Die spätantike Befestigung von Bitburg im Umland der Kaiserresidenz Trier
An der römischen Fernstraße von Trier nach Köln entstand wohl bereits ab augusteischer Zeit die Straßensiedlung Beda/Bitburg. Aufgrund der verkehrsgeografisch günstigen Lage an der wichtigen Transport- und Kommunikationsachse entwickelte sich Beda in der mittleren Kaiserzeit zu einem prosperierenden vicus mit einer Längenausdehnung von ca. einem Kilometer. Mit dem Aufschwung der Stadt Trier als Kaiserresidenz gewann Bitburg in der Spätantike eine neue Bedeutung. Im frühen 4. Jh. n. Chr. errichtete man auf einer stark reduzierten Fläche von 1,73 Hektar ein castrum mit 3,80 m starken Mauern, 13 Rundtürmen, zwei Torbauten und einem vorgelagerten Grabensystem. Da der spätantike Mauerring um 1340 in die mittelalterliche Stadtmauer integriert und bis in die Neuzeit genutzt wurde, zählt Bitburg zu den besterhaltenen spätantiken Befestigungsanlagen nördlich der Alpen. Dabei steht das castrum im Kontext zahlreicher Befestigungsanlagen im spätrömischen Gallien und insbesondere im Umland der Trierer Residenz. Welche politischen Umstände führten zum Bau dieser Befestigungen? Wer initiierte die Baumaßnahmen? Welche Rolle spielten die castra beim Schutz der lokalen Bevölkerung, der Kontrolle der Straßen, der Lagerung von Lebensmitteln und Ausrüstung für die spätrömische Armee und der Absicherung der Kaiserresidenz? In welcher Beziehung stand das Bitburger castrum zu seinem direkten Umland, zum Langmauerbezirk, zu den spätrömischen villae und Höhensiedlungen, zu Trier, zum Palatiolum von Pfalzel und zu weiteren Befestigungen im Umland der Residenz, wie Neumagen, Arlon und Jünkerath? Welche Prozesse sind in Bitburg mit dem Abzug des kaiserlichen Hofes aus Trier verknüpft? Wie entwickelte sich der befestigte Ort nach dem Zerfall der weströmischen Administration zu einem zentralen Ort des Frühmittelalters? Die von Prof. Michael Mackensen an der LMU München betreute Dissertation geht diesen Fragen nach und untersucht den Transformationsprozess Bitburgs von der mittleren Kaiserzeit bis in das Frühmittelalter.
Ferdinand Heimerl