie
Die Dreikantmuschel (Dreissena polymorpha) ist eine kleine Süßwasser-Muschel, die in unseren Flüssen und Seen weit verbreitet ist. Ursprünglich stammt die Dreikantmuschel aus dem Gebiet des Schwarzen Meeres. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts hat die Art sich massiv in Europa ausgebreitet. Zu ihrer Ausbreitung hat vor allem zunehmender Schiffsverkehr beigetragen, da die Tiere sich an Schiffsrümpfen festheften. Dreikantmuscheln filtrieren das Wasser nach Nahrungspartikeln, vor allem Algen, Bakterien und Kleintieren. Dabei reichern sie Schadstoffe im Wasser in ihrem Gewebe an. Daher sind Dreikantmuscheln ein wichtiger Organismus zum Schadstoffmonitoring in heimischen Flüssen und werden zu diesem Zweck von der Projektgruppe der Umweltprobenbank in Trier gesammelt. Seit etwa 20 Jahren wird die Dreikantmuschel vielerorts von der invasiven Quaggamuschel Dreissena rostriformis abgelöst, die ebenfalls aus dem Gebiet des Schwarzen Meeres stammt.
Der Kamberkrebs (Faxonius limosus) ist eine mittelgroße (bis 12 cm) Flusskrebsart. Wie z.B. Strandkrabben oder Hummer, gehören Flusskrebse zu den Zehnfußkrebsen. Sie laufen auf vier Beinpaaren und tragen ein Paar Scheren-bewehrte Beine. Der Kamberkrebs stammt aus Nordamerika und wurde Ende des 19. Jahrhunderts gezielt in Deutschland ausgesetzt. Er hat sich rasant ausgebreitet und ist heute eine der verbreitetsten heimischen Flusskrebsarten. Die Tiere haben geringe Ansprüche an die Gewässerqualität und finden sich in vielen Flüssen, Seen und Teichen. Sie sind nachtaktiv und leben als Allesfresser am Gewässergrund. Als Überträger der Krebspest, einer hochgefährlichen Infektionskrankheit bei Flusskrebsen, stellt diese invasive Art eine große Gefahr für heimische Flusskrebsarten dar.
Die Familie der Körbchenmuscheln (Cyrenidae) umfasst eine Vielzahl an Gattungen, welche in unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen. Die artenreiche Gattung Corbicula kommt im Süßwasser vor. Die im Süßwasser lebenden Körbchenmuscheln sind generell klein und graben sich fast vollständig im Sediment ein. Als Filtrierer ernähren sie sich von im Wasser schwebenden Partikeln, wie Plankton, Algen and Detritus. Daher sorgen sie für eine Reinigung des Wassers von organischen Schwebstoffen.
Die Posthornschnecke (Planorbarius corneus) ist über ganz Europa bis ins südliche Skandinavien und bis nach Sibirien verbreitet. Das Gehäuse der Schnecke ist flach, besteht aus vier bis fünf Windungen und kann einen Durchmesser von vier Zentimetern erreichen. Zu ihrem Namen kommt die Posthornschnecke, da ihr Gehäuse an ein altes Posthorn erinnert. Sie ernährt sich vor allem von Algen und abgestorbenen Pflanzenteilen, als Allesfresser steht aber auch Aas auf ihrem Speiseplan. Im Aquarium hilft sie den Algenwuchs in Schach zu halten.
Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) kommt auch in Deutschland in sehr vielen fließenden und stehenden Gewässern vor. Er zählt genau wie der Edelkrebs oder der Kamberkrebs zur Ordnung der Zehnfußkrebse. Als Allesfresser ist er nicht wählerisch und ernährt sich am Grund von Gewässern von Wirbellosen, Fischen, Aas oder Pflanzenresten. Zu seinem Namen kommt der Signalkrebs durch einen hellen Fleck an der Oberseite des Scherengelenks und seinen roten Scherenunterseiten, wodurch man ihn auch von anderen Arten unterscheiden kann. Der Signalkrebs ist eine invasive Art und als Überträger der Krebspest ein großes Problem für heimische Flusskrebsarten, welche nur in sehr isolierten Gewässern ohne invasive Flusskrebse vorkommen.
Der Signalkrebs in unserem Aquarium versteckt sich oft in seiner Höhle unter der großen Wurzel. Manchmal zeigt er sich aber auf der Suche nach Futter auch sehr offen.
Die Spitzhornschnecke (Lymnaea stagnalis) ist -mit ca. 5 cm Gehäuselänge- die größte heimische Süßwasser-Schnecke und in Deutschland weit verbreitet. Die Schnecken finden sich vor Allem in langsam fließenden oder stehenden und stark verkrauteten Gewässern. Sie fressen Algen und Wasserpflanzen und vermehren sich über gallertige Laichschnüre, die sie an Pflanzen befestigen. Im Aquarium können die wenige cm langen Laichschnüre auch an den Scheiben beobachtet werden.
Die große Teichmuschel (Anodonta cygnea) besiedelt schlammige und sandige Böden von langsam fließenden oder stehenden Gewässern in Nord- und Mitteleuropa. Mit ihrem Fuß gräbt sie sich teilweise im Sediment ein, sie kann sich aber damit auch fortbewegen. Als Filtrierer ernährt sie sich von im Wasser enthaltenem Plankton und Detrituspartikeln und spielt daher eine wichtige Rolle bei der Reinigung des Wassers. Für den Bitterling stellt die Teichmuschel ein wichtiges Glied in der Fortpflanzung dar, da der Bitterling seinen Laich in die Teichmuschel ablegt und diese sozusagen als Brutkammer des Bitterlings fungiert. Dieses Verhalten kann manchmal auch bei den Bitterlingen im Aquarium beobachtet werden. Dabei sucht sich das dann bunt und auffällig gefärbte Männchen eine Teichmuschel aus und verteidigt diese aktiv gegen andere Fische, bis ein Weibchen mit ausgeprägter Legeröhre seine Eier in die Muschel ablegt und diese vom Männchen befruchtet werden können. Im Gegenzug leben die Larven der Teichmuschel parasitisch auf der Haut und teilweise in den Kiemen von Fischen. Dabei ernähren sie sich vom Gewebe des Wirtes bis sie herangereift sind, dies richtet jedoch kaum Schaden an.