Dass Trier zu den bedeutenden Metropolen des Früh- und Hochmittelalters im Heiligen Römischen Reich gehörte, ist heute fast vergessen. Trier gehört mit Köln und Mainz zu den römischen Großstädten, deren Substanz eine Weiterführung in die vermeintliche dunkle Zeit des Frühmittelalters ermöglichte - ja vielmehr noch, hier sind alle Schichten des Übergangs zur christlichen Kultur ablesbar, sowie eine Neuformierung der Stadt unter Berufung auf die Antike. Herausragende Bauten wie der Dom oder die Porta Nigra wurden um- und weitergenutzt.
Mit St. Maxim entstand ein erster ottonischer Großbau, - flankiert von der schwer zu rekonstruierenden Abteil St. Matthias –, der über Trier hinaus, so in Köln und Magdeburg, rezipiert wurde. Die Erzbischöfe Egbert und Poppo knüpften daran an und ließen den Dom entsprechend umbauen. Mit der Trierer Domfassade entstand um 1040 nicht nur eine erste Schaufassade innerhalb der hochmittelalterlichen Kathedrallandschaft unter klarem Rückbezug auf römische und Trierer Großbauten der Antike, sondern Trier wurde maßstabsetzend für anderen Kathedralen im Hl. Römischen Reich. Bis in die Zeit um 1200 spielte diese Anknüpfung an die Antike eine zentrale Rolle, auch im Selbstverständnis der Auftraggeber. Der Vortrag zeigt verschiedene Facetten der Trierer Antikenrezeption auf und versucht, ein neues Bild der Bedeutung Triers im Mittelalter zu entwerfen.
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Gründung des Verbundes zur Erforschung der antiken Kaiserresidenz Trier (VaKT) statt. Der offene Forschungsverbund wird getragen vom Rheinischen Landesmuseum Trier und der Universität Trier.