DEMKO – Die Generation des demokratischen Neuanfangs in Rheinland-Pfalz: 2.500 Ratsherren und -frauen: A(hrweiler) bis Z(weibrücken)

Die Hoffnung der französischen Besatzungsverwaltung, die Bevölkerung in den von ihr seit Juli 1945 kontrollierten Gebieten würde nach Ende der Diktatur zu Pazifismus und Demokratie finden, gründete maßgeblich in den Kommunen. In diesem Sinne titulierte Peter Heil seine maßgebliche Studie zur Thematik von 1997 nach dem zeitgenössischen Diktum „Gemeinden sind wichtiger als Staaten“. Nicht zuletzt verband sich mit diesem Motto der Demokratisierung "von unten" auch das Kalkül, jedweder Zentralisierung in der eigenen Besatzungszone entgegenzuwirken. Gegenüber allen unbestrittenen konstruktiven Zielen, die von französischer Seite mit der Föderalisierung der künftigen politischen Strukturen verbunden waren, besaß schließlich die Bewahrung der eigenen Sicherheit die absolute Priorität. Diese Sicherheit gegenüber Deutschland, das in weniger als 75 Jahren drei Angriffskriege gegen das eigene Land geführte hatte, galt in Frankreich auch nach Kriegsende noch als fragil: Unter dem Eindruck der erlittenen Kriegstraumata hatte sich über alle Parteigrenzen hinweg die Überzeugung eingestellt, die deutsche Bevölkerung sei mehrheitlich einer tiefwirkenden völkisch-nationalen Prägung erlegen und müsse in Zukunft einer planvollen politischen Umerziehung unterzogen werden. Gleichzeitig wusste man, dass die gewaltigen Wiederaufbauleistungen in den weitenteils zerstörten Städten nur durch die Tatkraft der Menschen vor Ort zu erbringen waren, denen dazu die rechtlichen Möglichkeiten eingeräumt werden müssten.

Die Gremien der kommunalen Selbstverwaltung sollten deshalb künftig mit Repräsentantinnen und Repräsentanten der Städte besetzt sein, die sich erkennbar dem Auftrag zur moralischen, kulturellen und politischen Neubesinnung aus einem bürgerschaftlichem Geist heraus verpflichteten. Hier liegen – dem Anspruch nach – die demokratischen Anfänge des Landes Rheinland-Pfalz. Indes ist über diese lokalen Akteure bislang noch viel zu wenig bekannt. Das gilt für den biographischen und geistigen Horizont der Ratsmitglieder, um die es im Kern geht, vorneweg aber für ihre schiere Identität. In informierten Kreisen vor Ort stellt sich dies im Einzelfall gewiss anders dar. Gedruckte Informationen sind jedoch meist nur an sehr entlegener Stelle verfügbar. Darüber hinaus reichende biographische Forschungen berücksichtigen fast ausschließlich prominentere Persönlichkeiten, die es etwa zum Bürgermeisteramt brachten oder in die Landespolitik aufrückten. Nur wenigen Einzelnen ist somit eine Würdigung ihrer kommunalpolitischen Arbeit zuteilgeworden.

Vor diesem Hintergrund wurde in diesem Projekt die Erstellung einer onlinebasierten Dokumentation der Stadträte in aktuell 27 Kommunen in Rheinland-Pfalz von Alzey bis Zweibrücken in Arbeit realisiert. Die Datenbank basiert wesentlich auf dem Engagement der Kommunalarchive. Die Dokumentation soll zunächst Listen der Stadtverordneten über die fünf von 1946 bis 1960 durchgeführten Kommunalwahlen beinhalten, daneben städtische Funktionsträger (Bürgermeister, Beigeordnete bzw. Dezernenten). In zwei Auswahlmenüs können entweder Städte ausgewählt oder einzelne Personen (verbunden mit Filterfunktionen "Geschlecht", "Partei") ausgewählt werden.

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Zusätzliche Informationen wurden aus älteren Statistiken des Landes Rheinland-Pfalz und aus der teils recht entlegenen lokalen Forschungsliteratur bezogen. Eine Reihe von Kurztexten wird in die Materie einführen und in kurz gefasster Form Orientierung über verschiedene Themen geben, die für die Einordnung der Kommunalwahlen und -politik relevant sind:

  • Kommunale Selbstverwaltung – Zweck und Praxis​

  • Die Wahlbeteiligung in Schlaglichtern

  • Die Wahlergebnisse im Überblick

  • Zeitleiste zur rheinland-pfälzischen und zur bundesdeutschen Geschichte: Vom Kriegsende bis zum Mauerbau (1945–1961)

  • Die rheinland-pfälzischen Städte: Bevölkerung und Verwaltungsstatus

  • Gesetzliche und organisatorische Grundlagen der Kommunalwahlen

  • Die politischen Parteien und Wählergruppen in Rheinland-Pfalz

  • Wählerinnen und Wähler: Tatsachen und Tendenzen

  • Die Stadträte: Herausforderungen, Handlungsfelder, Zuständigkeiten

In einem zweiten Schritt ist an – mehr oder minder knappe – Biogramme zu ausgewählten Persönlichkeiten zu denken, die prägend für die Geschicke der jeweiligen Stadt waren oder darüber hinaus von Bedeutung in unterschiedlichen Kontexten der Nachkriegszeit waren. Besondere Aufmerksamkeit soll der politischen Betätigung von Frauen gewidmet werden.

Die Website wird über die Universität Trier gehostet und nach Vorbild der "Trierer Armenkarte" ohne Einschränkung zugänglich sein.

 

Projektabschluss: 1.11.2023 (Release).

Projektleitung: Stephan Laux

MitarbeiterInnen: Anja Ottilie Ilg M.A., Konrad Langner, Leonard Preisler, Svenja Weith