Arye Maimon-Institut - Aktuelle Mitteilungen und Veranstaltungen
24. Arye Maimon-Vortrag am 22. November 2023
Am Mittwoch, 22. November findet um 18 Uhr c.t. der 24. Arye Maimon-Vortrag an der Universität Trier statt. Wir freuen uns, dass wir dafür die Kunsthistorikerin
Dr. Maria Stürzebecher
(Welterbe-Büro der Stadt Erfurt)
gewinnen konnten. Dr. Stürzebecher spricht über das Thema
»Das jüdische mittelalterliche Erbe von Erfurt – Von einem Schatzfund bis zum UNESCO-Welterbe«
Am 17. September 2023 hat das Welterbe-Komitee der UNESCO auf seiner Sitzung in Riad entschieden, das »jüdische mittelalterliche Erbe von Erfurt« in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten einzuschreiben. Dr. Maria Stürzebecher hat den Prozess der Nominierung von Anfang an begleitet und kennt die neuen Welterbe-Stätten wie keine zweite. Sie hat über den »Erfurter Schatz« promoviert und dabei dessen gotische Goldschmiedearbeiten eingeordnet und als historische Quelle ausgewertet. Heute ist sie Welterbe-Beauftragte der Stadt Erfurt und zugleich Kuratorin des Museums Alte Synagoge Erfurt.
Der Vortrag findet um 18 Uhr c.t. in Hörsaal 2 statt. Wer online daran teilnehmen möchte, melde sich bitte bis zum 15. November per Mail an.
"SchUM" ist UNESCO-Welterbe!
In seiner Sitzung im chinesischen Fuzhou hat das Welterbe-Komitee der UNESCO am 27. Juli 2021 entschieden, die „SchUM-Stätten von Speyer, Worms und Mainz“ in die Liste der Welterbe-Stätten einzuschreiben. Hierzu gehören die mittelalterlichen Synagogenbezirke von Speyer und Worms sowie die alten jüdischen Friedhöfe von Mainz und Worms.
Die Abkürzung „SchUM“ geht auf die jüdischen Namen von Speyer, Worms und Mainz zurück. Die jüdischen Gemeinden dieser Städte gehörten zu den ältesten nördlich der Alpen und bildeten im Mittelalter einen Bund, der in gemeinsamen Statuten, den „Takkanot SchUM“, Ausdruck fand.
Das Welterbe-Komitee folgt mit seiner Entscheidung der Nominierung durch das Land Rheinland-Pfalz. Insbesondere wird anerkannt, dass die Ensembles von jüdischen Gemeindezentren und Friedhöfen seit dem 11. Jahrhundert die religiöse Architektur und Bestattungskultur der jüdischen Diaspora Mitteleuropas maßgeblich beeinflusst haben. Sie werden gewürdigt als einzigartige Zeugnisse für die Ausbildung der jüdischen Kultur und Identität in Europa und als Orte, die mit wesentlichen kulturellen Leistungen des sog. aschkenasischen (mitteleuropäischen) Judentums verbunden sind. Das Komitee erkennt die Integrität und Authentizität der Stätten ausdrücklich an und würdigt die bereits getroffenen und geplanten Vorkehrungen für deren Schutz und Pflege.
Mit dem 1997 gegründeten Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden (AMIGJ) war die Universität Trier an der Erarbeitung des Welterbe-Antrags durch das Land beteiligt. Zur Arbeitsgruppe des Landes unter Leitung von Dr. Stefanie Hahn (Ministerium für Inneres und Sport) gehörten außerdem Vertreterinnen und Vertreter der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), des Instituts für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg (IEK) sowie des Vereins „SchUM-Städte e.V.“, der in Abstimmung mit den beteiligten Städten und den jüdischen Gemeinden nun für das Management der Welterbe-Stätten zuständig ist.
Christoph Cluse, der für das Trierer Institut am Projekt mitwirkte, freut sich über die Entscheidung. Im Rahmen der Antragstellung war das Trierer Team zuständig für den historischen Teil und für die Quellensammlung, die dem Nominierungsdossier als Anhang beigefügt ist. „Das europäisch-jüdische Kulturerbe ist auf der UNESCO-Liste noch immer unterrepräsentiert“, gibt er zu bedenken. Er persönlich freue sich besonders darüber, dass mit der Eintragung der „SchUM-Stätten“ die welthistorische Bedeutung einer typischen Diaspora-Gemeinschaft gewürdigt werde. Mit der Entscheidung des Welterbe-Komitees seien im Übrigen keine UNESCO Fördermittel verbunden, vielmehr gehen die Kommunen und das Land dauerhafte Verpflichtungen ein, um das Welterbe für künftige Generationen zu bewahren.
Seit 17. Juli 2020 kann das Nominierungsdossier eingesehen werden unter https://gdke.rlp.de/de/ueber-uns/projekte/unesco-welterbestaetten/schum/unesco-welterbeantrag-schum-staetten-speyer-worms-und-mainz/
Alfred Haverkamp (1937–2021)
Das Arye Maimon-Institut für Geschichte der Juden trauert um
Prof. Dr. phil. Dr. h.c. (HUJI)
Alfred Haverkamp ז"ל
* 16. 5. 1937, Holdorf – † 16. 5. 2021, Trier
Alfred Haverkamp war seit der Gründung der Universität Trier Professor für mittelalterliche Geschichte. In dieser Funktion hat er in Lehre und Forschung sowie in der akademischen Selbstverwaltung tatkräftig zum Aufbau der jungen Universität und des Faches beigetragen. Mehr als 50 Doktorandinnen und Doktoranden wurden von ihm betreut. Das von ihm 1996 begründete Arye Maimon-Institut genießt internationalen Ruf.
Seit den 1970er Jahren hat Professor Haverkamp zielstrebig einen Forschungsschwerpunkt zur jüdischen Geschichte in Deutschland und Europa entwickelt. Dabei sah er sich stets als Wissenschaftler in gesellschaftlicher Verantwortung. Klar erkannte er, dass das Unwissen über die jüdische Geschichte und ihre systematische Vernachlässigung in der deutsch-nationalen Geschichtsschreibung zur Katastrophe der Shoah beigetragen haben. Angesichts der Zerschlagung der deutschsprachigen Wissenschaft des Judentums durch die Nationalsozialisten bemühte er sich deshalb um den Dialog mit jüdischen Gelehrten deutscher Herkunft in Israel, unter denen der ehemals Breslauer Historiker Dr. Arye Maimon (Herbert Fischer, 1903–1988) eine Schlüsselrolle einnahm. Auf der Basis dieses partnerschaftlichen und erfolgreichen Dialogs konnte 1996 an der Universität Trier das Arye Maimon-Institut ins Leben gerufen werden.
Der Präsident der Universität Trier, Prof. Dr. Michael Jäckel, erinnert an die Anfänge seines Wirkens in Trier: „Dr. Harnisch, der damalige Oberbürgermeister der Stadt Trier, begrüßte im Jahr 1970 die neuen Lehrenden und Studierenden. Seine Willkommensgrüße galten auch Prof. Dr. Alfred Haverkamp, der von Beginn an das Bild der mittelalterlichen Geschichte an der wiedergegründeten Universität prägte. Sein Gesicht gehörte zu unserem Campus, noch einen Tag vor seinem plötzlichen Tod hat er am Arye Maimon-Institut gearbeitet, ein Institut, das in besonderer Weise seine Handschrift trägt. Die Universität wird ihn stets in guter Erinnerung behalten.“
Zum plötzlichen Tod von Alfred Haverkamp schreibt uns sein Freund Prof. Dr. Israel J. Yuval aus Jerusalem: „Der Talmud sagt (Sotah 13b): Gott vollendet die Jahre der Gerechten von Tag zu Tag und vom Monat zu Monat. Moses wurde am 7. Adar geboren und starb am 7. Adar. David wurde an Shavuot geboren und starb an Shavuot. Professor Alfred Haverkamp ist am 16. Mai 1937 geboren und starb am Abend des 16. Mai 2021, am Beginn von Shavuot. Er war in der Tat einer der Gerechten unserer Generation. Vom Tag seiner Geburt am Pfingstsonntag bis zum Tag seines Todes an Shavuot hat er Christen und Juden verbunden. Das war die Berufung seines Lebens, die er bis zu seinem letzten Tag erfüllt hat.“
Die Angehörigen des Instituts sind über den plötzlichen Tod von Alfred Haverkamp tief erschüttert und fühlen sich in diesen Tagen mit seiner Familie verbunden, besonders mit Frau Ida Haverkamp und Prof. Dr. Eva Haverkamp-Rott.
Video vom Arye Maimon-Vortrag mit Prof. Dr. Hans-Martin Kirn (Groningen) online
Der Arye Maimon-Vortrag 2017 von Prof. Dr. Hans-Martin Kirn (Protestantse Theologische Universiteit Amsterdam-Groningen) über
Bilder von Juden und Judentum in der Reformationszeit
ist nun als Video für jeden über den YouTube-Kanal der Uni Trier abrufbar.
Wenn Sie also die Ausführungen, die sich bestens ins Reformationsgedenkjahr einfügten, verpasst haben sollten, können Sie nun den gesamten Vortrag online verfolgen. Seien Sie gespannt auf Wurzeln und Folgen der theologischen und politischen Beschäftigung von Christen mit dem Judentum im konfessionellen Zeitalter.