1) „Substandardsprachliche Varietäten im Slavischen“

Die Erforschung der substandardsprachlichen Varietäten im Slavischen steht erst am Anfang. Zwar gibt es für das Slavische vereinzelt vollständige Beschreibungen von verschiedenen substandardsprachlichen Existenzformen, beinahe gänzlich aber fehlen Arbeiten, die die Beziehungen zwischen den substandardsprachlichen Varietäten im Slavischen und deren Kontakte zu den westeuropäischen Varietäten aufdecken. Zu den wichtigsten Problemen des slavischen Substandards gehören folgende: a) die konzeptuelle und terminologische Abgrenzung der verschiedenen Substandardvarietäten (Jargon, Argot, Slang usw.); b) die lexikographische Erfassung einzelner Substandardvarietäten; c) die linguistische Analyse des lexikalisch-phraseologischen Bestandes der Substandardvarietäten (Semantik und Metaphorik); d) die Analyse der Quellen des slavischen Substandards (Dialekte, Entlehnungen usw.); e) die Ausarbeitung bestimmter Methoden und Prinzipien einer historisch-etymologischen Analyse von substandardsprachlicher Lexik usw. Im laufenden wissenschaftlichen Projekt sollen die genannten Probleme am Beispiel des Serbischen, Kroatischen, Bulgarischen, Russischen, Polnischen und Tschechischen bearbeitet werden.

2)  „Deutsch-slavische Sprachkontakte“

Die meisten slavischen Sprachen (Polnisch, Tschechisch, Slovakisch, Russisch, Kroatisch u.a.) waren im Laufe der Jahrhunderte einem starken deutschen Einfluss ausgesetzt. Die Auswirkungen dieses Sprachkontakts zeigen sich nicht nur in vielfältigen lexikalischen Entlehnungen, sondern auch in einigen anderen sprachlichen Erscheinungen. Die Einflüsse des Deutschen auf die slavischen Sprachen wurden lange Zeit angezweifelt bzw. herabgesetzt und als Störung der sprachlichen „Reinheit“ angesehen. Bis heute gibt es noch keine umfassenden Untersuchungen zu den deutsch-slavischen Sprachkontakten. Das geplante Projekt setzt sich als Aufgabe, in Kooperation mit Wissenschaftlern aus verschiedenen slavischen Ländern diese Lücke zu schließen und ein umfangreiches Handbuch zu den deutsch-slavischen Sprachkontakten zu erarbeiten.


3) „Das Leben und der Tod“. Slavische Sprachbilder in kulturellen Kontexten

Im Rahmen des Projekts sollen die zwei kulturellen Konzepte „Leben“ und „Tod“ analysiert werden, die im Zentrum des sprachlichen Weltmodells angesiedelt sind. Beide Konzepte werden als umfangreiche, aus mehreren Mikrofeldern bestehende semantische Felder dargestellt (z.B.: „Lebensstadien“, „Familienleben“, „Art des Lebens“ u.a.). Im Vordergrund steht dabei das kulturelle Wissen über diese Konzepte, das aus verschiedenen Quellen gewonnen wird: a) aus der Standardsprache (z.B.: Synonyme, derivate Lexeme, feste Vergleiche u.a.); b) aus Dialekten und Folklore (z.B.: Sprichwörter, Volksmärchen, Rätsel u.a.); c) aus Mythologie, Ritualen, Sitten und Bräuchen usw. Die gesammelten Materialien stammen aus dem südslavischen (Serbisch, Kroatisch, Bulgarisch), ostslavischen (Russisch) und westslavischen (Polnisch und Tschechisch) Areal. Durch den Sprachvergleich sollen universelle Regularitäten der Konzepte aufgedeckt und einzelsprachliche, kulturbedingte Besonderheiten dargestellt werden.