Dienstag, 9. Dezember 2014, 18 Uhr – VHS Trier, Raum 5, Palais Walderdorff, Domfreihof

Dorothee Wierling (Forschungsstelle für Zeitgeschichte, Hamburg) 

Eine Familie deutet den Krieg.
Gewalt, Tod und Trauer in Briefen und Tagebüchern 1914 - 1918

Zwischen 1914 und 1918 schrieben sich die sozialistische Feministin Lily Braun, ihr Ehemann Heinrich Braun, der gemeinsame Sohn Otto Braun und die Freundin des Hauses, Julie Vogelstein, ca. 2000 Briefe. Der Sohn, der sich freiwillig gemeldet hatte, führte während des Krieges Tagebuch, das in sieben Heften ca. 1000 Seiten umfasste. Seine Mutter publizierte programmatische Schriften und einen Kriegsroman. Auf der Basis dieser Quellen wird im Vortrag gezeigt, wie der Krieg in das Leben der Protagonisten eingriff, ihr Selbstbild und ihre Beziehungen veränderte, wie sie mit der Erfahrung von Gewalt und Tod umgingen, und wie sie in ständigem Austausch miteinander den Sinn des Krieges und seine Bedeutung für den Einzelnen und die Familie aushandelten.


Dorothee Wierling

ist Stellvertretende Vorsitzende der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg. Sie promovierte zur Sozialgeschichte von Dienstmädchen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, habilitierte über die Kollektivbiographie des Geburtsjahrgangs 1949 in der DDR und veröffentlichte zuletzt die Monographie: "Eine Familie im Krieg. Leben, Sterben und Schreiben 1914 - 1918", Göttingen 2013. Zur Zeit nimmt sie die Gerda-Henkel-Stiftungsprofessur am Deutschen Historischen Institut London und der London School of Economics and Political Scinece wahr, wo sie eine Arbeit über den Hamburger Rohkaffeehandel im 20. Jahrhundert abschließt.