Das historische Pandemie-Wörterbuch „Pandemictionary“ als lexikographisches Linked-Open-Data-Netzwerk

In Teilprojekt 1 entwickeln wir im Rahmen des LODinG-Projekts des Trierer Zentrums für Digitale Geisteswissenschaften das historische Pandemiewörterbuch „Pandemictionary“, das sich mit dem Wortschatz historischer Pandemien wie Cholera und Spanischer Grippe beschäftigt. Es analysiert, wie die Menschen damals über diese Pandemien gesprochen haben, indem es historische Korpora durchsucht und das Pandemiewortschatz als verlinkte offene Daten sammelt. Die Daten werden zum einen für die Veröffentlichung und den Abruf in einer Wikibase und zum anderen als Wörterbuch in einer Wiki-Instanz auf der Grundlage der Struktur des Wiktionary aufbereitet. Das Wörterbuch bietet Informationen über die Bedeutung, Aussprache und Grammatik von Schlüsselwörtern sowie authentische Beispiele, die die Verwendung und die Nuancen der Wörter in verschiedenen Kontexten illustrieren.

TP1 (Digitale Lexikographie / Germanistik): Pandemiewortschatz und LOD – (Infektions-)Krankheiten in vernetzten digitalen Wörterbüchern

Die Einflüsse der Corona-Pandemie lassen sich auch in unserem Sprachgebrauch wiederfinden, insbesondere zeigen sie sich auf der lexikalischen Ebene in einem neuen Wortschatz (Klosa-Kückelhaus/Kernermann et al. 2022). Festgehalten wird dies in digitalen Wörterbüchern, wie beispielsweise dem aktuellen, digital erarbeiteten Wörterbuch mit dem „Neuen Wortschatz rund um die Coronapandemie“ des Neologismenwörterbuchs des IDS.1 Epidemien oder Pandemien hatten jedoch auch in früheren Epochen/Jahrhunderten Einfluss auf den Sprachgebrauch, was u.a. im Trierer Wörterbuchnetz (https://woerterbuchnetz.de) dokumentiert wird, dessen Wörterbücher die deutsche Sprache zu unterschiedlichen historischen Sprachstufen abbilden. Unser Pilotprojekt fokussiert die Vernetzung derartiger lexikographischer Ressourcen nach dem Prinzip gemeinsamen „Semantics by Referenzpunkt Reference“ bildet ein (Cimiano/McCrae/Buitelaar projektspezifisches 2016). Den Konzeptvokabular zu (Infektions-)Krankheiten, dessen Einträge mit Normdaten des Semantic Web verknüpft sind. Die Artikel der verschiedenen Ressourcen werden auf der Basis ihrer Bedeutungsangaben einem oder mehreren Konzepten des Vokabulars zugeordnet. Dies ermöglicht einen ressourcenübergreifenden Vergleich: Welche modernen und historischen Begriffe existieren im Themenfeld (Infektions-)Krankheiten? Lassen sich sprachliche Phänomene der Coronapandemie auch in den älteren Wortschätzen wiederfinden? Haben Bedeutungs- oder Bezeichnungswandel stattgefunden? Gleichzeitig knüpft das Projekt an die vermehrten Bestrebungen der letzten Jahre an, lexikographische Daten als Linked Open Data vorzuhalten und in das Semantic Web einzubinden (vgl. Wandl-Vogt/Declerck 2014; Chiarcos/Fäth/Ionov 2020; Zacherl 2022).

References

Chiarcos, Christian; Fäth, Christian; Ionov, Maxim (2020). “The ACoLi Dictionary Graph”. In: Proceedings of the 12th Language Resources and Evaluation Conference, 3281-3290. URL: https://aclanthology.org/2020.lrec-1.401.

Cimiano, Philipp; McCrae, John P.; Buitelaar, Paul (Hg.) (2016): Lexicon Model for Ontologies: Community Report, 10 May 2016. URL: https://www.w3.org/2016/05/ontolex.

Klosa-Kückelhaus, Annette; Kernerman, Ilan (2022). Lexicography of Coronavirus-related Neologisms. Berlin, Boston: De Gruyter. URL: https://doi.org/10.1515/9783110798081.

“Neuer Wortschatz rund um die Coronapandemie”. In: Neologismenwörterbuch (2006ff.). OWID – Online Wortschatz-Informationssystem Deutsch, hg. v. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache, Mannheim, https://www.owid.de/docs/neo/listen/corona.jsp#.

Wandl-Vogt, Eveline; Declerck, Thierry (2014): “Cross-linking Austrian dialectal dictionaries through formalized meanings”. In: Andrea Abel, Chiara Vettori und Natascia Ralli (Hg.): Proceedings of the XVI EURALEX International Congress. The User in Focus . Bolzano/Bozen, S. 329–343.

 

Team

  • JProf. Dr. Susanne Kabatnik
  • Dr. Claudia Bamberg
  • Anne Klee

Project Activities

Conference Presentations

  • Susanne Kabatnik, Anne Klee, Maria Hinzmann, Claudia Bamberg, Thomas Burch, Frank Queens: "Historischer Pandemiewortschatz und Linked Open Data (LOD): Lexikalische Veränderungen und kulturelle Reaktionen im Spiegel der Cholera", präsentiert auf der IDS-Jahrestagung, 12.03.25, Mannheim.
  • Susanne Kabatnik, Anne Klee, Maria Hinzmann, Claudia Bamberg, Frank Queens, Thomas Burch: "'Choleraausbruch zwang zur Rückkehr'. Die Auswahl von Beispielen für das Pandemictionary-Projekt als lexikographisches Linked Open Data-Netzwerk". Vortrag präsentiert bei der Jahrestagung der Gesellschaft für Angewandte Linguistik (GAL), Universität Dresden, 12.09.2024.

Publications

  • Susanne Kabatnik, Anne Klee (2024, i. Druck): "Historischer Pandemiewortschatz am Beispiel der Cholera - eine korpusbasierte quantitativ-qualitative Untersuchung historischer Korpora". In: Sprachwissenschaft 49 (3).

  • Claudine Moulin (2020): "Linguistische Kreativität in Pandemiezeiten - eine sprachhistorische Annäherung". In: Aptum, Zeitschrift für Sprachkritik und Sprachkultur 16 (2/3), S. 168-173.

  • Susanne Kabatnik, Anne Klee, Maria Hinzmann, Claudia Bamberg, Frank Queens, Thomas Burch (accepted): "Linked Open Data als neues geisteswissenschaftliches Paradigma? Zu einer aktuellen Debatte in den Digital Humanities am Beispiel des „Pandemictionary“". In "From Global to Local? Digitale Methoden in den Geisteswissenschaften im deutschsprachigen Raum: Ein Triptychon", herausgegeben von Ulrike Wuttke, Melanie Seltmann, Christopher Nunn, Anne Baillot, Christian Schröter und Christian Wachter.

Workshop zu Pandemiewortschatz und Neorate, mit Annette Klosa-Kückelhaus und Jan-Oliver Rüdiger vom IDS (via Zoom), 16.10.2024.